Kaiserslautern Der Betzenberg ruft

Kurz vor Saisonbeginn öffnet der 1. FC Kaiserslautern für seine Fans die Tore des Fritz-Walter-Stadions. Das Stadionfest als Einstimmung auf die neue, immer mit vielen Hoffnungen verbundene Spielzeit. Auch am Samstag sind die Fans, wenn auch nicht mehr so zahlreich wie in den vergangenen Jahren, dem Ruf des Betzenbergs gefolgt (wir berichteten in der RHEINPFALZ am Sonntag).

Von ausgelassener Festtagsstimmung ist an diesem herrlichen Julitag aber um kurz nach 11 Uhr noch nicht viel zu spüren. Nur spärlich sind die Ränge in dem großen Stadionrund besetzt, als die beiden Fußballmannschaften einlaufen. Mancher der Zuschauer guckt noch ziemlich verschlafen aus der roten Fanwäsche. Das gilt aber nicht für Horst Eckel. Der 54er-Weltmeister steht im Mittelkreis und führt den Anstoß zum Spiel der FCK-Traditionsmannschaft gegen die Ü-40-Nationalmannschaft des Großherzogtums Luxemburg aus. Bei diesem einen Ballkontakt bleibt es dann aber. Eckel verlässt gemessenen Schrittes das Feld. Die Partie kann beginnen. In der Traditionself sind Spieler mit recht klangvollen Namen am Ball: Marco Haber, Marco Reich, Thomas Riedl und Roger Lutz. Auch Markus Schupp ist dabei. Er trägt an diesem späten Samstagvormittag statt des obligatorischen Sportdirektoranzugs eine kurze rote Hose und ein rotes Trikot. Wie immer ist Manni Plath mit großem Einsatz am Ball, als ginge es in diesem Spiel noch um Punkte und Pokale. Keine 30 Schritte entfernt, in der Halle der Nordtribüne, ist eine schnellere Gangart angesagt. Laute, schwarze Musik dröhnt aus den Boxen und gibt den Headisspielern an den Tischtennisplatten den Rhythmus bei ihren gewandten Kopfballspielen vor. Hinter ihnen hat sich vor einem Stand eine Menschenschlange gebildet. Zumeist ein untrügliches Zeichen dafür, dass es etwas umsonst gibt. Und so ist es auch hier. Man kann sich kostenlos fotografieren lassen und so seinen „persönlichen FCK-Moment“ als Erinnerungsfoto mit nach Hause nehmen. „300 bis 400 Bilder werden wir machen“, sagt der junge, zum Fototeam gehörende Brasilianer José Francisco Brito da Silva und erzählt, dass er immer noch traurig über die 1:7-Niederlage seiner Nationalmannschaft gegen Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft sei. Glücklich ist dagegen der sechs Jahre alte Julien. Stolz zeigt seine Mutter eine Urkunde, in der dem jungen Kicker bescheinigt wird, dass er eine Fußballprüfung bestanden hat. Vielleicht wird ja aus ihm mal ein Bundesligaspieler. Ein absoluter Hingucker bei diesem Stadionfest ist der Mercedesbus, mit dem vor 60 Jahren die deutsche Fußballnationalmannschaft mit ihrem Kapitän Fritz Walter unterwegs war. Die Idee, den Bus der 54er-Weltmeister zum Stadionfest zu holen und mit ihm Rundfahrten durch die Stadt zu unternehmen und dabei Orte anzusteuern, die mit den fünf Lauterer Weltmeistern verbunden sind, hat Erich Huber vom FCK-Fanclub Fairplay gehabt. „Es ist ein voller Erfolg, alle Fahrten sind ausgebucht“, kann der rührige Fan-clubmann bereits um halb eins vermelden und macht sich sogleich daran, noch eine Extratour zu organisieren. Die Sache mit dem WM-Bus sei „eine wunderbare Idee“, sagt das FCK-Aufsichtsratsmitglied Ottmar Frenger und erzählt, dass er auf einer der Fahrten als Reiseführer fungiert habe. Auch unter dem Zeichen der Nostalgie steht der Basar in der Südtribüne, den Thomas Butz und Rolf Conrad bereits zum 16. Mal organisiert haben. Von der Autogrammkarte über Wimpel und Schals bis zu alten Fußballmagazinen und -büchern wird hier alles präsentiert, was das Sammlerherz erfreut. Freude dürfte das Stadionfest den FCK-Fans bereitet haben, von denen natürlich alle hoffen, dass sie und die Roten Teufel am Ende der Saison auch Grund zum Feiern haben.

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