Kaiserslautern Das Schulbuch neu denken

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Ein Buch, das den Schülern nicht nur Wissen vermittelt, sondern selbstständig erkennt, wann ein Schüler Unterstützung braucht: Mit Hilfe der Digitalisierung soll dies künftig möglich sein. Mitarbeiter der Technischen Universität (TU) und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) arbeiten derzeit an einem Buch, das die technologische Entwicklung mit fachdidaktischen Konzepten verschmelzen soll.

Wie lässt sich das Schulbuch neu denken? Dieser Frage gehen Professor Andreas Dengel (DFKI) und Professor Jochen Kuhn vom Physiklehrstuhl der TU derzeit nach. Ihre Arbeit ist Teil des Projekts U.EDU (wir berichteten), das seit Januar läuft. Als Grundlage dient das Physikbuch Dorn/Bader des Schroedel-Verlages – eines der am weitesten verbreiteten Physikbücher in der Schule, wie Kuhn berichtet. Denn nicht nur die Wissenschaftler, auch die Verlage sind an den Möglichkeiten der Digitalisierung interessiert, schildert Dengel, der am DFKI seit Jahren zum Thema forscht. Die Wahl der Wissenschaftler fiel auf ein Physikbuch, da es alle Elemente enthält, die ein Schulbuch ausmachen, wie Kuhn sagt: Text, Grafiken, Bilder, Formeln, Diagramme und Merksätze. „Wir müssen das Schulbuch intelligent machen“, berichten Kuhn und Dengel davon, dass es nicht nur darum gehe, den vorhandenen Inhalt des Buches in digitaler Form zu präsentieren. Vielmehr sollen neue Ideen und Konzepte entwickelt werden, die das Lernen aktiv unterstützen sollen. Damit Schüler und Buch in Zukunft miteinander interagieren können, setzen die Forscher auf sogenannte Eye-Tracker, die die Augenbewegungen des Lesers mitverfolgen und daraus Informationen ableiten. Als Eye-Tracker kann entweder eine Brille dienen, oder der Tablet-Computer selbst, auf dem das digitale Buch abgerufen wird, kann damit ausgestattet werden, schildert Dengel. „Ein Lehrer kann seinem Schüler nicht in den Kopf sehen, ob er den Inhalt versteht oder warum er ihn nicht versteht“, sagt Kuhn. Mit Hilfe des Eye-Trackings lasse sich indes feststellen, an welcher Stelle das Auge des Schülers hängenbleibt, an welcher Stelle er mehr Informationen benötigt. Diese soll ihm das Buch entweder auf Wunsch oder automatisch anbieten, wie Dengel erklärt. Etwa, indem es dem Schüler ein Video zeigt, in dem ein Experiment anschaulich erklärt wird. Denn neben dem Inhalt, den das digitale Buch an sich enthält, soll es gleichzeitig wie eine Art Schlüssel zum Internet fungieren, wo bei Bedarf zusätzliche Informationen gewonnen werden können. Schüler ab der siebten Klassenstufe sollen von Anfang an an der Entwicklung des Buches beteiligt sein. So sei ein Labor geplant, in dem Schüler die Entwicklungen testen können und den Forschern Rückmeldung geben, wie der Umgang mit dem neuen Lernmedium sei, schildert Dengel. Er betont, dass es wichtig sei, die Akzeptanz für dieses Medium zu wecken. So gelte es, auch Lehrer und Lehramtsstudierende mit den neuen Medien vertraut zu machen und ihnen zu zeigen, wie sich diese im Unterricht einsetzen lassen, ergänzt Kuhn. Die digitale Schulbuchform biete etwa den Vorteil, dass sich damit integrativer Schulunterricht gestalten lasse, da sich das digitale Buch unterschiedlichen Lerntempi anpassen kann. Weiter könnte das digitale Buch als Plattform genutzt werden, bei der die Schüler selbst dazu beitragen können, den Inhalt des Buches zu erweitern, indem sie beispielsweise ihre Experimente anderen Schülern zur Verfügung stellen. Gleiches gelte für die Lehrer, die ihre Diagramme online stellen könnten – auf diese Weise hätte das künftige Schulbuch viele Autoren und verschiedenste Inhalte, schließt Kuhn. |jtt

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