Kaiserslautern Corona-Ansteckungsrisiko laut Forschern in Fruchthalle gering

Wie verteilen sich Aerosole in der Fruchthalle? Dieser Frage gingen Forscher im Januar nach und führten Messungen vor Ort durch.
Wie verteilen sich Aerosole in der Fruchthalle? Dieser Frage gingen Forscher im Januar nach und führten Messungen vor Ort durch.

Die Studienergebnisse sind da: Bei Veranstaltungen in der Fruchthalle herrscht laut Wissenschaftlern ein sehr geringes Infektionsrisiko. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des Fraunhofer-Instituts aus Goslar.

Vor rund einem Monat haben die Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts Goslar in der Fruchthalle sogenannte Aerosol-Messungen durchgeführt. Dabei sollte ermittelt werden, wie hoch die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus während einer Veranstaltung in der Fruchthalle ist. Laut Robert-Koch-Institut spielen in der Übertragung des SARS-2-Coronavirus neben Tröpfchen auch Aerosole – das sind feinste luftgetragene Flüssigkeitspartikel und Tröpfchenkerne, die längere Zeit in der Luft schweben können – eine Rolle. Wie genau sich diese Aerosole in der Fruchthalle, die über eine leistungsstarke Lüftungsanlage verfügt, verhalten, sollte ermittelt werden.

Alle 20 Minuten Luftaustausch

Laut Stadtverwaltung wird in der Fruchthalle alle 20 Minuten das komplette Raumvolumen zu 100 Prozent durch Außenluft ersetzt. Die Frage, die geklärt werden sollte, war: „Reicht das, um das Infektionsrisiko zu minimieren, wenn die Besucher zudem Abstand halten und Maske tragen?“

Die Messungen wurden an drei Orten in der Fruchthalle durchgeführt, im Parkett Mitte sowie am Rand und auf der Galerie. Mit hochsensiblen Sensorgeräten wurde die Verteilung und Verdünnung der Aerosole, die von einem Dummy analog des menschlichen Atems ausgestoßen wurden, um diesen herum in verschiedenen Abständen gemessen, wie die Stadtverwaltung schildert.

Ergebnisse sind mit Epidemiologen abgestimmt

Nun liegt das Ergebnis der Untersuchung vor: Zwar konnten die Forscher teilweise auch noch im Abstand von zehn Metern zum Dummy Aerosole messen, allerdings nur in ganz geringer Konzentration. Ihre Folgerung: „Wenn alle Besucher Maske tragen, reicht es aus, zwei Nachbarplätze frei zu lassen sowie von Reihe zu Reihe so zu besetzen, dass jeweils die direkt vorgelagerten Plätze schachbrettartig frei bleiben“. Diese Einschätzung werde von Michael Pietsch, dem Leiter der Hygieneabteilung am Uni-Klinikum Mainz sowie dem Frankfurter Virologen und Epidemiologen Martin Stürmer geteilt, mit denen das Ergebnis abgestimmt worden sei.

Gleichzeitig liefern die Empfehlungen laut Stadtverwaltung eine Bestätigung des Sicherheitskonzeptes, das im April 2020 für die Fruchthalle entwickelt wurde. Das Konzept sieht vor, das Publikum bereits bei Betreten der Fruchthalle vom geschulten Ordnungspersonal willkommen zu heißen und dann zum Platz zu begleiten. Dabei wird darauf geachtet, dass eine Hand-Desinfektion stattfindet, Masken getragen und die Abstände eingehalten werden. Auch die vorgeschlagene Sitzordnung wurde bereits in der Fruchthalle umgesetzt.

„Durch die Untersuchungen sind wir zu der Einschätzung gekommen, dass bei einer Inzidenz unter 50 und bei einer Besetzung der Fruchthalle gemäß unserem Konzept eine Veranstaltung nicht zu einem sogenannten „Superspreader“-Ereignis werden kann“, betont Kulturamtsleiter Christoph Dammann.

Hoffen auf ein früheres Öffnen

Bereits im November hatte das Fraunhofer Institut aus Goslar gemeinsam mit der Firma ParteQ aus Kuppenheim, eine Aerosol-Messung im Konzerthaus Dortmund durchgeführt. Dabei habe sich ergebe, dass „mit Maske praktisch keine Infektion mit allen Nachbarplätzen möglich“ sei. Da die Lüftungsanlagen in verschiedenen Versammlungsstätten unterschiedlich konstruiert sind, verhalten sich auch die Luftströmungen anders. Daher hatte sich Dammann dazu entschlossen, das Verhalten von Aerosolen auch für die Fruchthalle untersuchen zu lassen. Das Kulturministerium Rheinland-Pfalz übernahm die Hälfte der Kosten, die laut Stadtverwaltung „im untersten vierstelligen Bereich“ angesiedelt sind.

„Ich bin sehr froh, dass unser Fruchthallenteam so professionell vorgegangen ist, sich auch schon frühzeitig mit vielen Experten und dem Kulturministerium verständigt hat und so die Sicherheit unserer Gäste in der Fruchthalle gewährleistet“, lobt Bürgermeisterin und Kulturdezernentin Beate Kimmel.

Dammann verweist auf eine aktuelle Studie des Hermann-Rietschel-Instituts an der Technischen Universität Berlin, die berechnet hat, wie hoch das Infektionsrisiko über Aerosole in geschlossenen Räumen ist und unterschiedliche Räumlichkeiten miteinander verglichen hat. Das Spektrum der untersuchten Räume erstreckt sich von Theatern und Museen mit Maske über Friseure, Bus und Bahn, Supermärkte, Büros, Restaurants bis hin zu Schulen, wobei Theater und Museen laut Dammann an unterster Stelle des situationsbedingten Risikos stehen. Aus seiner Sicht spreche dies dafür, dass Theater und Konzertsäle nicht als Letztes öffnen sollten wie nach dem ersten Lockdown.

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