Kaiserslautern Betze-Geflüster: Große Liebe

Guido Marklowsky hat es ganz schön erwischt. Er schläft kaum noch, ist ständig unterwegs, guckt ständig aufs Handy, kloppt Überstunden, damit er frei bekommt. Seine große Liebe, oder wie er es nennt, sein Hobby, bestimmt sein Leben. Als er 14, 15 war, hat alles angefangen. Er hat Sportschau geguckt. War nicht so einfach in Leipzig, damals noch in der DDR, „aber wir hatten Westfernsehen“, sagt der heute 47-Jährige und grinst verschmitzt. Damals hat er sich infiziert, hat fortan immer vom Betzenberg geschwärmt, von der Stimmung dort und hatte nur ein Ziel: „Ich wollte da hin.“ 1987 schrieb er an den FCK und fragte nach Autogrammkarten. „Der Spieler Uwe Eckel hat mir damals die Adresse vom Fanclub Waldsee und von Albert Nieser geschickt, dem früheren Vorsitzenden.“ Marklowsky nahm Kontakt auf und wurde sofort Ehrenmitglied. „Es gab ja damals noch die Grenze.“ 1990, als die Mauer offen war, hat er dann Nägel mit Köpfen gemacht. „Ich bin hier rübergekommen, habe einen Job gekriegt und bin hängen-geblieben.“ Heute wohnt er immer noch in Waldsee, arbeitet in der Gießerei von Mercedes als Systemführer und fühlt sich pudelwohl in der Pfalz. Dass er seinem Verein hinterhergezogen ist, hat er nie bereut. Es fing ja auch gleich mal gut an. „Seit 1991 habe ich eine Dauerkarte, habe alle großen Spiele mitgemacht, Barcelona, London, Amsterdam, Odense, Kilmarnock, Helsinki, Eindhoven, Lens.“ Seine Sammlung an FCK-Utensilien wuchs. „Ich könnte ein Museum aufmachen“, meint er. 2004 wurde Marklowsky, der sich längst ehrenamtlich für seinen Verein engagiert, stellvertretender Regionsleiter. Bei den Sitzungen lernte er die anderen Vorsitzenden kennen. Und so passierte es, dass ihn eines Tages Otto Roth, der Vorsitzende der Fanregion Überregional, ansprach, ob er sich nicht vorstellen könnte, sein Nachfolger zu werden. „Ich habe um Überlegungszeit gebeten“, gestand er und erzählt vom Respekt, den er vor der Aufgabe und dem Vorsitzenden hatte, der 23 Jahre im Amt war. Die Liebe zum FCK siegte wieder einmal. Er bewarb sich. Seit 16. September 2012 ist er zuständig für 82 Fanclubs weltweit, darunter der größte, die Betzemännchen, der älteste, Nomborn, exotische wie den FCK-Fanclub Norbert Thines Tarnovo, und weit entfernte wie den FCK-Fanclub Australia Queensland. Marklowsky nimmt seinen ehrenamtlichen Posten ernst, opfert seine freie Zeit dem FCK, „und irgendwann kommt dann meine Lebenspartnerin“, die ab und zu mitkommt zu den Spielen, aber sonst ihre eigenen Hobbys hat. „Sie spielt Badminton in Waldsee, ist im Vorstand des ASV, organisiert gerade das Bierfest.“ Marklowsky ist anderweitig unterwegs. Er hat eine Dauerauswärtskarte, fährt schon mal 600 Kilometer für ein Freundschaftsspiel nach Auxerre und danach wieder zurück, für 17 Stunden nach Belek zu zwei Spielen im Trainingslager. Dass er manchmal um 2 Uhr morgens heimkommt, um 4 wieder aufsteht und arbeiten geht, ist für ihn selbstverständlich. „Schlaf wird absolut überbewertet“, findet er. Dafür hat er mittlerweile soviel mit seiner großen Liebe erlebt, dass er schon ein Buch schreiben könnte, wie er sagt. Ein paar Anekdoten könnte er auch von seinem zweiten Hobby beisteuern. Der Nationalmannschaft, mit der er ebenfalls durch die Welt reist, mal schnell auf die Färöer-Inseln fliegt, von denen er bisher „nur wusste, wo sie liegen“. Zur Fußball-WM ist er fünf Wochen in Brasilien, mit einem Ziel im Hinterkopf: „Dort gibt es so viele FCK-Fans, besonders in Recife, der Gegend, aus der Ratinho kommt. Ich will da einen Fanclub gründen.“ Doch erstmal verfolgt er eine andere Mission, die Mission Aufstieg. Denn dass sein FCK den packen kann, daran hat er keine Zweifel.

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