Kaiserslautern Betze-Geflüster: Erst die Punkte, dann die Dubbegläser

Maria Huber
Maria Huber

„Drei im Weggla“ kennt Martin Bader natürlich, die drei Bratwürste im Brötchen, die es selbstverständlich auch im Stadion in Nürnberg gab, hat er immer wieder mal gegessen, und sie haben ihm geschmeckt. Aber das mit den Leberknödeln und dem Saumagen versucht er „immer wieder zu umschiffen“. So ganz vorstellen kann er sich noch nicht, dass Leberknödel ohne Suppe und mit Sauerkraut schmecken, auch wenn er gehört hat, dass die pfälzische Küche gut sein soll. „Im Sommer, wenn ich ein paar Tage Zeit habe, will ich mir alles anschauen“, sagt er und schiebt hinterher, „vor Juni geht da nichts, und danach beginnt ja die Transferperiode“. Martin Bader kennt das mit dem Umziehen, dass das mit dem Ankommen dann erst mal ein bisschen dauert. Er ist viel rumgekommen, war in Bayreuth, Hamburg, Berlin, Nürnberg, Hannover. Was ist da für ihn Heimat? Der Sportdirektor muss nachdenken. Schwaben, sagt er dann. Das kleine Dorf bei Reutlingen, in dem er aufgewachsen ist. Der Schulhof, die Grundschule, das Gymnasium, der Bolzplatz und der VfL Pfullingen, wo er in der U19 gespielt hat. Seine fußballerische Karriere war kurz, aber erfolgreich. „Ich bin ein Spätberufener“, sagt er und erzählt von den zwei Jahren, in denen er beim VfL in der höchsten deutschen Jugendliga gespielt hat. Er ist seinen Eltern dankbar, dass er alles ausprobieren durfte. Er war im Skiclub, fährt auch heute noch Ski, war Leichtathlet, ist schon Marathon gelaufen, hat Tischtennis gespielt. Aber Fußball hat ihn am meisten fasziniert. „Ich bin schon immer Fußballfan gewesen“, erzählt der 50-Jährige. „Ich habe Radio gehört und beim VfB Stuttgart die ersten Spiele live gesehen.“ Seine Fußballkarriere endete jäh, als er sich bei der Bundeswehr verpflichtete und dann zum Studieren nach Bayreuth ging. „Seniorenbereich, und Bayreuth hat damals Zweite Liga gespielt. Da reichte mein Talent nicht“, erkannte er selbstkritisch und legte das Thema aktiver Fußball auf Eis. Bis er nach Berlin ging, in die Stadt, die ihn am meisten faszinierte. „’94 nach der Wende, da passierte jeden Tag was. Ich war 26 bis 36. Das war eine spannende Zeit“, sinniert er. Dass Bader sich an seine Stürmerqualitäten erinnerte und wieder die Fußballschuhe schnürte, hatte was mit Dieter Hoeneß zu tun. Der damalige Hertha-Manager machte das Fußballspielen für seine Mitarbeiter zur Pflichtveranstaltung. „Nur treffen durfte man gegen ihn nicht. Dieter Hoeneß wollte immer gewinnen“, erzählt Bader mit einem Grinsen. Im fränkischen Kapitel seines Lebenslaufs, das dann folgt, kommt der Schwabe nicht mehr als Fußballer vor, er probiert was Neues aus und bleibt da hängen. Er wird begeisterter Golfer – und auch noch ein richtig guter. Seit zehn Jahren spielt er jetzt, hat sich zu Handicap zwölf vorgearbeitet. „Wenn ich was anpacke, dann entwickle ich da ziemlichen Ehrgeiz“, sagt er mit einem Schulterzucken. Bader, der im Moment keine Zeit zum Golfen hat, denkt gern an die Zeit in der Frankenmetropole. Fast zwölf Jahre war er da, neun davon war der FCN in der Bundesliga, er hat mehrere Aufstiege erlebt und einen Pokalsieg – gegen seinen ehemaligen Lieblingsverein VfB Stuttgart. Der Schwabe hat Nürnberg kennen und lieben gelernt. Er hat direkt an der Stadtmauer gewohnt und draußen im Grünen, ist immer wieder umgezogen. „Fünfmal in den elf Jahren“, zählt er zusammen und wundert sich selbst ein wenig darüber, wie oft er schon Kisten gepackt hat. Bocksbeutel („ist mir zu süß“) waren nicht im Koffer, als er mal wieder umgezogen ist Richtung Hannover und später nach Kaiserslautern. Zu einem Verein, der was von dem hat, was ihn an Nürnberg fasziniert hat: die Treue und Unterstützung der Fans, die Verbundenheit der Stadt und der Region mit dem Verein. Den Riesling aus der Pfalz kannte er schon vorher. „Mein Vater ist aus Freiburg, von ihm kenne ich die badischen Weine, aber er hatte auch immer Riesling, und den mag ich.“ Die legendären Weinfeste stehen mit auf der Liste, die er im Sommer abarbeiten will. Auf der stehen auch die Vorderpfalz, Speyer und der Dom, der Pfälzerwald. „Ich will Gunther Metz in seinem Weinberg besuchen.“ Aber vor dem Vergnügen kommt die Arbeit und vor den Dubbegläsern kommen die Punkte.

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