Kaiserslautern Beifall lässt sogar ein Lächeln aufblitzen

Bei internationalen Wettbewerben ausgezeichnet: Alexander Kisch, Sarina Zickgraf und Oliver Erlich (von links) sowie ihre jungen
Bei internationalen Wettbewerben ausgezeichnet: Alexander Kisch, Sarina Zickgraf und Oliver Erlich (von links) sowie ihre jungen Musiker-Kollegen haben beim Villa-Musica-Gastspiel in Ramstein ihr Können bewiesen.

Ein Hauch von Weltstadt wehte am Sonntagabend durch das Ramsteiner Congress Center, als der erste Solo-Kontrabassist der Berliner Philharmoniker, Janne Saksala, mit fantastischen jungen Musikern Beethovens Septett spielte. Die Mitspieler des Finnen zählen zu den besten Stipendiaten der Villa Musica Rheinland-Pfalz, alle sind Preisträger internationaler Wettbewerbe auf Klarinette, Horn, Fagott und Streichinstrumenten.

In dem von Villa Musica präsentierten Programm stellte sich Saksala, der neben seinem Instrument das Komponieren und das Lehren als Professor der Hanns-Eisler-Schule beherrscht, in zwei dieser Rollen vor: Zum einen agierte er als Dozent am Kontrabass in Beethovens Septett, zum anderen spielte er als Duo-Partner mit einem besonders begabten Cellisten: Oliver Erlich aus Baden-Baden. Beethovens sechs-sätziges Septett Es-Dur, op. 20, wurde bald sein populärstes Werk zu Lebzeiten. Mit Recht. Der Reiz der „Nullten Sinfonie“ liegt in der Vielfalt begründet, in der sich Einflüsse der Sinfonie, des Solokonzerts und der Kammermusik überlagern. Wobei Violine, Klarinette und Horn als Soloinstrumente fungieren. Schon in der Adagio-Einleitung zum ersten Satz wird die Rollenverteilung deutlich: Auf der einen Seite agieren die vier Streicher (Alexander Kisch, Violine; Sarina Zickgraf, Viola; Erlich, Violoncello; Saksala, Kontrabass) wie ein Streichorchester in der Sinfonie. Die drei Blasinstrumente (Luciá Cristobal Melgar, Klarinette; Cynthia Castanos, Fagott; Efe Sivitrepe, Horn) treten teils den Streichern als geschlossene „Bläserharmonie“ gegenüber, teils solistisch hervor, wobei besonders die Klarinette als Widerpart zur Geige agiert. Hier schon begeistern die Solisten mit höchst anspruchsvollen Passagen. Das Allegro con brio wird vom Streichertrio ohne Bass eröffnet, wobei die Violine mit ihrer artikulatorischen Präzision und der Klarheit der Phrasierung hervorsticht. In der Umsetzung der für Beethoven so charakteristischen extremen dynamischen Kontraste besticht das ganze Septett. Der Auftakt, die Synkopen und Sforzati des Themas sind typisch für den Sturm und Drang des jungen Beethoven, was die Musiker wunderbar herausarbeiten. Einem Verwirrspiel gleicht das Alternieren der Streicher-Bläser, ebenso wie das Wandern der Motive durch alle Stimmen. Mit langem Atem und hauchzart präsentiert sich das Adagio cantabile. Wunderschön lyrisch klingt der triolisch schwingende Dreiertakt, was der Melodie ihren charakteristischen ruhigen Schwung verleiht, den die Klarinette an die Violine weiterreicht. In einen weichen, pulsierenden Klang betten die Mitspieler das Thema ein, während sich im Rahmenteil das Duett zwischen Violine und Klarinette als schier „unendliche Melodie“ in bester Eintracht entspinnt. Zum Weinen schön klingt das „Zartissimo“ der beiden. Bärbeißig kommt das Menuett daher, als würde es von einer Dorfkapelle gespielt. Im Trio haben Klarinette und Horn ihren großen Auftritt, die, angestiftet vom Bass, herrliche Klangfarben ins Spiel bringen. Der Reihe nach die Probe aufs Exempel machen die Musiker in den Variationen des vierten Satzes: Erst stellen Bratschistin und Cellist ihre Virtuosität unter Beweis, dann der Geiger (Variation II), schließlich Fagottistin und Klarinettistin (Variation III). In der vierten Variation besticht der Hornist mit herrlichem Solo über zartester Streicherbegleitung. Einen Scherz hat sich Beethoven mit den Fortissimo-Akkorden im Scherzo erlaubt, das alle Instrumente in rasend schnellen Staccato-Tönen markieren und virtuose lustige Streiche dabei spielen. Ein Marsch in es-Moll vertreibt im Finale die Heiterkeit, macht aber bald einem mitreißenden, triumphalen Finalthema Platz. Die Musiker finden genau jenen für den frühen Beethoven so wichtigen Ton. Und das gelingt den Sieben mit einer sehr persönlichen, eigenständigen Tongebung, die Lebendigkeit, Gehalt, Rhetorik, Affekt und Tiefe über Präzision und Perfektion stellen. Wobei Letztere nicht zu wünschen übrig lassen. Unwiderstehlich war Rossinis Duetto D-Dur, bei dem Oliver Erlich und Janne Saksala mit virtuosem Spiel bezauberten, technisch souverän wie musikalisch schlüssig überzeugten. Das Seelenleben Schuberts brachten Alexander Kisch (Violine), Sarina Zickgraf (Viola) und Erlich (Cello) im Streichtrio B-Dur, D 581, zum Ausdruck. Vor allem die aschfahle Trauer des Andante, das das Trio in schmerzlicher Ruhe anging, ließ den Atem stocken. Der lang anhaltende Beifall ließ sogar ein Lächeln im Gesicht von Janne Saksala aufblitzen.

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