Kaiserslautern Bei harter Probenarbeit in regelrechten Rausch gespielt

Und noch ein „Vorhang“ für die Spielwütigen: Miriam Soffel, Sarah Kirchner, Monika Cappel, Jule Früh, Lena Wittkamp, Timon Richt
Und noch ein »Vorhang« für die Spielwütigen: Miriam Soffel, Sarah Kirchner, Monika Cappel, Jule Früh, Lena Wittkamp, Timon Richter, Matthias Schade, Regisseurin und Autorin Barbara Seeliger, Thomas Schmitz, Anna Schlagowski und Omar Maaninou (von links) durften sich nach der Vorstellung auf der Werkstattbühne feiern lassen

Im verwunschenen Wald muss wohl eine Art Jungbrunnen versteckt gewesen sein. Vor verzauberter Szenerie, wie sie sich einst William Shakespeare ausgedacht hat, haben sich jedenfalls so einige blutjunge Wesen getummelt. „Ich hab die Altersgrenze fallen lassen“, sagt Regisseurin Barbara Seeliger lachend. Und sie zeigt sich – dies allerdings ganz ernst – richtig stolz auf ihre Laien-Truppe. Die Spielwütigen nennt sich das Ensemble, das da am Samstagabend auf der Pfalztheater-Werkstattbühne Resultate harter Theater-Arbeit präsentiert hat.

„Das ist schon eine wunderbare Truppe“: Die professionelle Schauspielerin, die seit vielen Jahren zum Ensemble des Schauspielhauses zählt, hat ja so einiges an Erfahrung in die Waagschale zu werfen. Mit der sogenannten Erwachsenenspielgruppe allerdings hat auch Barbara Seeliger Neuland betreten. Seit Spielzeit-Beginn ist Seeliger auch in Sachen Theaterpädagogik aktiv. Dass bei den Spielmutigen, wie das Ensemble bislang hieß, nur Theaterbegeisterte ab 35 mitmischen sollten, sah Seeliger aber nicht ganz ein. Also kippte sie die Grenze – und sah sich beim ersten Treffen im September mit einem bunt gemischten Ensemble konfrontiert. „Das ist ja das Schöne daran, dass so ganz unterschiedliche Leute mit dabei waren: Wir haben uns so prima verstanden“, blickt Lena Wittkamp auf die „tolle Erfahrung“ zurück. Mit 20 ist sie die Jüngste. Und sie gibt die Blumen an ihre Regisseurin zurück. „Die hat das so klasse gemacht“, so lautet das dickte Lob an Seeliger: „Sie hat uns aber auch immer kritisiert.“ Und die Chance eröffnet, auf der Bühne richtig aus sich heraus zugehen. Ja, mit Kritik habe sie nicht hinterm Berg gehalten, so die Regisseurin schmunzelnd. Was Seeliger so wohltuend fand und was sie selbst mächtig motiviert hat: Ihre zehnköpfige Truppe war ja kaum zu bremsen. Die Spielmutigen hatte sich das Ensemble zuvor genannt – gemünzt auf den Mut, den bis dato oft unbeleckte Theaterenthusiasten aufbringen müssen, wenn sie sich auf die Bühne trauen. „Das hat nicht mehr gepasst: Wir haben uns umbenannt“, erklärt Wittkamp. Die Spielwütigen – viel besser. „Das passt. Wir haben ja schon beim ersten Treffen überzogen, die Zeit hat fast nie gereicht“, sagt Seeliger über die gemeinsamen Proben, die sich über 15 Treffen erstreckt hatten: Keiner wollte mit Ende der Stunde aufhören: „Die waren voll im Rausch.“ Klar, dass ein „gescheites Stück“ her musste: Zur Abschlussvorstellung haben die Spielwütigen auf der Werkstattbühne nun „Eine Art Sommernachtstraum“ präsentiert, frei nach Motiven Shakespeares. Die Regisseurin und Ensemble-Leiterin selbst hat das Stück verfasst, umgeschrieben, gekürzt, der wütigen Truppe sozusagen auf den Leib geschneidert. „Das war nicht ganz einfach, zum Beispiel mit den Versprechern“, sagt Thomas Schmitz, der in seiner Rolle gezwungen war, Worte falsch auszusprechen. Schmitz ist sozusagen der Team-Senior – und derjenige, der bereits mit den Spielmutigen auf den Brettern gestanden hatte. Im großen Haus auch als Statist öfter mit dabei, schätzt auch Schmitz diese Gelegenheit hoch ein, Begeisterung fürs Theater auszuleben. „Wenn man da selbst mit gestalten kann, ist das schon eine sehr schöne Sache.“ Der Erwachsenenspielclub ist eins der vielen Angebote, die das Pfalztheater abseits des eigentlichen Programms zu bieten hat. „Bedauerlich, dass vieles davon nicht bekannt ist, gar nicht so wahrgenommen wird“, bricht Schmitz eine Lanze für die Bemühungen, Theaterfreunden, Enthusiasten Chancen zu eröffnen. Die Spielwütigen haben die Gelegenheit zu gerne genutzt. Viel Applaus gab’s als Lohn bei der Schlussaufführung, die das Workshop-Ende markiert.

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