Kaiserslautern Auf den Spuren einer Legende

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Das war ein wunderbarer Abschluss des Kammgarn International Jazzfestivals. Zum 100. Geburtstag von Ella Fitzgerald präsentierte am Sonntag das Jazz Words Quartet mit Sängerin Jutta Brandl und gemeinsam mit der Schauspielerin Renate Kohn im Cotton Club eine Hommage an die „Queen of Song“, einer der besten Jazzsängerinnen aller Zeiten. In Kooperation zwischen Musik und Text entwickelten sich eindrucksvolle Stimmungsbilder.

Nur noch wenigen dürfte bekannt sein, dass Ella Fitzgerald sogar in der Fruchthalle in Kaiserslautern ein Konzert gab. Im Rahmen von „Jazz at the Philharmonic“ des berühmten Impressarios Norman Granz rief sie sie am 21. Februar 1954 mit ihrer einmaligen Stimme wahre Begeisterungsstürme hervor. Begleitet wurde sie dabei vom Oscar Peterson Trio. Aber auch Jutta Brandl und ihr Jazz Words Quartet imponierten am Sonntag, indem sie die berühmtesten Songs der „Voice of Jazz“ präsentierten. Die Schifferstadterin gab sich zwar nicht so impulsiv wie ihr Vorbild, aber sie veredelte quasi die Songs der Fitzgerald. Ja, die Lieder schienen ihr förmlich auf den Leib geschrieben zu sein. Ganz Stimme, ganz Konzentration schien sie zu sein, wenn sie mit ihrem schwarzen Kleid und mit geschlossenen Augen vor dem Mikrofon stand. Mit ihrem wunderbaren Jazzfeeling verstand sie es, den Ton auf die vielfältigste Weise mit emotionalen Inhalten aufzuladen. Bei Balladen wie „The End Of A Love Affair“ oder „My Romance“ besaß sie Kultiviertheit und Sensibilität, da ging sie ganz in der Strömung der Musik auf, wobei ihre Stimme in den tieferen Registern samtig weich, in den hohen Lagen schmiegsam, kultiviert und sensibel klang. Da konnte man schon ihren großen Stimmenumfang bewundern. Ihre größte Stärke allerdings lag im Scatgesang, in der Imitation von Instrumenten. Mal phrasierte sie wie ein Saxophon wie in „Blue Skys“, mal ratterte und schnalzte ihre Zunge wie in „Thats Judy“, „A-tis, A-tasket“, „Stampin At The Savoy“ oder „The More I See You“. Da scatete sie zungenakrobatisch und legte dabei ihre ganze Empfindsamkeit offen. Auf Texte völlig verzichtend. So wurde jeder Song zu einem emotionalen Strudel, in den der Hörer unweigerlich einbezogen wurde. Mit ihren drei Begleitern verschmolz Jutta Brandl zu einer sich blind verstehenden Einheit. Da wurden von den Instrumentalisten Impulse gesetzt, die von der Sängerin aufgegriffen und ausgeführt wurden. Großartige Akzente und perlende Linien setzte Gernot Ziegler am Piano, öffnete mit Subtilität und Farbenreichtum regelrechte Klangfenster für neue Perspektiven und glänzte mit rasanten Läufen, die aber nie an tonaler Intensität verloren. Die Soli waren dabei stets in den Ensembleklang eingebettet. Mit nachtwandlerischer Sicherheit führte Gernot Kögel am Bass all die verschiedenen Linien, die sich in der Musik des Ensembles bildeten, zusammen. Bestechend dabei sein großer Ton und die Griffsicherheit mit seinen flinken Fingern. Farbenreiches Spiel beherrschte Andi Nolte am Schlagzeug, durchsichtig dabei und höchst präzise, wobei sich sein pulsierendes Spiel organisch mit den erdigen Basslinien Kögels verknüpften. Sehr ausführlich und durchsetzt von Zitaten und kleinen Anekdoten entwarf die Schauspielerin Renate Kohn, in Abwechslung mit den zu den entsprechenden Lebensabschnitten passenden Songs, gespielt von der Band, ein eindrucksvolles und plastisch-anschauliches Lebensbild von Ella Fitzgerald. Allerdings wiederholten sich etliche Passagen, so dass die Lesung Kürzungen gut vertragen hätte. Kultur

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