Kaiserslautern Kaiserslautern: So werden Frühchen im Westpfalz-Klinikum versorgt

Friederike Pohlmann versorgt ein Frühchen in einem Inkubator: „Den Mundschutz brauche ich eigentlich nicht, aber ich gehe auf Nu
Friederike Pohlmann versorgt ein Frühchen in einem Inkubator: »Den Mundschutz brauche ich eigentlich nicht, aber ich gehe auf Nummer sicher.«

Mittwochnacht, 0.01 Uhr. Überraschend viele Pflegekräfte sind zu dieser nächtlichen Stunde auf dem Flur der Kinderintensivstation in Gebäude 20 des Westpfalz-Klinikums unterwegs – und trotzdem ist es überraschend leise. Im Raum der Frühchenintensivstation, gleich links, ist es dunkel. Nur Überwachungsmonitore und andere medizinische Geräte sorgen für etwas Licht. An einem der Inkubatoren beginnt Friederike Pohlmann gerade damit, ein Frühchen zu versorgen.

Gedimmtes Licht sorgt für die gerade notwendige Helligkeit. 1240 Gramm ist der Junge leicht, in der 27. Schwangerschaftswoche ist er auf die Welt gekommen. Pohlmann, ausgebildete Fachkraft für pädiatrische Intensivmedizin, wird sich in dieser Nacht fast ausschließlich um das Kind kümmern: „Die 1:1-Betreuung ist meine Hauptaufgabe“, sagt sie, während sie den zarten kleinen Mensch versorgt. Bei Frühchen bis 1500 Gramm sei eine Pflegekraft pro Kind vorgeschrieben, was die vielen Pflegekräfte auf dem Flur erklärt. Auf der Station arbeiten laut Pohlmann fast 50 Pflegekräfte, viele in Teilzeit.

Bis zum berechneten Geburtstermin

Das Kind atmet selbstständig, bekommt durch eine Atemhilfe vorgewärmte und etwas angefeuchtete Luft. Pohlmann: „Die Nasenschleimhäute sind noch ganz empfindlich und die Lunge ist noch nicht aufs Atmen außerhalb des Mutterleibs vorbereitet.“ Bis zum berechneten Geburtstermin blieben die Frühgeborenen in der Regel auf der Kinderintensivstation, berichtet Pohlmann. Sie ist gerade dabei, den Mund des Kindes zu pflegen, was unter anderem den Saugreflex stärken soll. Die Eltern binde man immer möglichst früh und oft ein, schildert die Fachfrau: „Sobald es geht, nehmen wir die Kinder raus und legen sie zu Mama oder Papa auf die Brust.“ Damit soll eine Verbindung zwischen Eltern und Kind geknüpft werden. „Bonden“ heißt das in der Fachsprache. Pohlmann: „Da tun sich die Papas oft schwer, die sind mit der Situation manchmal überfordert. Aber Hautkontakt ist unheimlich wichtig.“ Auf den in der Intensivstation stehenden Stillstühlen funktioniere das prima. „Gut eingemummelt“, sagt Pohlmann, „können die dann drei bis vier Stunden da sitzen“. Jetzt, mitten in der Nacht, sind keine Eltern da. „Die dürfen aber jederzeit kommen“, betont sie.

Haut trocknet schnell aus

Weil die Frühgeborenen schnell zu trockene Haut haben, ist die Luftfeuchtigkeit im Inkubator konstant bei 62 Prozent, die Temperatur liegt bei 34 Grad. Pohlmann: „Da wir die Kinder nicht eincremen, brauchen wir die höhere Luftfeuchtigkeit.“ Neben der Atemhilfe hat das Kind eine Magensonde zur Nahrungsaufnahme im Mund, am Arm einen sogenannten Einschwemmkatheter für Medikamente und EKG-Kabel am Bauch. An den klitzekleinen Füßchen ist die Sonde für die Sauerstoffsättigung. Nach Bedarf wird am Bein der Blutdruck gemessen, die Manschette liegt gerade daneben. Pohlmann: „Die muss nicht immer dran sein.“ Immer wieder guckt die Pflegekraft nach dem Kind. Aus gutem Grund: „Es klingt komisch, aber wenn die Frühchen satt sind und sich geborgen fühlen, vergessen sie manchmal das Atmen.“ Der Atemantrieb sei noch nicht so weit, durch zarte Berührungen an Bein oder Fuß „erinnere“ man die Kinder wieder daran, Luft zu holen. Dieses Phänomen sorge vor allem bei jungen Pflegekräften für so manche Stresssituation.

Spritze voll Muttermilch

Durchschnittlich liegen die Frühchen drei Monate auf der Intensivstation, berichtet Pohlmann, die sich nun der Dokumentation widmet und ihre Handgriffe am Kind und die gemessenen Daten in die Akte einträgt. Fast 1 Uhr. Sie zieht ein Tuch über den Inkubator. Zeit zu schlafen für das Baby. Pohlmann wird sich mit Kaffee und Gesprächen mit den Kolleginnen wachhalten. Bis das Frühchen nach zwei Stunden wieder gefüttert wird – mit der nächsten Spritze voll Muttermilch.

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