Grünstadt Wenn der Postmann leise fährt

Post-Mitarbeiter Joachim Körbel ist als Zusteller mit dem Elektroauto im Leiningerland unterwegs: 2500 elektrisch angetriebene F
Post-Mitarbeiter Joachim Körbel ist als Zusteller mit dem Elektroauto im Leiningerland unterwegs: 2500 elektrisch angetriebene Fahrzeug gibt es in der rund 70.000 Fahrzeuge starken Flotte der Deutschen Post. Acht davon bringen die Post im Leiningerland.

Elektrisch angetriebene Postautos versorgen seit kurzem die Menschen in Grünstadt und Umgebung mit Briefen und Paketen. Die Mitarbeiter sind mit den neuen Elektroautos zufrieden.

Kein Anlassergeräusch, kein Motorenbrummen – fast lautlos gleitet der neue E-Street-Scooter von der Ladesäule weg und verlässt voll beladen mit Briefen und Paketen das Gelände der Deutschen Post im Grünstadter Industriegebiet. Acht Autos mit Elektroantrieb sind derzeit im Leiningerland unterwegs, es sollen mehr werden, erklärt Simon Hibinger. Er ist Abteilungsleiter des Bereichs Auslieferung beim Verbundstandort Grünstadt, von dem aus etwa 22.000 Haushalte in der Region bedient werden. „Wir verfügen schon jetzt über eine Lade-Infrastruktur für 14 E-Scooter und werden unsere E-Flotte entsprechend erweitern. Derzeit prüfen wir auch noch weitere Möglichkeiten wie eine Ladevorrichtung, die am Gebäude direkt vom Dach kommt“, sagt er. Bis 2050 möchte die Deutsche Post komplett emissionsneutral werden – rund drei Tonnen CO2 spart allein ein einziger E-Scooter pro Jahr, heißt es. Entwickelt wurden die Zustellwagen in einem Kooperationsprojekt der Deutschen Post DHL Group, der StreetScooter GmbH und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen: Nachdem 2011 der Startschuss fiel, kam 2015 das erste Fahrzeug auf den Markt. „Die ersten Modelle wurden stetig, auch in Zusammenarbeit mit unseren Zustellern, weiterentwickelt und lassen sich modulweise individuell zusammenstellen“, so Hibinger. Vor allem bei der ergonomischen Ausstattung habe man Rückmeldungen von Zustellern berücksichtigt: So sei unter anderem der Laderaum quadratisch angelegt und optimal für eine Beladung für Pakete. „Es gibt keine platzraubenden Radkästen, die Ladehöhe ist ergonomisch sinnvoll angesetzt und das Fahrzeug ist von drei Seiten zugänglich“, erläutert Abteilungsleiter Simon Hibinger. Ein Konzept, das Mitarbeitern wie Joachim Körbel entgegenkommt. Seit 2006 ist er als Zusteller von Grünstadt aus tätig und weiß, worauf es im Arbeitsalltag ankommt: „Anfangs war ich etwas skeptisch, aber inzwischen bin ich völlig begeistert: Der E-Scooter fährt sich toll und lässt sich ohne viel zu heben gut beladen. Optimal.“ Auch die Rückfahr- und Seitenkameras gefallen ihm: Man habe einen prima Rundumblick, und es gebe keinen toten Winkel mehr. Auch bei den Kunden komme der E-Scooter gut an: „Jeder Zweite möchte mehr über das Auto wissen, fragt nach dem Hersteller. Die Leute finden es toll, dass wir mit E-Fahrzeugen unterwegs sind“, so Körbels Erfahrung. Um den Scooter fahren zu können, müssen die Mitarbeiter einen Workshop besuchen, der sie im Umgang mit dem E-Fahrzeug schult: „Es gibt keine Schaltung, nur Vorwärts- und Rückwärtsgang, und die Beschleunigung ist schon ordentlich. Daran muss man sich erst gewöhnen“, meint Hibinger und lacht. Aufladen müssen die E-Scooter erst nach ihrer Briefkasten-Tour: „Sobald die Fahrer zurückkehren, geht es ans Ladegerät. Der Ladevorgang ist cloud-gesteuert, sodass die Fahrzeuge am nächsten Morgen wieder einsatzbereit sind“, erläutert Simon Hibinger. Voll aufgeladen kann das E-Mobil dann bis zu 80 Kilometer weit fahren – völlig ausreichend für einen jeweiligen Einsatzbereich von etwa 50 Kilometern pro Fahrzeug. Mit einer Leistung von bis zu 30 kW erreicht der E-Scooter dabei bis zu 80 Stundenkilometer. Für Hibinger, einen waschechten Grünstadter, ist der E-Scooter in seinem Zuständigkeitsbereich ein Grund zur Freude: „Mir liegt Grünstadt sehr am Herzen, da ist es toll, wenn man auch etwas zum Umweltschutz vor Ort beitragen kann – und das kann der E-Scooter allemal.“

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