Grünstadt Trainerkarussell dreht sich schneller

Wirft das Handtuch: Alexander Schott (rechts) macht Platz für Christian Rutz.
Wirft das Handtuch: Alexander Schott (rechts) macht Platz für Christian Rutz.

«GRÜNSTADT.» Nach dem überraschenden Rücktritt des Cheftrainers des Fußball-Landesligisten VfR Grünstadt, Alexander Schott, soll sein bisheriger Co-Trainer Christian Rutz die Mannschaft durch die letzten sechs Spiele führen. Rutz war eigentlich erst ab der Saison 2019/20 als Nachfolger von Schott geplant. Seinen früheren Abschied begründet dieser unter anderem mit den zuletzt schlechten Leistungen der Mannschaft und mangelhafter Trainingsbeteiligung. Er sei zum Schluss nicht mehr zur Mannschaft „durchgedrungen“, sagte Schott gegenüber der RHEINPFALZ. „Da wurden taktische Vorgaben, die wir vor den Spielen besprochen haben, gar nicht oder nur teilweise umgesetzt.“ In seiner Entscheidung bestärkt habe ihn auch die schlechten Leistungen der letzten Spiele: „Gegen die Meisterschaftsanwärter Herxheim und Bretzenheim kann man verlieren, das ist nichts Außergewöhnliches.“ Als aber dann der VfR beim Tabellenletzten Ludwigshafener SC, der erst ein Saisonspiel gewinnen konnte, mit 1:3 und am vergangenen Sonntag beim abstiegsgefährdeten VfB Bodenheim mit 1:4 unterging, war für Schott der Zeitpunkt für den Abschied gekommen. Zunächst informierte er seinen Kollegen Rutz, dann Clubmanager Kußmann: „Alexander Schott informierte mich, dass er sein Traineramt ab sofort bereitstelle, da er angeblich die Mannschaft nicht mehr erreicht.“ sagte VfR-Manager Michael Kußmann. Im Februar hatte Schott angekündigt, seinen Vertrag nach der Saison aus privaten Gründen nicht verlängern zu wollen. „Von da an ließ einiges nach, die Leistungen und Einstellungen, die Konzentration und nicht zuletzt auch die Trainingsbesuche“, so der 48-Jährige. Krise beim VfR? Vereins-Manager Kußmann gibt Entwarnung: „Das Problem haben nicht nur wir, das ist ein gesellschaftliches Thema. Viele Vereine beklagen sich darüber, dass der Fußball heute einen anderen Stellenwert hat als noch vor 20 Jahren.“ Geburtstagsfeiern und Urlaube würde man heute nicht mehr hinten an stellen, auch würden junge Väter heute mehr Zeit mit ihren Familien verbringen wollen. Laut Kußmann ist der Kader des VfR nicht groß genug, um derartige Ausfälle kompensieren zu können. Doch auch psychologische Gründe könnten eine Rolle gespielt haben: „Wir hatten nach der Hinrunde ein komfortables Punktepolster und bewegten uns im Niemandsland zwischen dem fünften und achten Platz. Möglich, dass da bei dem ein oder anderen auch ein wenig Selbstzufriedenheit eingesetzt hat“, so Schott. Durch seinen frühzeitigen Rücktritt möchte er seinem Nachfolger bereits jetzt die Möglichkeit geben, mit dem Team die notwendigen Punkte für den Klassenerhalt zu ergattern. „Ich bin sicher, dass Christian dieses Ziel erreicht.“ Christian Rutz bedauert die Rücktrittsentscheidung: „Ich habe in meiner Fußballer- und Trainerlaufbahn noch niemals ein derart enges und freundschaftliches Verhältnis zu einem Coach gepflegt, wie zu Alexander.“ Er akzeptiere jedoch, dass sein Vorgänger noch frühzeitig die prekäre Situation erkannt und sich nun entschieden habe. Für die Trainingsausfälle hat der 46-jährige Oberstleutnant, der am Bildungszentrum der Bundeswehr in Mannheim lehrt, durchaus Verständnis: „Das sind junge Menschen, die stehen voll im Berufsleben. Und als Familienvater kann ich das natürlich verstehen, das Thema haben ja nicht nur wir als Verein.“ Wie geht es nun weiter? „Ich will den Reset-Knopf drücken“, sagt Rutz. Die Mannschaft müsse jetzt erstmal den Kopf frei kriegen und bekommt daher über Ostern frei: „Da kann jeder mal in sich gehen und die Situation überdenken“, sagt er. Es sei ihm unbegreiflich, wie ein Team, das in Bodenheim in der ersten Halbzeit den Gegner völlig an die Wand spielte und trotzdem zur Halbzeit „nur“ 1:0 führte, nach der Pause so einbrechen kann. „In der ersten Halbzeit hat man deutlich gesehen, wo wir eigentlich hingehören: unter die ersten fünf“, so Rutz. Ein großes Problem des VfR ist jedoch die Kadergröße: „Wir haben 16 Feldspieler; wenn drei verletzt ausfallen, trainieren maximal nur noch 13 Akteure.“ Für die kommende Saison plant der VfR dagegen mit einem Kader von 24 Spielern. Rutz: „Wenn dann drei fehlen, sind immer noch 21 im Training.“ So habe er selbst die Neuzugänge, und zwar überwiegend junge Nachwuchskräfte aus der Region, ausgesucht und freue sich auf seine neue Aufgabe. „Wichtig ist, dass eine klare Hierarchie herrscht und die Mannschaft zusammenhält.“ Für die nächste Woche habe er dreimal Training angesetzt, ehe der VfR am Samstag, 25. April, im Rudolf-Harbig-Stadion den FSV Offenbach empfängt. Rutz hofft, dass bis dahin ein Ruck durch die Mannschaft gegangen ist: „Wir benötigen mindestens noch drei Punkte.“

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