Grünstadt Täter hinterlässt Blutfleck

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Was gibt es Neues?

«WATTENHEIM.» Innerhalb weniger Stunden sind Einbrecher am Dienstag, 8. Januar, in sechs Häuser in Wattenheim eingebrochen, in einem weiteren Fall blieb es beim Versuch. Die Polizei weiß jetzt: Die gleichen Täter, die in Wattenheim Schmuck und Geld mitgehen ließen, haben am 10. und 11. Januar in der Westpfalz zugeschlagen. Sie haben hier wie dort Spuren hinterlassen. Einer der Täter hatte sich in Wattenheim bei der Flucht über ein Regenrohr verletzt – und einen Blutfleck hinterlassen, berichtet Christiane Reit vom Sachgebiet Wohnung bei der Polizeidirektion Neustadt. Bei ihr laufen die Fälle von Wohnungseinbrüchen im Kreis Bad Dürkheim und Neustadt zusammen. Am 8. Januar sind in Wattenheim von einem Zeugen (selbst Polizist) drei Männer verfolgt worden, später suchte ein Großaufgebot an Polizisten und Spürhunden nach ihnen. Es ist anzunehmen, dass es sich dabei um die Einbrecher gehandelt hat. „Wir wissen nicht, ob neben den Dreien noch weitere Täter vor Ort waren“, sagt Reit. Die Ermittlungen laufen. Ist Wattenheim ein Kriminalitätsschwerpunkt? Nein. Dass die Polizei ein Bürgerforum zum Einbruchsschutz in Wattenheim hält, war schon im Dezember geplant, berichtet Ortsbürgermeister Andreas Werle (SPD) – da konnte noch niemand ahnen, dass die Infoveranstaltung einen aktuellen Anlass bekommen sollte. Sigfried Doll, Leiter der Polizeiinspektion Grünstadt, sagt, im Jahr 2018 sei in Wattenheim drei Mal eingebrochen worden, 2017 vier Mal. Insgesamt ist die Anzahl der Einbrüche in der Verbandsgemeinde Leiningerland und der Stadt Grünstadt rückläufig: 2016 zählten die Beamten 125 Einbrüche und Einbruchsversuche, 2017 waren es 87 und 2018 waren es 67 Fälle (davon 24 Versuche). Die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen ist jedoch niedrig: Sie liegt bei 8 Prozent. Insgesamt hat die Polizeiinspektion Grünstadt im vergangenen Jahr 2110 Straftaten bearbeitet. Was macht ein Einbruch mit den Betroffenen? Die Auswirkungen für die Betroffenen können gravierend sein. Das hat Polizeidirektor Harald Brock, Leiter der Polizeidirektion Neustadt, selbst erfahren. Er beschreibt, wie hilflos man sich nach einem Einbruch im eigenen Haus fühlt, wie der kleine Sohn noch lange Zeit nach dem Einbruch das Lieblingsspielzeug versteckt hat – aus Angst davor, dass wieder jemand ins Haus kommt. „Wenn sowas passiert, dann ist man Opfer“, sagt Brock. Das steckten auch Polizeibeamte nicht so einfach weg. Bernd Findt, Kripo-Mann und Beigeordneter der Verbandsgemeinde, sagt: „Im Einbruchssektor ist der Wohnungseinbruch das Härteste, was einen treffen kann.“ An die Opfer solcher Taten gerichtet, rät Findt: „Scheuen Sie sich nicht, auch professionelle Hilfe anzunehmen. Man sollte hier keinen falschen Stolz zeigen.“ Was mache ich, wenn ein Einbrecher im Haus ist? Nicht in den Weg stellen! Grundsätzlich gelte: Die Täter wollen keinen Kontakt zum Opfer. „Und wenn man sich dem Täter in den Weg stellt, wird er vom Gegenstand Gebrauch machen, den er dabei hat“, sagt Präventions-Fachmann Horst Gesell. Das sei in den meisten Fällen ein Schraubenzieher. Was also tun, wenn ich im Obergeschoss im Bett liege und höre, dass unten gerade jemand zugange ist? „Machen Sie Licht, machen Sie das Fenster auf und rufen laut um Hilfe“, rät Gesell, der das Beratungszentrum des Polizeipräsidiums Rheinpfalz in Ludwigshafen leitet. Im Schlafzimmer bleiben, nicht runtergehen. Und natürlich: die 110 anrufen. Wie kann man Einbrüche verhindern? Indem man nachdenkt. Und nachrüstet. Horst Gesell gibt in Wattenheim eingängige Beispiele: Wenn der Hausschlüssel unter der Fußmatte liegt, die Leiter am Obstbaum steht, das Fenster geöffnet ist, der Briefkasten seit Wochen nicht geleert ist – dann sind das quasi Einladungen für jeden Einbrecher, es doch mal zu versuchen. Es gilt: „Das Fenster ist die größte Gefahr“, sagt Gesell. In 75 Prozent der Fälle werden die Fenster mit dem Schraubenzieher aufgehebelt – schnell und geräuschlos. „Das macht man im Vorbeigehen.“ Wie überhaupt ein Einbruch binnen weniger Minuten vonstattengeht. Wenn die Fenster speziell gesichert seien (Stichwort: Pilzkopfverriegelung und abschließbare Fenstergriffe) und es nicht so einfach gehe, sie aufzuhebeln, ließen die Täter in der Regel vom Haus ab. Die Bezirksbeamten der Polizeiinspektion Grünstadt bieten Grundschutzberatungen an. Dabei kommen Polizisten ins Haus, zeigen auf, wo die Täter leichtes Spiel haben und geben Tipps, wie man für Sicherheit sorgen kann. Die Polizisten haben Listen. Darauf stehen die DIN-Normen, die einbruchssichere Fenster und Türen haben sollen, es sind zertifizierte Anbieter von Alarmanlagen und Hinweise zu Tresoren aufgeführt. Die Polizei kann auch zu Fördermöglichkeiten (KfW-Finanzierung) etwas sagen. All das gibt es auch im Internet über die Seite der Polizei. Grundsätzlich rät Gesell allen Hobby-Handwerkern: „Lassen Sie lieber den Fachmann ran.“ Kontakt zur Beratungsstelle in Ludwigshafen: Telefon 0621/9631151, zur Polizei in Grünstadt: 06359/93120. Wer ist der beste „Wachhund“? „Vorsicht! Wachsamer Nachbar!“ – man muss sich ja nicht gleich eines dieser gelben Warnschilder ans Haus kleben, aber die Haltung, die dahinter steckt, hilft der Polizei, Einbrüche aufzuklären. Bei den Vorträgen betonen die Polizisten immer wieder, wie wichtig es ist, Auffälliges in der Nachbarschaft sofort zu melden. Das können Menschen sein, die Häuser fotografieren, Autos, die die Straße auf und ab fahren, Männer, die plötzlich in fremden Gärten stehen. Die einzelnen Dinge mögen für den Beobachter unwichtig sein – für die Polizei sind sie mitunter ein weiteres Puzzleteil, um Fälle aufzuklären. „Alle Dinge, die für Sie auf den ersten Blick nicht wichtig sind, fügen wir zusammen“, sagt Grünstadts Polizeichef Doll. Polizeidirektor Brock fasst es so zusammen: „Wir sind auf Hinweise von Zeitungsträgern, Bäckern, Menschen, die nachts nicht schlafen können und mit ihrem Hund Gassi gehen – und alle anderen, die etwas sehen, – angewiesen.“ Kriminalhauptkommissarin Reit berichtet davon, wie einer der drei 2018-Einbrüche in Wattenheim auch mithilfe einer aufmerksame Frau aufgeklärt worden ist: Sie hatte zwei Männer gesehen, die aus einem Hof liefen und fotografierte sie heimlich. Nachdem sie gelesen hatte, dass in dem Haus eingebrochen worden war, übermittelte sie der Polizei ihr Foto. Die Männer waren ein paar Tage zuvor in Esthal zugange (auch dort wurden sie fotografiert), außerdem suchten sie Häuser in Bobenheim-Roxheim, Bad Dürkheim und in Nordrhein-Westfalen heim. Mittlerweile hat die Polizei die georgische Tätergruppe hochgenommen. Wattenheim liegt in Autobahn-Nähe. Ist es möglich, die Autobahnabfahrt und die Ortseingänge mit Kameras zu überwachen? Nein, das ist aus rechtlichen Gründen nicht möglich.

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