Grünstadt Schifoan

Vor und nach Ostern ist Zeit, um auf die Piste zu gehen. „Schifoan“, ganz so, wie der österreichische Liedermacher Wolfgang Ambross es in seinem gleichnamigen Lied beschrieben hat. Da passt der Roman „Abfahrt in den Tod“, dem sich unser Kolumnist Rainer Scheer widmet, doch gerade ganz gut.

Die professionellen Alpinisten haben ganz andere zeitliche Pläne, unabhängig von Feiertagen und Schulferien. Da geben die Termine der Weltcup-Rennen vor, was wann wo passiert. Skirennen auf Profi-Niveau, das ist purer Nervenkitzel. Vor allem die Abfahrt ist ein ganz besonderes Spektakel, wenn die besten Akteure Geschwindigkeiten bis zu 160 Kilometer in der Stunde erreichen. So auch Marc Gassmann. Der Schweizer hat einen ganz geringen Rückstand auf seinen österreichischen Konkurrenten in der Weltcup-Wertung. Nur noch wenige Rennen stehen aus, und so will Gassmann unbedingt das Lauberhorn-Rennen gewinnen. Doch kurz vor dem Ziel kommt es zu einem spektakulären Unfall: Eine Drohne stürzt plötzlich vom Himmel und trifft Marc Gassmann. Unfall? Zufall? Wohl kaum, als die polizeilichen Ermittlungen ergeben, dass die Drohne vor dem Zusammentreffen mit dem Skiläufer knapp über ihm explodiert ist! Die Kantonspolizistin Andrea Brunner soll bei den noch verbleibenden Rennen den privaten Bodyguard geben, eine berufliche Chance für sie, deren Antrag auf Versetzung zur Kriminalpolizei gerade wieder abgelehnt worden ist. Andrea Brunner selbst glaubt schon, der Aufgabe gewachsen zu sein, allein, dass es sich bei Marc Gassmann ausgerechnet um ihren Ex-Freund handelt, macht eine Zusammenarbeit nicht eben einfacher… Marc Girardelli, bekannter Alpinsportler, liefert mit der deutschen Krimiautorin Michaela Grüning einen spannenden, im Team entwickelten Krimi. Dabei ist es eben das Insiderwissen von Girardelli, der den Skizirkus kennt, das der Handlung von „Abfahrt in den Tod“ den authentischen Hintergrund gibt. Gekonnt gesetzt sind die Actionszenen und sorgsam gelegt die falschen Spuren. Bis hin zum dramatischen, aber leider auch recht kurzen Finale, reist der Leser sozusagen von Rennen zu Rennen mit und wird Zeuge vom Skizirkus am Hahnenkamp in Kitzbühel. Informationen wie die FIS-Modalitäten beim Skiweltcup werden geschickt eingestreut und verleihen dem Roman jenen Hintergrund, der diesen Krimi aus der Welt des Sports einzigartig macht. Und positiv ist auch, dass frühere große Namen des Sports im Rückblick genannt werden, aktuell aber eben darauf verzichtet wird, fiktive und reale Personen im Geschehen zu vermischen. Das ist überlegt gemacht. Unübertroffen ist die Eröffnungssequenz, in der der Leser mit Gassmann die Lauberhorn-Abfahrt hinunter rast. Das kann keine Fernseh-Liveübertragung bieten! Und bei diesem Einstieg in den Roman will jeder Leser wissen, wie es weiter geht. Lesezeichen Marc Girardelli und Michaela Grüning: Abfahrt in den Tod. Emons Verlag 2017, Broschur, 256 Seiten, 10,90 Euro.

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