Grünstadt Nur die Wahlkabinen passen nicht

„Das ist ja wie eine Schnitzeljagd“, kommentierte gestern Nachmittag eine Erstwählerin in Wattenheim das ausgeklügelte System der Wahlscheinausgabe und Urnenverteilung in der Gemeindefesthalle. Auch in Hettenleidelheim wurde auf diese Weise gewählt. „Das braucht zwar mehr Helfer, aber wir machen das schon immer auf diese Weise, um für die Bürger alles übersichtlich zu halten“, sagte dazu Wahlhelfer Jakob Dormann, der übrigens die feste Überzeugung vertritt, dass die Wattenheimer sich das System in Hettenleidelheim abgeguckt haben.

Die Idee hat einiges für sich: Am Eingang beider Hallen erhält der Wähler den ersten Stimmzettel. Wenn er diesen in die Urne wirft, dann bekommt er dort den nächsten, füllt ihn in der Kabine aus und geht zur nächsten Urne, sechsmal insgesamt. „Das war problemlos, so wie immer und schön überschaubar“, urteilt in Wattenheim Magda Maurer (75). Peter Pfister sieht’s mit Humor: „Nur die Wahlkabinen passen nicht, die müssten an die Größe der Wahlzettel angepasst werden, mal sind sie zu schmal und mal nicht tief genug“, kommentiert er die unterschiedlichen Zettel von Europa-, Bezirkstags-, Kreistags-, Verbandsgemeinderats-, Ortsgemeinderats- und Ortsbürgermeisterwahl. Während in Wattenheim die Wahlbeteiligung gegen 16 Uhr bei rund 67 Prozent liegt, werden in Hettenleidelheim etwa 60 Prozent errechnet (jeweils inklusive Briefwahl). Im Bereich der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land fallen die Werte zu diesem Zeitpunkt noch etwas geringer aus, etwa um die 50 Prozent lauten die Einschätzungen beispielsweise in Obersülzen und Kirchheim. Während in Kirchheim der Andrang im Wahllokal gegen 15.30 Uhr enorm ist, geht es in Obersülzen kurz vorher ruhiger zu. „Wir merken, dass die Menschen viel Zeit brauchen, vor allem um die Listen für Kreis- und Verbandsgemeindewahl auszufüllen, das hält auf und führt hier bei uns zu Schlangen vor den Urnen“, sagt dazu Robert Brunner, Kirchheims Ortsbürgermeister. Einmal habe ein Wähler um Hilfe gebeten, einige Fragen gab es beim richtigen Zuordnen der Wahlzettel. In Obersülzen macht sich Sabine Kutschke während des Besuchs der RHEINPFALZ über den Erdbeerkuchen her. „Alles selbst gebacken von den Wahlhelfern“, beteuern diese, darunter auch die beiden Bewerber für das Ortsbürgermeisteramt. In Hettenleidelheim haben am Nachmittag die beiden Kandidaten Joachim Blum und Steffen Blaga sogar gemeinsam an einer Urne Dienst, unterstützt von Norbert Mittrücker. Schwierig ist für einige Bürger der Urnengang in Asselheim. Mancher steuert wie gewohnt den Kindergarten an, um sich dann nach Zurufen der TV-Halle zuzuwenden, wo diesmal gewählt wird. Eine Treppe runter, eine rauf, der Zugang ist alles andere als behindertengerecht. „Im Fall der Fälle müssen wir jemanden über die Küche ins Wahllokal bringen“, verrät Wahlhelfer Bernhard Ellbrück, als er sich gerade eine Pause gönnt. Vorbildlich ist es dagegen in Obersülzen und Kirchheim: Dort ermöglichen Rampen den problemlosen Zugang, was überwiegend von jungen Familien mit Kinderwagen genutzt wird. In der IGS in Grünstadt liegt die Wahlbeteiligung gegen 14 Uhr bei knapp 30 Prozent, etwa 300 Wähler waren an der Urne, weitere 300 Briefwähler gibt es in diesem Stimmbezirk. Wahlhelfer Bernd Fricke ist von der Resonanz enttäuscht. „Die Jugend fehlt, viele ältere Bürger waren hier. Aber gerade diese Gruppe hat Schwierigkeiten beim Ausfüllen der Wahlzettel, sie sind mit Stadtrats- und Kreistagswahl oft überfordert, sagen uns das auch“, so Fricke. Auch Stadtbürgermeister Klaus Wagner, den die RHEINPFALZ in Asselheim antrifft, spricht von einer bis dahin eher geringen Wahlbeteiligung. Höchstens 50 Prozent seien erreicht, am stärksten sei das Interesse in Sausenheim gewesen, berichtet er von seiner Rundreise durch die Wahllokale der Stadt. Er selbst hat auch noch nicht gewählt: „Ich warte noch auf meine Frau, die auf einer Veranstaltung ist, wir gehen dann zusammen wählen“, sagt er. Bei den Wahlleitern der Stadt Grünstadt, der Verbandsgemeinden Hettenleidelheim und Grünstadt-Land heißt es gegen 17 Uhr übereinstimmend: „Keine besonderen Vorkommnisse.“ (jös)

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