Grünstadt Lebenshilfe feiert Doppeljubiläum

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Das 50. Jubiläum der Lebenshilfe (LH) Bad Dürkheim und das 30-jährige Bestehen des landwirtschaftlichen Integrationsbetriebs an der Kleinsägmühle in Altleiningen ist am Wochenende auf dem Biohof gefeiert worden. Beim Festakt vor dem inzwischen zehnten Hoffest betonte der LH-Vorsitzende Richard Weißmann, dass der Hof ohne den Verein nicht dort stünde, wo er heute steht, aber auch der Verein ohne den Hof nicht das wäre, was er jetzt ist.

Was 1985 mit zwei Festangestellten und einer Handvoll behinderter Menschen begann, sei ein Unternehmen mit rund 60 Beschäftigten, das vielfältige Arbeitsplätze biete und eine breite Produktpalette herstelle. Die positive Entwicklung sei vornehmlich Betriebsleiter Richard Danner und seiner Frau Maria Burgmaier-Danner sowie deren Team zu verdanken. Das Ehepaar habe den Hof zu seinem Lebenswerk gemacht, hob Weißmann vor zahlreichen Gästen hervor. Jede Gesellschaft müsse sich daran messen lassen, wie sie mit den Schwächsten umgeht, sagte Ortsbürgermeister Frank Dennhardt bei der Veranstaltung im Festzelt, die von Andrea Neumes (Klarinette) und Angelika Schmidt (Keyboard) musikalisch umrahmt wurde Der Kleinsägmühlerhof sei nicht nur ein Ort zur Erzeugung von Öko-Produkten und für den Erhalt der Kulturlandschaft, sondern auch ein Zuhause für Menschen mit Handicap, so Dennhardt. Der ehemalige LH-Geschäftsführer Fritz Radmacher, einer der Initiatoren des Integrationsbetriebs, blickte zurück auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1970er Jahre. „Behinderung und Anstaltsunterbringung waren Synonyme. Die ,Patienten′ waren oft völlig von der Außenwelt isoliert und menschlich entwürdigt“, so Radmacher. Als er im März 1977 als Praktikant seine Tätigkeit im Wohnheim der Lebenshilfe aufnahm, hätten erst einmal neue Strukturen entwickelt werden müssen. Den richtigen Weg dafür wiesen die Reform „Freiheit heilt“ in Norditalien, wodurch die ehemals Eingeschlossenen fortan in Wohngemeinschaften lebten, und das „Normalisierungsprinzip“ aus Skandinavien. „Ohne dieses grundständige Nachdenken über den Umgang mit geistig behinderten Männern und Frauen wäre die Idee für den Bauernhof wohl nie geboren worden“, meinte Radmacher. Im Sozialministerium, bei dem Zuschüsse beantragt wurden, sei man zunächst wenig begeistert davon gewesen – in einer Zeit, als die Zahl landwirtschaftlicher Betriebe sank, „und dann auch noch mit einem Biokonzept!“ Ökologische Landwirtschaft biete aber ideale Voraussetzungen für die Persönlichkeitsentfaltung Beeinträchtigter: vielfältige Arbeitsplätze, einen Lebensrhythmus, Motivation und durch den direkten Kontakt mit der Öffentlichkeit Annäherung und Integration. Bei der Errichtung der Gebäude auf dem Kleinsägmühlerhof sei sehr viel Eigenleistung erforderlich gewesen, was aber letztlich die Wohn- und Arbeitsgemeinschaft auch zusammenschweißte. „1997 konnte unser Betrieb dann beim ersten Hoffest der Bevölkerung vorgestellt werden“, erinnert sich Radmacher an fast 2000 Besucher. Noch in diesem Sommer sollen Umbau und Erweiterung der Stallungen beginnen, um der EU-Bioverordnung zu genügen. Laut Danner sind für das 1,1 Millionen Euro teure Projekt bis dato 460 Einzelspenden mit einem Gesamtvolumen von 147.000 Euro eingegangen. An Agrarförderung sind – wie berichtet – 270.000 Euro mündlich zugesagt worden. Noch keine Mittel gebe es für die Umgestaltung und Vergrößerung von Hofladen, Milchverarbeitungsbereich und Bäckerei. Die Produktveredelung und Selbstvermarktung voranzutreiben sei jedoch wichtig, um die – derzeit kaum vorhandene – Wirtschaftlichkeit des Integrationsbetriebes zu erhöhen, so Radmacher. (abf)

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