Grünstadt Gespielt wird auch für eine Person

Alexander Cyron und die Teilnehmer der Sommertour suchen sich interessante Trailer aus.
Alexander Cyron und die Teilnehmer der Sommertour suchen sich interessante Trailer aus.

«GRÜNSTADT.»In Bereiche, in die der Kinobesucher normalerweise nicht gehen kann, hat die Filmwelt Grünstadt gestern die Teilnehmer der RHEINPFALZ-Sommertour geführt. Drei Gruppen erläuterte Alexander Cyron, neben Oliver Lebert Chef des Lichtspielhauses, den Betriebsablauf und die Technik. Auch beantwortete er viele Fragen. Am Ende gab es Popcorn frisch aus der Maschine für alle.

Als erstes gibt es Einblicke in die Küche des Restaurants Didier’s. „Kurz vor der 20-Uhr-Vorstellung gehen hier innerhalb weniger Minuten 70 bis 80 Essen raus“, sagt Cyron und erklärt, dass sich in der Regel ein vierköpfiges Team um die Zubereitung der Mahlzeiten kümmert. Alles werde frisch gekocht. „Unser Lokal ist kein Schnellimbiss“, betont der Geschäftsführer. Augenzwinkernd meint er: „Bestellen Sie nie etwas Flambiertes.“ Die Küche habe nämlich eine Sprinkleranlage – eine Auflage des Brandschutzes. Auch ein Muss in einer „Massenversammlungsstätte“ ist die MSR-Anlage im Vorführraum, in den anschließend geschaut wird. Die Abkürzung steht für Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik, die in einem großen grauen Schrank untergebracht ist. „Darin messen Sensoren im Sekundentakt unter anderem die Temperatur und den CO2-Gehalt in den Kinosälen“, sagt Cyron. Entsprechend würden Luftzufuhr und Klimaanlage gesteuert. Weshalb es in den Sälen derzeit mit bis zu 25 Grad relativ warm ist, erklärt er damit, dass Kreislaufzusammenbrüchen kein Vorschub geleistet werden soll. „Die Luft im Raum ist im Sommer maximal 10 Grad kühler als draußen.“ Die Grünstadterin Margit Zaun fragt: „Versprühen Sie auch Düfte?“ Cyron schüttelt den Kopf: „Wir verzichten darauf, weil wir es damit nie allen Recht machen können.“ Sehr klein für ein Gebäude von der Größe der Filmwelt ist die Gas-Therme. Diese sei völlig ausreichend, erläutert der Geschäftsführer, denn für das Heizen im Winter kann viel Energie durch Wärmetauscher gespart werden. Mit deren Hilfe wird die von den Projektoren abstrahlende Hitze genutzt. Unter den Beamern, die eine enorme Lichtleistung haben, stehen Server mit etlichen Festplatten mit einem Speichervolumen von jeweils vier Terabyte. „Wir werden oft gefragt, weshalb wir nicht einfach eine DVD einlegen“, erzählt Cyron. Doch ein 3D-Film in hoher Auflösung mit drei Sprachversionen sei etwa 800 Gigabyte groß. „Das passt auf keine DVD.“ Vorführer benötigt das Lichtspielhaus in Zeiten der Digitaltechnik nicht mehr. „Vom Büro aus programmieren wir jeweils die nächste Spielwoche. Das dauert rund fünf Stunden“, berichtet er. Insofern bekämen es die Kinobetreiber nicht sofort mit, wenn etwa Bild oder Ton fehlen oder das Licht im Saal sich nicht ausschaltet. „Wir sind da auf Meldungen aus dem Publikum angewiesen“, bittet Cyron um Mithilfe bei Störungen, die durchschnittlich zweimal pro Quartal vorkommen. „Das klingt viel, relativiert sich aber, wenn man bedenkt, dass wir pro Tag zirka 16 Filme zeigen, also knapp 1500 im Vierteljahr.“ Dabei gebe es keine Zuschauermindestzahl wie in anderen Kinos, so Cyron auf eine Frage: „Wir spielen auch für eine Person. Ein Linienbus nimmt ja auch den einsam an der Haltestelle Wartenden mit.“ Nun hockt sich der Geschäftsführer vor einen Computer und wählt zusammen mit den Teilnehmern der Sommertour vier Trailer aus: „Christopher Robin“, „Incredible 2“, „Petterson und Findus“ sowie „Gans im Glück“. Bevor diese Filmchen im Saal 4 laufen, zeigt Cyron der Gruppe noch, wo bald die Säle 5 und 6 entstehen werden und führt sie hinter das Kinogebäude. „Eigentlich hatten wir hier einen Open-Air-Bereich geplant, doch die Autobahnaufsicht sieht Probleme, weil der Verkehr abgelenkt werden könnte. Außerdem ist nicht jeder Sommer so sonnig wie der diesjährige“, erklärt er, weshalb man von dem Vorhaben abgerückt ist. RHEINPFALZ-Leser Helmut Besser erkundigt sich nach Details zu den Liegesesseln und Sofas. Wie berichtet, soll in dem Anbau ein besonderes Bestuhlungskonzept, unter anderem mit Daybeds, umgesetzt werden. „Das war megainteressant“, sagt die Tiefenthalerin Jeanette Kosmidis nach der Führung. „Toll, dass auch aus dem Nähkästchen geplaudert wurde.“ Ihr Begleiter Andreas Kauth zeigt sich ebenso begeistert. Auch Daniel Kauth aus Ebertsheim freut sich darüber, dass er mal Gelegenheit hatte, hinter die Kulissen zu schauen.

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