Grünstadt Für das wichtigste Lebensmittel

„Seit rund 20 Jahren begleitet mich dieses Projekt. Jetzt ist es endlich so weit“, sagte Verbandsbürgermeister Reinhold Niederhöfer am Freitagnachmittag beim „längst überfälligen“ ersten Spatenstich für das neue Wasserwerk im Leininger Tal. Dem offiziellen Akt sind schon einige Monate Arbeit vorangegangen: Das Sandsteingebäude mit der Dienstwohnung des Wassermeisters wurde abgerissen und eine riesige Grube ausgehoben.

Das alles geschah wenige Hundert Meter vom bisherigen Wasserwerk entfernt, das etwas weiter nordöstlich an der L 520 vor 60 Jahren in Betrieb genommen wurde. Es habe seine Dienste getan, so Niederhöfer. Um die Wasserqualität werde die VG Grünstadt-Land oft beneidet. „Allerdings ist die Technik mit der aufwendigen Aufbereitung über dolomitisches Filtermaterial nicht mehr zeitgemäß“, wies er darauf hin, dass das Verfahren ökonomisch und ökologisch nicht mehr vertretbar sei. Die moderne Anlage werde zudem eine höhere Leistungsfähigkeit haben, um auch in Phasen mit großem Bedarf die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. „Gerade bei unserem wichtigsten Lebensmittel sind Investitionen am wichtigsten“, so der VG-Chef. Rund 3,2 Millionen Euro sind als Gesamtkosten veranschlagt, „und wir sind ein wenig stolz auf die Finanzierungsform“: Die Maßnahme werde komplett aus angesparten Eigenmitteln bezahlt – ohne Kredit und ohne Zuschüsse. „Und das bei weiterhin sehr günstigen Tarifen von 1,64 Euro pro Kubikmeter und 4,09 Euro monatlicher Grundgebühr sowie einer kürzlich erfolgten Rückerstattung an die Bürger von mehr als 720.000 Euro.“ Laut Werksleiter Normann Geisler werden im Leininger Tal pro Jahr etwa 650.000 Kubikmeter Trinkwasser für zirka 12.000 Menschen in zehn Ortsgemeinden aufbereitet. Versorgt werden Battenberg, Bissersheim, Dirmstein, Gerolsheim, Großkarlbach, Kirchheim, Kleinkarlbach, Laumersheim und Obersülzen sowie – seit der Stilllegung des Brunnens im Bischofswald – auch Neuleiningen. Die vier Brunnen, die das Werk speisen, liefern sauerstoffreiches, sehr weiches Wasser, das nahezu frei von Trüb- und Störstoffen ist. Es müsse lediglich der hohe Anteil gelöster Kohlensäure entfernt werden. Im Neubau werde das Rohwasser durch mechanische Belüftung zu Trinkwasser, eine zusätzliche Desinfektion mit UV-Licht, Ozon oder Chlor sei nicht notwendig. Wasser aus zwei Brunnen fließe durch Kalzium-Karbonat-Filter, werde mit dem Wasser aus den zwei anderen Brunnen vermischt und laufe durch die physikalische Entsäuerungsanlage, erläuterte Doris Hässler-Kiefhaber vom Kaiserslauterer Ingenieurbüro Obermeyer. Die Fördermenge pro Stunde betrage 180 Kubikmeter – im alten Werk sind es 100 Kubikmeter. Fünf Pumpen befördern das Wasser in zwei Hochbehälter oberhalb und unterhalb Neuleiningens. „Alles kann vollautomatisch betrieben werden“, so Hässler-Kiefhaber. Und im Falle eines Falles springen Notstromaggregate an. Bis die ersten Liter die Filteranlagen passieren können, müssen 8000 Kubikmeter Bodenmaterial bewegt, 1250 Kubikmeter Beton und 170 Tonnen Stahl verbaut werden. Viel sehen wird man von dem Wasserwerk, das drei Kammern umfasst, nicht. Der Beton wird von außen isoliert, mit Erde überschüttet und bepflanzt. „Lediglich der Eingangsbereich bleibt frei“, so die Ingenieurin. Im Mai 2015 soll die Anlage in Betrieb gehen. Das alte Werk wird dann zurückgebaut. (abf)

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