Grünstadt Ein Ja mit Vorbehalt zum Hubschrauber

War bereits 20 Mal im Einsatz: der seit voriger Woche vorerst in Sembach stationierte Intensivtransport- und Rettungshubschraube
War bereits 20 Mal im Einsatz: der seit voriger Woche vorerst in Sembach stationierte Intensivtransport- und Rettungshubschrauber. Nachdem nun auch der VG-Rat Rockenhausen mit großer Mehrheit zugestimmt hat, wird die von der Johanniter-Unfallhilfe geflogene Maschine in Kürze auf den Flugplatz Imsweiler umziehen.

Die letzte Hürde ist genommen: Mit 14:1-Stimmen hat sich der Rockenhausener Verbandsgemeinderat jetzt für die probeweise Stationierung eines Intensivtransport-Hubschraubers, der auch für Rettungsflüge eingesetzt werden kann, auf dem Imsweilerer Flugplatz ausgesprochen. Einigkeit herrschte, dass die derzeit von Sembach aus startende Maschine (wir berichteten) die Gesundheitsversorgung in der Region verbessert. Doch es gab auch kritische Stimmen gegen die Pläne – und die Ratsmitglieder haben ihre Zustimmung mit Fußnoten versehen.

Nicht an Beratung und Abstimmung teilgenommen haben „Die Nordpfälzer“ sowie die CDU mit Ausnahme von Sven Leitsbach: Sie hatten den Antrag der „Nordpfälzer“ unterstützt, diesen Punkt von der Tagesordnung abzusetzen. Es seien Fragen aufgetaucht, die ihrer Ansicht nach eine Absetzung notwendig machten. Helmut Hyner („Die Nordpfälzer“) wollten dies aber nur nichtöffentlich begründen. Der Antrag wurde abgelehnt. Aus den Reihen der verbliebenen VG-Vertreter wurden vor allem zwei Vorbehalte laut, die auch in den von Bürgermeister Michael Cullmann formulierten Beschlussvorschlag eingeflossen sind: Das Ja des Rates gilt ausdrücklich nur für den sechsmonatigen Probebetrieb. Danach sollen „alle Experten an einen Tisch geholt und die Folgen für uns bewertet werden – ob positiv oder negativ. Dann müssen wir auch sehen, ob dieses Angebot zu Lasten anderer geht“, so Cullmann. Zweite Einschränkung: Von der Stationierung des Hubschraubers mit dem Namen „Air Rescue Pfalz“ unberührt bleibt die ablehnende Haltung des Rates zu der vom Flugsportverein Südlicher Donnersberg angestrebten Erweiterung des Imsweilerer Flugplatzes. Cullmann hatte eingangs mitgeteilt, dass er am 20. September ein Schreiben des Landesbetriebs Mobilität (LBM) erhalten habe, in dem dieser über den „Antrag auf Erteilung einer Außenstart- und -landeerlaubnis auf dem Flugplatz Imsweiler“ für den Betrieb eines Hubschraubers informiert worden sei. Dieser solle „ausschließlich Intensiv- und Krankentransporten sowie dem Rettungsdienst dienen“. Die VG wurde um eine Stellungnahme bis 2. Oktober gebeten; er habe daraufhin eine Fristverlängerung beantragt, die ihm bis 31. Oktober gewährt worden sei. „Mehrere Fragen“ stellen sich Cullmann auch nach eingehender Recherche. Beispielsweise habe der LBM angekündigt, zum Schutz der Bevölkerung vor Lärm die Erlaubnis auf zwei Flüge am Tag und maximal 30 im Monat zu beschränken. „Das ist für mich nicht schlüssig. Was passiert, wenn er zum 31. Mal gebraucht wird – fliegt er dann nicht?“, so der VG-Chef. Auch habe er der RHEINPFALZ-Berichterstattung entnommen, dass auf längere Sicht die Genehmigung für einen 24-Stunden-Flugbetrieb anvisiert werde. „Ich frage mich, inwieweit davon unsere Feuerwehr betroffen ist“, da diese Nachtflüge absichern müsste. Zudem hoffe er nicht, dass irgendwann „bei den bodengestützten Rettungsmitteln gespart wird, um die Kosten für den Hubschrauber auszugleichen“. Diesen sehe er nur als Ergänzung zu den vorhandenen Transportmitteln. Trotz aller Bedenken hält Cullmann den Probebetrieb „zunächst einmal für sinnvoll, weil bei der Gesundheitsvorsorge und Notfallrettung etwas verbessert wird“. Eine Lanze für das neue Fluggerät brach Tobias Limbach, in ehrenamtlicher Funktion Leitender Notarzt des Donnersbergkreises. Als medizinischer Fachmann gehört, wertete er es als „tolle Chance für die VG und den Kreis, dass ein solches Rettungsmittel hier stationiert wird“. Dieses ermögliche nicht nur, „einen Notarzt mehr im Kreis zu haben“, sondern sei für unsere Region eine einmalige Gelegenheit, „Patienten schneller zu den Schwerpunktversorgern zu bringen und eine ideale Versorgung zu gewährleisten“. So könne etwa nicht jeder Verletzte mit Schädel-Hirn-Trauma nach Kaiserslautern gebracht werden. Teils müsse der Rettungswagen nach Mainz oder Frankfurt fahren – „und mit einem Intensivpatienten hintendrin geht das nicht so schnell“, sagte Limbach. Auch bei Herz-Kreislauf-Schwäche oder -Stillstand zähle jede Minute. „Da ist es ein Riesen-Vorteil, wenn man nur fünf oder zehn Flugminuten hat.“ Er informierte, dass der „Air Rescue Pfalz“ seit der Aufnahme des Betriebs am 22. Oktober bereits 20 Einsätze geflogen sei. Sven Leitsbach (CDU) bezweifelte nicht, dass der Hubschrauber „ein notwendiges und sinnvolles ergänzendes Rettungsmittel ist“. Von seiner Tätigkeit als ehrenamtlicher Rettungssanitäter wisse er jedoch, dass bei drei der 20 genannten Einsätze „kein Notarztfahrzeug mehr rausgefahren ist. Irgendwann reden wir dann schon über Kosten und Rationalisierung.“ Leitsbach befürchtet, eine dauerhafte Stationierung der Maschine in Imsweiler könnte Notarzt-Standorte im Kreis gefährden. Für ihn sei Limbach der falsche Experte: „Wir bräuchten hier Vertreter der Landesregierung oder der Krankenkassen, die letzten Endes für die Einsätze bezahlen.“ Und er warf die Frage auf, ob tatsächlich in der Westpfalz Bedarf für einen Hubschrauber bestehe: Dies habe das Land ja bislang verneint und auch nach seiner Erfahrung „haben wir immer einen bekommen, wenn er benötigt wurde“, so Leitsbach, der als Einziger mit Nein votierte. Karl Kless (SPD) vertrat dagegen die Ansicht, „dass wir hier nicht über wirtschaftliche Dinge, sondern nur über den Probebetrieb zu entscheiden haben. Und das kann aus meiner Sicht nur mit Ja beantwortet werden.“ Helmut Gass (FDP) plädierte ebenfalls dafür, die Chancen des Hubschraubers zu sehen. „Es wäre nicht im Sinne der gesundheitlichen Versorgung, wenn wir das ablehnen. Nach einem halben Jahr sollten wir die Sache abschließend bewerten.“ Anja Schwarz (SPD) – zugleich Mitglied im Gundersweilerer Gemeinderat – betonte, dieser sei explizit „für den Hubschrauber als Ergänzung zum bodengebundenen Rettungsdienst“. Man hege aber „großes Misstrauen, was die Intention des Flugsportvereins angeht, den Hangar und das Gelände zur Verfügung zu stellen“. Michael Nehm (SPD) wollte wissen, welche bauliche Veränderungen für den Probebetrieb vorgenommen werden müssen. Cullmann erwiderte, nach seinen Kenntnissen sei eine Lösung mit Containern geplant, die problemlos abgebaut werden könnten. Jürgen Christmann („Die Nordpfälzer“) warf die Frage auf, ob Sembach nicht grundsätzlich der bessere Standort wäre. Imsweiler sei der einzige in unserer Region, der dauerhaft genehmigungsfähig sei, sagte Cullmann. Sembach stelle keinen Flugplatz mehr im Sinne des Landesgesetzes dar.

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