Grünstadt Dreimal strahlender Orgelklang

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Vieles wird dem Orgelfreund an der Unterhaardt innerhalb von acht Tagen geboten: Am Freitag beginnt eine Folge von drei Orgelkonzerten, die interessante Vergleiche ermöglichen, denn die Konzertorte sind einerseits die sowohl historisch als auch klanglich höchst wertvolle Stumm-Orgel in Mühlheim aus dem Jahr 1738, anderseits die klanglich ebenfalls höchst gediegene Sandtner-Orgel in Eisenberg. Es konzertieren Matthias Mück, Sebastian Knebel und Rudolf Lutz.

Beide Orgeln stehen derzeit in einem Jubiläumsjahr: Es ist 25 Jahre her, dass die in weiten Teilen original erhaltene Stummorgel in der Mühlheimer Schlosskirche in einer aufwendigen Rekonstruktion wieder ihren ursprünglichen Klangglanz erhalten hat. Es ist ebenfalls 25 Jahre her, dass – nur durch das Zutun finanzkräftiger Orgelförderer war das möglich – die Sandtnerorgel in der katholischen Matthäuskirche in einer über den unmittelbaren Gottesdienstbedarf hinausgehenden konzertfähigen Form gebaut wurde. Interessant ist auch eine innere Verbindung: Die Sandtner-Orgel bezieht sich nämlich – nach Jahrzehnten pneumatisch und elektrisch gesteuerter Orgeln – wieder sowohl technisch als auch klanglich auf barocke Vorstellungen, wie sie in Mühlheim verwirklicht sind. So finden sich in beiden Orgeln viele klanglich markante, solistisch einsetzbare Register, die beiden Instrumenten einen großen Klangfarbenreichtum schenken. Der Konzertreigen beginnt am morgigen Freitag, um 20 Uhr mit dem Magdeburger Kathedralorganisten Matthias Mück in St. Matthäus, Eisenberg. Er bringt aus dem Barock eine Toccata von Dietrich Buxtehude (1637-1707), Variationen über „Allamanda Bruynsmedelijn“ von Samuel Scheidt (1587-1654), von Johann Sebastian Bach (1685-1750) die Triosonate in e-Moll BWV 528, springt dann ins 19. Jahrhundert und bringt von César Franck (1822-1890) Deuxième Choral en si mineur, eine eigene Improvisation und schließlich einen Satz von Petr Eben (1929-2007). Matthias Mück ist ein echter Mainzer Bub, 1967 dort geboren und bereits als Kind bei der Mainzer Kinder- und Jugendkantorei St. Alban musikalisch geprägt. Schon mit 16 hatte er an St. Bonifaz in Mainz die erste Organistenstelle. Folgerichtig studierte er erst in Mainz und dann in Wiesbaden katholische Kirchenmusik, hatte dann verschiedene kirchenmusikalische Stellen an Rhein und Main; seit 2000 ist er Kathedralorganist und Leiter der Kirchenmusik an der katholischen Bischofskirche St. Sebastian in Magdeburg (es handelt sich dabei nicht um den bekannten frühgotischen Dom, der ist protestantisch) und vielfach gefragter Konzertorganist. Die 1738 gebaute, 1991 restaurierte und jetzt gründlich vom Schimmelbefall befreite Johann-Michael-Stumm-Orgel in Obrigheim-Mühlheim ist am Sonntag wieder in Dienst gestellt und Interessenten erläutert worden. Jetzt lässt sie ihre strahlenden Klangfarben im Konzert leuchten. Dazu kommt Sebastian Knebel, ein ausgewiesener Spezialist für alte Musik, aus Dresden und spielt Meisterwerke des Barockzeitalters: am Sonntag, 18. September, um 18 Uhr. Rudolf Lutz, langjähriger Dozent für Alte Musik an der Schola Cantorum Basilensis, muss man den hiesigen Konzertfreunden nicht mehr empfehlen. Er ist im Kirchheim wie in Kirchheimbolanden schon mehrfach zu Gast gewesen. In seiner Heimat widmet er sich intensiv der Interpretation sämtlicher Bach-Kantaten, für den Kirchheimer Konzertwinter hat er sogar im Bachschen Stil eine viel beachtete Wein-Kantate neu geschrieben. Überdies hat er sich als munterer Improvisator bekannt gemacht. Zum zweiten Mal unterweist er an historischen Orgeln des Donnersbergkreises junge Musiker in dieser Kunst, die er am Freitag, 23. September, um 20 Uhr an der Eisenberger Sandtner-Orgel vorstellen wird. Lutz schafft es, prägnante, lichtvoll-freudige und den Ohren schmeichelnde Tongebilde von relativ knapper Dauer, zumeist im barocken und frühklassischen Stil, aus dem Hut zu zaubern, die auch jenen Hörern Vergnügen zu machen in der Lage sind, die sonst mit Orgelmusik wenig am Hut haben. Präludium, Fuge, Choral und Concerto sind unter anderem als Gattungen angekündigt. INFO Der Eintritt zu allen drei Konzerten ist frei; am Ausgang wird gesammelt. |hap

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