Über den Kirchturm hinaus Die Kirche als Segensort für alle Menschen

Auch gleichgeschlechtliche Liebe ist laut Fuchs eine „ernste Sache“.
Auch gleichgeschlechtliche Liebe ist laut Fuchs eine »ernste Sache«.

„Berührt und bewegt von der Menschenfreundlichkeit Gottes wollen wir Segensort in der Welt sein.“

Als Kirche wollen wir ein Segen, ein Segensort für die Menschen, sein. Papst Franziskus und seine oberste Glaubensbehörde stellen klar: Wenn Menschen um den Segen bitten, dann sollten wir ihnen diesen nicht verweigern. Schon gar nicht moralisieren, bewerten oder einfach als Sünde abstempeln. Vielmehr sollten wir dankbar anerkennen, dass diese Menschen in ihrem Leben nach Gott suchen, nach Gott fragen, Gott für ihre Liebe und ihre Gemeinschaft danken. Denn genau das drücken der Wunsch und die Bitte nach einem Segen aus: Der Wunsch nach Gottes Gegenwart im gemeinsamen Leben, mit allem Suchen, Fragen, Scheitern und Neuanfangen. Und das gilt für alle Menschen!

Hier beginnt der Aufreger für so manch „konservative“ Priester und Gläubige gleichermaßen. Segen für alle? Etwa auch wiederverheiratete Geschiedene? Vielleicht sogar noch für Homosexuelle? Sie sehen die katholische Ehe in Gefahr. Wer segnet, der sollte es ernst nehmen! Für mich bedeutet das auch, den Menschen oder die Menschen ernst zu nehmen, und zwar mit ihrem bisherigen Lebensweg und ihrer Lebensgeschichte.

Denn auch die Liebe zwischen zwei Menschen, einem Mann und einer Frau, zwei Männern oder zwei Frauen ist eine ernste Sache. Die Liebe ist notwendig, geradezu lebensnotwendig, für unser Leben. Weil das so ist, segne ich die Liebenden, die vor mir stehen und darum bitten. Für die katholische Ehe stellt die Segnung der Liebe der „anderen“ keine Gefahr dar, sondern viel mehr, wenn eben diese fehlt, wenn die Liebe des anderen nicht mehr ernst genommen wird, als selbstverständlich hingenommen oder vergessen wird. „Am Ende zählt allein die Liebe“, um es im Sinne unserer Pfarrpatronin, der Heiligen Theresia vom Kinde Jesus, zu sagen. Ich bin froh und dankbar über die Worte unseres Papstes.

  • Moritz Fuchs ist katholischer Pfarrer in Bad Dürkheim.
Moritz Fuchs
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