Fußball Das Leiningerland-Derby: VfR Grünstadt gegen TuS Altleiningen

Beim Derby, hier 2019, geht es immer heiß her.
Beim Derby, hier 2019, geht es immer heiß her.

Am Samstag empfängt der VfR Grünstadt in der Landesliga den TuS Altleiningen. Die Begegnung der beiden hochklassigsten Teams aus dem Leiningerland ist ein echtes Derby.

Endlich, es ist wieder Derby-Zeit. Am Samstag empfängt Fußball-Landesligist VfR Grünstadt zum 17. und letzten Vorrundenspieltag den Klassen-Konkurrenten von TuS Altleiningen (Anstoß 15.30 Uhr, Rudolf-Harbig-Stadion).

Insgesamt zwölf Mal standen sich beide Teams in der zweithöchsten Liga des Südwestdeutschen Fußballverbandes (SWFV) gegenüber, die Statistik spricht deutlich für Altleiningen, das achtmal gewann, nur vier Erfolge gab es für Grünstadt, kein Remis. Beeindruckend, was die Waldgemeinde-Spieler bisher gegen die Kleinstadt-Akteure erreichten. Unabhängig davon können die zahlreichen C-, B- und A-Fußballligisten des Leiningerlandes stolz sein, zwei Vertreter in der Landesliga zu haben.

Doch manchmal werden lokale Vergleiche, wenn beide Spitzenteams aufeinandertreffen, ihrer Bedeutung nicht gerecht. Oft sind sie von Taktik geprägt, oft konzentrieren sich die Akteure zu sehr darauf, keine Fehler zu begehen und verkrampfen letztlich, was den spielerischen Akzenten schadet. Das alles führt meist zu Partien, die einiges, was den Fußball so attraktiv macht, vermissen lassen.

Oft hagelt es Karten

Dagegen werden oft die Zweikämpfe übertrieben, es hagelt viele Gelbe, Gelb-Rote oder sogar Rote Karten. Leider mangelt es mittlerweile ebenso am Zuschauerinteresse: Waren es beim ersten Aufeinandertreffen in Altleiningen am 18. Oktober 2014 noch 450 Besucher (damals siegte der TuS 3:2, die Torfolge: 1:0 Faedda, 1:1 Brust, 1:2 Gillmann, 2:2 Fischer, 3:2 Faedda), verfolgten am 23. November 2019, dem letzten Vergleich, beim 1:0-Sieg für Altleiningen im Rudolf-Harbig-Stadion gerade noch 190 Zuschauer das Geschehen. Den Siegtreffer für Altleiningen erzielte übrigens Marco Sorg (2.), der heute für Grünstadt stürmt. So dürften trotz dieses Lokalderbys am Samstag auch nicht mehr Zuschauer den Weg ins Stadion finden, wie bei anderen Spielen.

Beide Kontrahenten bewegen sich im unteren Teil der Tabelle, beide weisen jeweils 18 Zähler auf, der TuS hat ein Spiel mehr, der VfR ist Zehnter (Torverhältnis 25:25), Altleiningen Zwölfter (32:37). Interessant: Zum Sechsten, Phönix Schifferstadt, trennen beide Equipen nur vier Punkte. Das beweist deutlich die Stärke und Ausgeglichenheit der Klubs in dieser Liga, in der jeder jeden schlagen kann. Auf jeden Fall können sich die Besucher, die den Weg ins Stadion finden, auf eine kampfbetonte Partie, die von Schiedsrichter Felix Zirbel aus Idar-Oberstein geleitet wird, freuen.

Während beim VfR Trainer Christian Rutz das volle Vertrauen ob seiner Arbeit seitens des Präsidiums genießt und das Angebot eines längerfristigen Vertrages besitzt, hat der bisherige Coach von Altleiningen, Michael Wolter, nach der 2:5-Schlappe beim SV Gimbsheim seine Trainerposition nach drei Jahren aufgegeben. Interimscoach ist nun Henrik Weisenborn, bisher Spieler-Co-Trainer. Der frühere Akteur des VfR Grünstadt siegte bei seiner Heimpremiere als Coach mit seinem Team gegen SV Rülzheim 4:2. Mit den beiden Trainern führte Gerhard Laubersheimer ein Gespräch.

VfR Grünstadt gegen TuS Altleiningen. Ist das für Sie ein besonderes Spiel und falls ja, was ist dabei für Sie als Trainer das Außergewöhnliche?
Rutz: Ehrlich gesagt ist dies für mich ein Spiel wie jedes andere. Auch hier sind nur drei Punkte zu vergeben. Die Vorbereitung ist genauso wie bei allen anderen Spielen. Dennoch ist mir bewusst, dass es für das Leiningerland eine besondere Partie mit vielen Emotionen und Geschichten ist. Mir ist wichtig, dass man respektvoll miteinander umgeht und meine Mannschaft auf dem Platz das umsetzt, was vorgegeben wird.

Weisenborn: Derbys sind immer besondere Spiele. Ich freue mich auf diese Begegnung. Gerade in der Landesliga Ost, der viele Mannschaften aus Mainz angehören, sind Derbys nicht an der Tagesordnung.

Von zwölf Aufeinandertreffen in der Landesliga hat TuS Altleiningen acht Mal gewonnen, nur vier Mal der VfR. Ist das für Sie im Hinblick auf diese Begegnung bedeutend, blicken Sie darauf?
Rutz: Das hat überhaupt keine Bedeutung. Fußball ist ein Ergebnissport und dabei ist es grundsätzlich egal, gegen wen man spielt. Für Siege der Vergangenheit bekommt man keine Punkte und frühere Niederlagen schmerzen auch nicht mehr. Ich arbeite mit der Mannschaft im „Jetzt“. Nur das zählt.

Weisenborn: Das spielt überhaupt keine Rolle. Es gilt, sich in jedem Training und in jedem Spiel neu zu beweisen.

Christian Rutz
Christian Rutz

Vor Saisonbeginn haben die Verantwortlichen beider Klubs sicherlich nicht damit gerechnet, dass es beim Aufeinandertreffen hüben wie drüben um wichtige Zähler für den Klassenerhalt geht. Beide Teams haben bisher jeweils nur 18 Zähler gesammelt. Wie ist es zu diesen Platzierungen im unteren Teil der Tabelle gekommen?
Rutz: Wir sind letztes Jahr knapp am Aufstieg gescheitert. Solch ein Erlebnis bleibt in den Köpfen der Spieler drin. Da gibt es genügend prominente Beispiele aus der Bundesliga. Meine Jungs sind keine Maschinen, sondern Menschen, die täglich einer normalen Arbeit nachgehen. Hinzu kamen Verletzungen und Urlaubsabwesenheiten, was für die Vorbereitung alles andere als gut war. Die ersten Spiele gingen verloren und wir fanden uns im unteren Teil der Tabelle. Vom Kopf her waren wir auf „oben mitspielen“ programmiert. Es hat dann gedauert, bis jeder einzelne verinnerlicht hatte, dass es dieses Jahr darum geht, den Abstieg zu verhindern.

Weisenborn: Da ich die Mannschaft erst seit eineinhalb Wochen hauptverantwortlich betreue, steht es mir nicht zu, dies zu bewerten. Nur so viel, es sind mehrere Faktoren zusammengekommen.

In welcher Verfassung befindet sich vor dieser Partie das Team? Gibt es Verletzte zu beklagen? Sind alle wichtigen Spieler an Bord?
Rutz: Mein Team ist in einer sehr guten Verfassung. Was uns fehlt, ist die Konstanz. Daran arbeiten wir, denn das ist der Schlüssel, um sich von den Abstiegsrängen zu entfernen. Wir sind in der Lage, jede Mannschaft in dieser Liga zu schlagen. Derzeit ist mein Kader komplett für Samstag, was sich ändern kann. Es sind die Monate der Erkältungskrankheiten und natürlich ist auch noch Covid-19 präsent. Ich hoffe, dass wir die letzten drei Wochen bis zur Winterpause gut durchkommen, denn die Belastung mit einer zusätzlichen englischen Woche gegen Viktoria Herxheim nächsten Mittwoch ist schon sehr hoch für einen Amateurfußballer.

Weisenborn: Wir haben diverse Ausfälle zu beklagen. Yannik Krist fehlt weiterhin mit Knieproblemen. Dennis Jander hat das Lauftraining aufgenommen, stellt jedoch noch keine Kaderoption dar. Joshua Schlischka hat sich eine Innenbandzerrung im rechten Knie zugezogen, Alex Tuttobene ist privat verhindert. Torben Kirch hat sich das Handgelenk gebrochen und fällt bis Jahresende aus. Dominik Heieck laboriert weiterhin an einer Sprunggelenkverletzung. Marius Maurer ist erkältet, sein Einsatz ungewiss.

Haben Sie sich im Training besonders auf dieses Treffen vorbereitet?
Rutz: Nein. Wir haben klare Abläufe. Ich mache auch aus meiner Grundordnung im Spiel kein Geheimnis. Entscheidend ist die Umsetzung auf dem Feld. Wie schnell erkennen die Spieler auf dem Feld und ich die Räume, die der Gegner bespielt, welche Räume kann man bespielen. Wo liegen im Spiel die Schwächen des Gegners.

Weisenborn: Nein. Wir haben einen Prozess angestoßen, diesen wollen wir Woche für Woche fortführen und uns weiterentwickeln. Natürlich wird wie vor jedem Pflichtspiel in der Trainingswoche auf den Matchplan eingegangen.

Wie ist die allgemeine Stimmung in Ihrem Team?
Rutz: Sehr gut. Gerade der Sieg in Gimbsheim hat uns Sicherheit gegeben. Alle ziehen voll mit. Jeder will spielen und wenn er nicht spielt, unterstützt er die Mannschaft mit vollen Kräften von außen.

Weisenborn: Der Heimsieg in der vergangenen Woche war spürbar erleichternd. Dennoch weiß jeder, dass noch ein langer Weg vor uns liegt.

Wie schätzen Sie Ihren Gegner ein, wo sehen Sie dessen Stärken?
Rutz: Altleiningen ist eine feste Größe in der Landesliga. Eine sehr homogene und schwer zu bespielende Mannschaft, die niemals aufgibt und mit Erik Tuttobene einen Ausnahmestürmer für die Landesliga in ihren Reihen hat. Hinzu kommen Spieler wie Marcel Walzer, Yannick Krist und Luca Pompeo, die in dieser Liga mit zu den besten Spielern gehören.

Weisenborn: Grünstadt verfügt über eine hohe individuelle Qualität. Spieler wie Marco Sorg, Nico Müller oder Patrick Wolf bringen eine enorme Erfahrung auf den Rasen. Der aktuelle Tabellenplatz spiegelt sicher nicht das Leistungsvermögen dieser Mannschaft wider.

Was wird Ihrer Ansicht nach ausschlaggebend für das Ergebnis dieser Partie sein?
Rutz: Die Mannschaft, die weniger Fehler macht, wird das Spiel am Ende gewinnen.

Weisenborn: Ich erwarte eine kampfbetonte Partie, in der es gilt, Leidenschaft, Emotionen und eine große Laufbereitschaft an den Tag zu legen. In jedem Spiel besteht die Chance auf drei Punkte.

Was ist letztlich Ihr Ziel in dieser Saison?
Rutz: Wie schon gesagt. Für uns geht es darum, so schnell wie möglich die Abstiegsränge zu verlassen und sich einen Puffer aufzubauen. Dies ist auch wichtig, um schon für die nächste Saison planen zu können. Und das wollen wir so früh wie möglich. Des Weiteren geht es darum, die jungen Talente aus der Region, die bei uns sind, weiterzuentwickeln, neue Talente zu scouten und nach Grünstadt zu holen. Das ist viel einfacher, wenn man frühzeitig den Klassenerhalt sichert.

Weisenborn: In dieser Saison geht es nur um den Klassenerhalt.

Henrik Weisenborn
Henrik Weisenborn
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