Turnen Bundesliga-Trainer und Mathelehrer: Florian Bachmann

Für seine Aufstellung benutzt er eine Matrix, die er mit Excel programmiert hat: Florian Bachmann.
Für seine Aufstellung benutzt er eine Matrix, die er mit Excel programmiert hat: Florian Bachmann.

Seit zehn Jahren ist Florian Bachmann Trainer der Bundesliga-Turner der TSG Grünstadt. Der 33-Jährige lehrt am Leiniger-Gymnasium Sport und Mathematik. Besonders letzteres Fach bestimmt seinen Stil als Trainer.

Florian Bachmann erkennt man bei Wettkämpfen der TSG Grünstadt am Zettel. Den hat er stets am Mann, wenn seine Mannschaft an die Geräte geht. Und es ist nicht einfach nur eine Liste. Bachmann, im Hauptberuf Lehrer für Sport und Mathematik, macht eine regelrechte Wissenschaft draus. „Ich wollte eine Matrix haben, wo meine Jungs links stehen und die gegnerischen Jungs oben, um immer einen Quervergleich zu ziehen“, erklärt er. Dabei rechnet er mithilfe einer Excel-Tabelle genau aus, wie viele Scorepunkte jeder seiner Turner gegen jeden der anderen Turner gewinnen würde – und das für jedes Gerät. „Das verfeinerst du dann immer und immer weiter“, so Bachmann. Mittlerweile schreibe er sich sogar raus, wer bei den Gegnern in den vergangenen Wettkämpfen an welcher Position gestartet ist, um dann zu taktieren und entsprechend nachzulegen. „Schon vorher entwickelt sich dann bei mir eine Idee für den Wettkampf“, erklärt Bachmann.

A-Lizenz mit 23 Jahren

Seit zehn Jahren ist Bachmann Trainer in der Zweiten Bundesliga. Begonnen hat er seinen Trainerjob mit 13 Jahren. „Da hab ich angefangen, als Helferlein mitzulaufen“, erzählt er. Mit 15 hatte er dann seine erste Breitensport-Kindergruppe. 2007 war er an der Gründung der Turn-Talentschule beteiligt und fing an, im Leistungssport zu trainieren. Ab 2012, da war er gerade einmal 23 Jahre alt, war Bachmann – mit A-Lizenz in der Tasche – dann unter Cheftrainer Michael Danner im Trainerstab der Bundesliga-Mannschaft. Anfang trainierte er die Sportler noch nicht, sondern begleitete sie nur bei den Wettkämpfen. Erst als es seit 2017 keine Hauptamtlichen mehr gab, übernahm Bachmann zusammen mit Alexander Pogoreltsev das Training unter der Woche.

Zum Turnen selbst kam Bachmann ganz klassisch: „Ich war mit meiner Mutti im Eltern-Kind-Turnen.“ Irgendwann sei der ehemalige Cheftrainer Rudi Brand auf ihn zugekommen und habe gesagt, er solle doch mal „in die andere Gruppe“ kommen. Das bedeutete, Bachmann trainierte ab sofort zwei, dreimal die Woche. „Ich bin aber nie so richtig groß geworden. Vielleicht mal Pfalzmeister gewesen, aber das war’s auch schon“, gesteht er. Doch beim Turnsport ist er hängengeblieben – als Trainer.

Ohne den Trainerjob wäre der heute 33-Jährige vermutlich nie zu seinem Hauptberuf gekommen, sagt er. „Ich glaube, im Trainersein habe ich gemerkt, wie viel Freude es mir bereitet, wenn ich sehe, dass ein Kind was von mir lernt und annimmt.“ Wenn man jungen Menschen was auf den Weg geben kann, sei das eine sehr bereichernde Erfahrung, so Bachmann. Im Umkehrschluss habe aber auch sein Job als Lehrer seinen Trainerjob bereichert. „Die ganze Ausbildung, die Erfahrung gegenüber Eltern und die Fähigkeit, sich selbst zu organisieren und sich selbst zu reflektieren, hilft auch, ein besserer Trainer zu sein“, sagt er.

„Ich kenne Sie aus der Zeitung“

Dass er in seiner Schule, dem Leininger-Gymnasium in Grünstadt, auch als TSG-Coach erkannt wird, daran hat Bachmann sich schon längst gewöhnt. Wenn er etwa eine neue fünfte Klasse übernehme – die seien meist besonders redselig –, höre er schon öfter Sätze wie „Ich kenne Sie aus der Zeitung“ oder „Sie sind doch der Trainer von der TSG“. Zwar lesen nicht unbedingt alle Kinder die Zeitung, aber die Eltern. „Zumindest haben sie den Namen Bachmann mal gehört. Wenn er in der Schule mal auftaucht, fragt man dann schon mal nach.“ In der Praxis äußere es sich aber nur dahingehend, dass er die Turn-AG leitet – und dass er organisiert, dass der Sport-Leistungskurs an den Geräten in der TSG-Halle trainieren darf.

Für die Arbeitszeiten in seinem Lehrerjob ist Bachmann sehr dankbar, denn so kann er optimal am Nachmittag das Training seiner Bundesliga-Mannschaft leiten und alles unter einen Hut bringen. Seit April muss er allerdings einen längeren Weg auf sich nehmen, denn er hat zusammen mit seiner Frau ein Haus in Speyer gekauft.

Den nächsten Wettkampf hat die TSG am kommenden Samstag beim KTT in Oberhausen. Selbstverständlich hat Bachmann auch diese Begegnung schonmal vorab durchgerechnet: „Die Zahlen sagen, dass das machbar sein sollte.“ Natürlich dürfe sein Team gegen den Aufsteiger nicht hochnäsig rangehen, sondern müsse „einfach sein Zeug turnen“. Bachmann: „Die könnten uns beim ein oder anderen Gerät schonmal ärgern, aber wenn wir keinen rabenschwarzen Tag erwischen, sollten wir das Ding irgendwie schaffen.“

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