Grünstadt Australiens Buschbrände: Lukas Wagner aus dem Donnersbergkreis war vor Ort

Seit September in Australien unterwegs, um zu reisen und zu arbeiten: Lukas Wagner aus Jakobsweiler.
Seit September in Australien unterwegs, um zu reisen und zu arbeiten: Lukas Wagner aus Jakobsweiler. Foto: Wagner/frei

Die Buschbrände in Australien haben für weltweite Schlagzeilen gesorgt. Lukas Wagner aus Jakobsweiler im Donnersbergkreis ist seit fünf Monaten in Australien, reist über den Kontinent und arbeitet dort für mindestens ein Jahr in verschiedenen Städten. Er hat der RHEINPFALZ erzählt, wie er die Buschbrände erlebt.

Seit dem 5. September ist Lukas Wagner in Australien unterwegs. „Work and Travel“, also Arbeiten und Reisen, möchte er dort für mindestens ein Jahr. Angekommen ist er mit einem Freund aus Deutschland in Darwin, einer Großstadt ganz im Norden von Australien. Temperaturen über 40 Grad sind dort Normalität. Dann sind die beiden zwei Monate lang bis ans andere Ende von Australien nach Adelaide gereist. Allein der direkte Weg zwischen den beiden Städten geht über 3000 Kilometer. Dort hat sich der 23-Jährige dann die ersten Arbeitsstellen gesucht, war zum Beispiel auf der Baustelle oder auch auf einer Farm angestellt. Die Arbeit auf der Farm beschreibt er als relativ entspannt: „Da sitzt man in seinem klimatisierten Traktor, pfercht Getreide zusammen und macht daraus Ballen, die man wiederum verlädt.“ Ganz im Gegensatz zu der Arbeit auf einer Weinbaufarm. Dort musste er Zäune abtrennen, acht Stunden lang in praller Sonne. Zum Glück gab es nur einen leichten Sonnenbrand für Wagner. Von den Buschbränden habe er zum ersten Mal Ende September etwas mitbekommen. Damals war Wagner in einem der Nationalparks im Bundesland Northern Territory unterwegs. Als er mit seinem Freund auf einem Campingplatz ankam, hat es überall drum herum aus dem Wald geraucht und gequalmt, „wie bei einem Lagerfeuer“. Als großes Problem wurde das nicht angesehen. „Da wurde nur gesagt, da können wir nichts machen. Wir schauen nur, dass sich das nicht ausbreitet“, berichtet Wagner.

Keine Panik

Auf dem Weg von Melbourne nach Sydney konnte er oft Rauchentwicklungen erkennen: „Da raucht es dann viel aus den Bäumen heraus, das sieht wie Nebel aus.“ So weit weg von der Straße sei das dann gar nicht. In Sydney hat er das Feuer nur an vier Tagen wahrgenommen, als sich durch den vielen Rauch der Feuer Smog in der Stadt gebildet hatte. „Aber sonst kriegt man das wenig mit. Angst und Panik gibt es eigentlich nicht.“ Die Medienberichte in Deutschland und den USA seien sehr verschieden von dem, wie man die Situation in Australien wahrnimmt. Manche Karten, auf denen die Brände eingezeichnet sind, würden auch gar nicht stimmen. „Ich war da an einem angeblichen Hotspot und dann war da einfach gar nichts“, erzählt Wagner. Andererseits hat er von Freunden gehört, dass diese gerne ein zweites Mal nach „Kangaroo Island“ wollten, um dort zu arbeiten, weil es ihnen dort so gut gefallen hatte. Sie bekamen jedoch eine Absage – denn die Farm sei abgebrannt. Außerdem würde es in vielen Geschäften, wie McDonald’s oder in Friseursalons, Spendenaufrufe für die Opfer der Buschbrände geben. Rund um die Brände ist auch eine neue Diskussion um den Klimawandel ausgebrochen. Die Australier sind nach den Beobachtungen von Wagner sehr klimafreundlich eingestellt: „Das ist hier fast so eine große Sache wie in Deutschland.“ Es gibt ein Pfandsystem, Plastiktüten kosten extra, Getränke werden eigentlich nur in Pappbechern ausgegeben. Zudem achten die Australier auf Mülltrennung, tragen oft Second-Hand-Sachen und führen nach Wagners Einblicken kein verschwenderisches Leben. Nur den Benzinpreis könne man etwas negativ auslegen, „der ist hier viel billiger, so um die 80 Cent pro Liter“, erzählt Wagner. Obwohl das ihm, bei so viel zurückgelegten Kilometern, zugute gekommen sei.

„Kein Grund, um abzureisen“

Was Wagner viel mitbekommt, sind Straßensperrungen. Außerdem hat er von Evakuierungen gehört, zum Beispiel von einem Hundehotel außerhalb von Sydney, oder auch einem Dorf. Das geschehe als Vorsichtsmaßnahme, wenn das Feuer zu nahe kommt. Dort war es 40 Kilometer entfernt – für den Fall, dass sich die Richtung des Feuers ändert. In den beiden Fällen sei das aber nicht passiert. Seine Mutter zuhause war nach den Medienberichten in Deutschland doch besorgt, aber er hat sie beruhigt. „Für mich ist das kein Grund abzureisen, die Leute bleiben ja auch hier wohnen.“ Sein Freund, der auf Heimatbesuch war, als sich die Buschbrände dramatischer entwickelten, hat seine „Work and Travel“-Tour aber tatsächlich abgebrochen und ist nicht wieder nach Australien zurückgekommen. Gerne würde Wagner helfen, gegen die Buschbrände vorzugehen. „Ich hab’ mich mit Backpackern unterhalten, da hatten auch viele die Idee. Aber das Problem ist, die brauchen jetzt direkt Einsatzkräfte und haben keine Kapazität, um neue Leute einzuarbeiten, deswegen geht das nicht.“ Also muss sich Wagner eine andere Arbeitsstelle suchen. Eine neue Farm hat er schon in Aussicht.

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