Grünstadt Aus Liebe zur Rebe

Dieter Leppla aus Kleinkarlbach hat vor zehn Jahren die Deutsche Weinstraße erwandert und darüber ein Buch geschrieben.
Dieter Leppla aus Kleinkarlbach hat vor zehn Jahren die Deutsche Weinstraße erwandert und darüber ein Buch geschrieben.

Die beiden Neuen unter den nun acht Botschaftern im Verbreitungsgebiet der Grünstadter RHEINPFALZ verbindet ein großer Wissensdurst, die Liebe zu den edlen Tropfen der Region und die Freude, andere Menschen daran teilhaben zu lassen. Sie wählen aber unterschiedliche Zugänge zum großen Themenkomplex Wein und Kultur.

„Vor rund zehn Jahren habe ich mit Unterstützung des Weingutes Müsel zwei Rebzeilen an der Grundschule in Obrigheim angelegt“, erzählt Rudolph, wie das Interesse an der Weinherstellung bei ihr gereift ist. Zudem habe sie einen Hang zu kulinarischen Genüssen und zu Geschichte, sagt sie. Und so besuchte sie wie einst ihre Freundin Kerstin Pontasch aus Kleinkarlbach die Seminare beim DLR. Die 1250 Euro Teilnehmergebühr seien gut investiertes Geld, findet Rudolph. „Das erworbene Wissen kann ich noch sehr lange nutzen, und die Zahl an Touristen steigt.“ Weil darunter oft auch ausländische Gäste sind, entschied sich die Drogistin, die aus Hannoversch Münden stammt, zusätzlich einen Kurs für Englisch rund um den Weinbau zu belegen. „Das war richtig so. Täglich begegnen mir in Neuleiningen Menschen anderer Nationalitäten.“ Seit Januar arbeitet Rudolph in dem Burgdorf im Weingut Franz Nippgen. „Ich war aber auch schon bei Winzern in Bockenheim, Herxheim und Obrigheim tätig, nicht nur im Büro, sondern auch bei der Traubenlese, eigentlich bei allem, was beim Weinbau so anfällt“, erläutert sie. Die Ausbildung in Neustadt umfasst vier große Module: Historisches und Kultur, Weinbau und Kellerwirtschaft, Geologie und Natur sowie Rechtsgrundlagen. „Besonders lernintensiv war die Geschichte mit ihren Daten, Zahlen und Fakten von den Römern bis heute“, sagt Rudolph, die über die Seminare an eine sehr interessante Aufgabe herangekommen ist: die sensorische Verkostung von Weinen, die bei Forschungsarbeiten am Neustadter Campus kreiert wurden. „Das erfordert eine enorme Konzentration, ist aber sehr spannend und ein gutes Training für die Wahrnehmung“, findet die 48-Jährige, die bei ihrer praktischen Prüfung ein selbst erstelltes Konzept für eine Wanderung in Bockenheim vorgestellt hat. „Schon während meiner Ausbildung habe ich – teilweise gemeinsam mit Kerstin Pontasch – Führungen angeboten, etwa durchs Berntal bei Leistadt, für Kinder über die Hardenburg oder ,Auf den Spuren von Michael Mappes’ durch Grünstadt“, berichtet die Kassenwartin des Altertumsvereins Grünstadt-Leiningerland. Für die Vorbereitung brauche man einen großen Fundus an Büchern, so Rudolph, die das Erkunden einer neuen Strecke gern in Familienausflüge oder in ihr Joggingprogramm einbindet. Bei den Touren wichtig ist ihr die Verbindung von Wein und Essen. So wird es bei der nächsten Wanderung, die am Sonntag, 5. August, 15 Kilometer von Bockenheim ins Zellertal – erst nach Wachenheim und schließlich nach Harxheim – führt, ein Sektfrühstück sowie eine Mittagsmahlzeit und einen abendlichen Imbiss geben. Der Kleinkarlbacher Dieter Leppla hat noch keine Führung geplant. „Ich biete mich gern an, wenn andere Kultur- und Weinbotschafter einen Kooperationspartner brauchen oder ein Winzer ein Event vorhat“, erklärt der Pfarrer. Auch könne er sich vorstellen, sein in Neustadt erworbenes Wissen als Referent bei der Evangelischen Erwachsenenbildung weiterzugeben. Momentan sei er jedoch privat sehr stark eingebunden. Sein Zugang zu Kultur und Wein sei die Literatur, sagt der 64-Jährige, der schon etliche Gedichte über edle Tropfen aus Rebensaft geschrieben hat. Bei seiner neueren Lyrik hat Leppla das beim DLR Gelernte verarbeitet. Etwa in „Der Rebstock“, wo es heißt: „Ausdruck von urbändiger Kraft – tief im Erdreich verwurzelt – schöpfst du deine Energie aus Kalk und Lehm und Löß und verwandelst die Mineralien deines Terroirs zum Genuss für Nase und Gaumen (…) Seelenverwandt mit der Kastanie, blüht ihr und reift ihr zur selben Zeit (…) Bist aus deiner Urheimat, dem fernen Kaukasus, ausgewandert, um als Migrant willkommen zu sein.“ Im Jahr 2000 hat er ein Gedicht auf Pfälzisch verfasst, mit dem er sich bei den Bockenheimer Mundarttagen beworben hat, jedoch nicht zum Zuge kam. Er sagt die ersten Zeilen auf: „Mer hann kää Geede unn kää Schiller unn kää Helderlin, schdadddesse hammers reschde Versmaß in de Bludbohn drin. Denn schbeedschdens noo em dridd Glas pälzer Wei, do falle uns erschdaunlisch geischdreisch’ Worde ei.“ Eigentlich sei er schon seit langem ein Weinbotschafter, meint der gebürtige Wolfsteiner, der zum Autorenteam des Evangelischen Kirchenboten gehört und in seiner Freizeit gern malt. Als er eine Stelle in Neustadt-Haardt innehatte, sei er mit vielen Winzern in engeren Kontakt gekommen, habe Weindörfer erkundet, Fotodokumentationen erstellt, sich in die Historie eingearbeitet und Vorträge gehalten zu Themen wie „Der Wein und seine Bezüge zur Heiligen Schrift“. 2009 ist Leppla in acht Etappen die Weinstraße von Schweigen bis nach Bockenheim gelaufen und hat dabei seine Eindrücke von Landschaft, Stimmung und Begegnungen auf ein Diktiergerät gesprochen. „Daheim hab’ ich dann alles aufgeschrieben“, berichtet er von der Entstehung seines Büchleins „Meditierend wandern entlang der Deutschen Weinstraße“, das 2010 im Verlagshaus Speyer erschienen ist. 2006 hatte er schon Bildbetrachtungen in dem Buch „Aus der Stille schöpfen“ zusammengetragen. Durch die Ausbildung beim DLR – sehr lebendige geschichtliche Exkursionen gab es mit dem Kaiserslauterer Historiker Jürgen Keddigkeit – habe er sein Wissen erheblich erweitert, erzählt Leppla, der als Geistlicher auch in Pirmasens und Zweibrücken sowie in Frankenthal tätig war. Jetzt ist er in Altersteilzeit. Weil er zwei Jahre als Urlaubsseelsorger am Gardasee im Einsatz war, habe er auch Italienisch gelernt. STICHWORT

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