Grünstadt Aktiver Renner, geliebter Rentner

Ende März vor 40 Jahren rollte im Volkswagenwerk in Wolfsburg der allererste Golf vom Band, der legendäre „Golf I“. Die Reaktionen waren unterschiedlich: Die einen liebten ihn heiß, die anderen fanden ihn hässlich und kastig. Hier sind einige Erinnerungen von RHEINPFALZ-Lesern an den Golf I.

„Ich bin im Besitz eines Golf 1 GTI Pirelli mit Erstzulassung 31. August 1983, den ich seit 1993 besitze“, hat uns geschrieben. Damit ist sein Wagen einer der letzten der Einser-Baureihe – der allerletzte wurde am 13. September gebaut. Hubersperger, der begeisterter Motorsportler ist, setzt den Wagen seit 2001 und nach diversen Umbauten nur noch auf der Rennstrecke ein. „Er hat derzeit keine Straßenzulassung, ist aber als 30-jähriger Youngtimer immer noch in einem Topzustand“, teilt der stolze Besitzer mit. Kein Wunder, hat er doch bis auf die Lackierung alles selbst gemacht: „Ich bin leidenschaftlicher Autoschrauber“, sagt der 41-Jährige, der seit fast zehn Jahren bei Borg Warner beschäftigt ist, ursprünglich eine Ausbildung als Kfz.-Mechaniker gemacht hat. „Das Auto ist in einem sehr guten Zustand“, verkündet er, „da musste noch nichts geschweißt werden“. Er muss es wissen, schließlich hat er sein Prachtstück schon in alle Einzelteile zerlegt. Der Motor seines GTI Pirelli ist natürlich nicht mehr original – mittlerweile röhrt ein VAG 16V, 1838 Kubikzentimeter, neu aufgebaut, komplett bearbeitet, mit Schrick-Nockenwellen und momentan noch mit hydraulischem Ventiltrieb unter der Motorhaube. Wer mehr Details wissen will, kann sich auch auf seiner Homepage, hubersperger-motorsport.de, umschauen. Bei einer maximalen Drehzahl von 7800 Umdrehungen pro Minute bringt der Motor etwa 185 PS. „Noch“, sagt Hubersperger, denn Pferdestärken kann er nie genug haben. „Ich habe einfach ein Faible für Volkswagen“, sagt er auf die Frage, warum er sich ausgerechnet in den Golf verliebt habe. „Volkswagen sind für mich immer noch mit die schönsten Autos.“ Am Golf I gefällt ihm vor allem die Form: „Das ist ein ganz klassisches Design, dazu ist der Wagen sportlich, seinerzeit war er ein wirklicher Topsportler und für die Zeit sehr schnell, eine echte Herausforderung für die Konkurrenz. Und er macht sehr, sehr viel Spaß.“ Eigentlich müsste der Golf Turbo Diesel ihres Bruders einen Platz im VW-Museum in Wolfsburg bekommen, meint . Das Auto, Baujahr ’86, hat stolze 580.000 Kilometer auf dem Buckel und seinem Besitzer Gerno Schlemmer aus Finkenbach von 1987 bis 2009 zuverlässige Fahrdienste erwiesen. Dass Ingrid Breihof anstelle ihres Bruders dem RHEINPFALZ-Aufruf zum Tag des Golfes gefolgt ist, liegt daran, dass sie diese unglaubliche Geschichte „schon immer mal erzählen wollte“, wie sie sagt. Los ging diese im Jahr 1987, als der damals 22-jährige Gerno sich sein erstes Auto kaufte, einen Golf Turbo Diesel. Keine vier Wochen später fuhr er damit ins Kino und schaute sich mit seiner Freundin „Eine verhängnisvolle Affäre“ an. Wie verhängnisvoll dieser Kinobesuch für Gerno Schlemmer selbst war, merkte der junge Mann erst, als er mit seinem Auto die Heimfahrt antreten wollte. Das war nämlich zwischenzeitlich gestohlen worden. „Es gab damals eine echte Serie“, erinnert sich Ingrid Breihof. Eine Diebesbande trieb im Umkreis von Kirchheimbolanden, Alzey und Mainz ihr Unwesen und hatte es dabei ausschließlich auf Golf Turbo Diesel abgesehen. Doch der Bruder hatte Glück im Unglück. Sein Golf stand noch, zur Ausschlachtung bereit, in der Werkstatt der Bande, als die Polizei dieser das Handwerk legte. Und so kam das treue Gefährt wieder zurück nach Finkenbach ins Haus Schlemmer, wo es fortan für die täglichen Fahrten in die BASF genutzt wurde. Außerdem ist er Fußballer und „der Golf kennt mit Sicherheit jeden Sportplatz im ganzen Kreis“, meint die Schwester. Erst vor fünf Jahren ging das Auto in den wohlverdienten Ruhestand. Seither steht es in der Familienscheune in Finkenbach. Verschrottet werden soll der Golf jedenfalls nicht, zu viele Erinnerungen hängen an ihm. Gerno Schlemmer hat sich mittlerweile ein neues Auto gekauft, es ist, wen wundert’s, ein Golf. (ajh/jgl)

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