Grünstadt Abgerutscht

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Es sind Zahlen, die Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld nicht unbedingt jubeln lassen, die ihn aber auch nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Von 402 untersuchten Städten und Kreisen in Deutschland landet der Kreis Bad Dürkheim auf Platz 286 und hat damit gegenüber dem Jahr 2004 198 Ränge verloren. „Ausgeglichene Chancen/Risiken“ – so klassifiziert das Wirtschaftsinstitut den Kreis Bad Dürkheim auf einer Skala von eins bis acht auf Rang fünf ein. Der „Zukunftsatlas“ aus dem Hause Prognos untersucht anhand von fast 30 unterschiedlichen Indikatoren, wie sich die Regionen seit 2004 entwickeln. Der Zukunftsatlas soll Städten und Kreisen, Wirtschaftsförderern, Industrie- und Handelskammern und Investoren Hinweise geben zu Risiken und Handlungsbedarf der Entwicklung der einzelnen Regionen. Dabei spielen Demografie, Arbeitsmarkt, Wettbewerb und Innovation sowie Wohlstand und soziale Lage eine Rolle. Neu im diesjährigen Zukunftsatlas ist der Digitalisierungskompass. „Digitalisierung hat sich zu einem entscheidenden Standortfaktor für Regionen entwickelt. Deshalb wurde ihm im Zukunftsatlas eine neue Kategorie gewidmet“, heißt es zur Begründung. Es geht um die Indikatoren IT-Branche, IT-Gründungen und Stellenausschreibungen im Bereich Digitalisierung. Dort schneidet der Kreis ähnlich wie die umliegenden Städte Neustadt, Speyer und Landau eher schlecht ab. Von fünf möglichen Sternen haben Bad Dürkheim, Neustadt und Landau lediglich zwei erhalten, Speyer sogar nur einen. Ausgesprochen gut schneidet hier dagegen Kaiserslautern ab: vier Sterne, und das, obwohl die Stadt im Standort-Ranking nur auf Platz 247 steht. Zwei Sterne stehen für „weniger gute Chancen“. Beim Gesamtbild ist der Kreis Bad Dürkheim im Vergleich zu 2013 nochmals zurückgefallen (damals Platz 235). Neustadt (Platz 105), Landau (133) und Speyer (95) haben sich verbessert. Verantwortlich für das schlechtere Abschneiden ist laut Prognos unter anderem die Quote bei den unbesetzten Ausbildungsstellen. Landrat Ihlenfeld konkretisiert: „Es geht bei uns um Ausbildungsplätze in den Bereichen Gastronomie und Hotelgewerbe.“ Die oft schlechte Bezahlung und die Arbeitszeiten machten diese Berufe nicht sehr attraktiv, so der Landrat. Zu den schlechten Werten trage auch die vergleichsweise hohe Schulabbrecherquote bei, sagt Peter Kaiser, bei Prognos für die Studie mitverantwortlich. 9,8 Prozent bedeuten Platz 377 von 402. Ebenso schlecht schneidet der Kreis bei der Zahl der Unternehmensgründungen ab – Platz 390 in Deutschland. Schon lange bekannt ist, dass der Kreis in puncto Demografie nicht gut abschneidet: „Wir sind ein Rückzugsraum für ältere Menschen“, kommentiert Ihlenfeld. Insgesamt zeigen die Ergebnisse des Zukunftsatlas weiterhin ein deutliches Süd-Nord-Gefälle. Die meisten „Top-Regionen“ sind in Hessen, Bayern und Baden-Württemberg. Gleichzeitig gibt es in Süddeutschland immer weniger Regionen mit Zukunftsrisiken. „Die Schere zwischen armen und reichen Regionen bleibt geöffnet“, heißt es. Im Durchschnitt seien Wohlstand und Kaufkraft aber gestiegen. | als/kkr

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