Grünstadt 450 Jahre: So hat das Leininger-Gymnasium gefeiert

Spielt ein „Te Deum“ („Großer Gott, wir loben dich“) zum Jubliäum des Leininger-Gymnasiums: das Jugendorchester.
Spielt ein »Te Deum« (»Großer Gott, wir loben dich«) zum Jubliäum des Leininger-Gymnasiums: das Jugendorchester.

Das Leininger-Gymnasium hat sein 450-jähriges Bestehen gefeiert. Zum Jubiläum ergründete Pfarrer Andreas Funke, warum die Keimzelle nach sechs Jahrzehnten wieder einging. Und der Vertreter der Aufsichtsbehörde hat gesagt, wie er den gegenwärtigen Zustand der Schule einschätzt.

Mit „Moon River“ aus dem Film „Breakfast at Tiffany“s“ und „Eleanor Rigby“ von den Beatles hat die Bigband der Musikschule Leiningerland am Samstag zu Beginn der 450-Jahr-Feier des Leininger-Gymnasiums (LG) in Grünstadt sogleich den Bezug zu den 1960ern hergestellt – dem Jahrzehnt, in dem die Schule an ihren jetzigen Standort zog, eine Oberstufe und ihren heutigen Namen erhielt. In der Aula lauschten rund 200 geladene Gäste dem schwungvollen Auftakt und auch den Worten des Landrats Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU).

Eine politische Aussage des Landrats

In den Sechzigerjahren habe die Entwicklung des LG Fahrt aufgenommen, sagte er. Mit der Namensgebung sei eine identitätsfördernde Marke einer Schule geschaffen worden, die sich aus der Tradition heraus hoher Qualität verpflichtet sehe. „Das LG gilt als Leuchtturm in der Pfalz“, lobte er und gab ein Statement gegen Gleichmacherei ab: „Das Gymnasium ist als Schulform unverzichtbar.“ Es folgten Einblicke in die jüngste Reise von Schülern und Pädagogen ins Partnerland Ruanda, wo das LG seit 2014/15 intensive Beziehungen zur Groupe scolaire de Mukondo pflegt, und das Blockflöten-Ensemble mit dem 1581 uraufgeführten Lied „Matona mia cara“ von Orlando di Lasso.

Dann hatte der evangelische Pfarrer Andreas Funke seinen großen Auftritt. Der geschichtlich sehr bewanderte Theologe hatte sich für seine Festrede mit der Historie des LG beschäftigt und dabei einige Fragen zu klären versucht. Zunächst forschte er nach der Antwort darauf, warum 1573 die Lateinschule im Bezirk des 1569 zerstörten Augustiner-Chorherrenstifts Höningen gegründet wurde. Ins Leben gerufen wurde sie von Philipp I. und seinen beiden Brüdern aus der Grafschaft Leiningen-Westerburg, einem damals eigenständigen Herrschaftsgebiet mit 19 Dörfern, dem halben Neuleiningen und dem Marktflecken Grünstadt.

Ein Rat für schwache Herrscher

Großzügig ausgestattet wurde das ausschließlich von Jungen besuchte lutherische Internat aus dem Vermögen des untergegangenen Klosters mit einem Schulwald, von dem das LG noch heute profitiert. Das sei zukunftsweisend gewesen, nach dem Motto: „Wenn deine Machtbasis schmal ist und deine Mittel beschränkt sind, dann investiere möglichst großzügig in Bildung.“ Doch 1629/30 wurde der Schulbetrieb eingestellt und lange nicht mehr aufgenommen. Was die wahren Gründe dafür waren, habe ihn besonders interessiert, sagte Funke. Waren es wirklich die Wirren des Dreißigjährigen Krieges?

Dagegen spreche, dass am Werner-Heisenberg-Gymnasium in Bad Dürkheim weiter unterrichtet wurde und das Rudi-Stephan-Gymnasium in Worms sogar gewachsen ist. Die Höninger Schule war jedoch durch Umwandlung eines katholischen Klosters entstanden, und 1629 forderte der Habsburger Kaiser Ferdinand II die Rückgabe von Gebieten, in denen einst Bischöfe und Äbte Landesherren waren. Obwohl dieses „Restitutions-Edikt“ 1648 mit dem Westfälischen Frieden zurückgenommen werden musste, kam das Internat laut Funke nicht mehr auf die Füße, weil der Grafschaft Leiningen-Westerburg die Macht dazu fehlte.

Hypothese zur Neugründung

Weshalb die Lateinschule 1729 in Grünstadt neu gegründet wurde? Hier stellt der Pfarrer die Hypothese auf, dass der in der Stadt residierende Graf Georg Hermann Symbolpolitik betrieben habe. Exakt 100 Jahre nach der Schließung triumphiert durch die Wiedereröffnung Bildung und lutherischer Geist über Macht und habsburgische Gewalt.

Über die gegenwärtige Lage der Schule sprach Florian Zickwolf, Referent bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Neustadt. Er wies darauf hin, dass die adäquate Unterrichtsversorgung in Zeiten des Lehrkräftemangels eine Herausforderung sei. Er finde jedoch, das LG sei quantitativ und qualitativ sehr gut aufgestellt. „Und aufgrund der Klugheit der hier handelnden Personen kann ich mich auf meine Kernaufgaben konzentrieren“, sagte er vor dem Hintergrund, dass Bildung und Erziehung nie ganz konfliktfrei funktionieren, es am LG aber verstanden werde, Unstimmigkeiten vor Ort in der Schule zu lösen.

Ein Feldahorn für den Pausenhof

Mit dem feierlichen „Te Deum“ des Jugendorchesters in den Ohren ging es dann auf den Pausenhof, um einen Feldahorn zu pflanzen. Spendiert wurde der recht klimaresiliente Baum des Jahres 2015 von der Lebenshilfe Grünstadt-Eisenberg. „Leider mussten unsere schönen alten Bäume für das Aufstellen der Klassen-Container weichen“, erläuterte Schulleiterin Kerstin Hanisch, die kräftig mitschaufelte. Anschließend lud das LG die Öffentlichkeit zum Fest der offenen Tür ein.

Pflanzen einen Jubiläumsbaum: Schulleitung und Lebenshilfe-Vertreter.
Pflanzen einen Jubiläumsbaum: Schulleitung und Lebenshilfe-Vertreter.
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