Frankenthal Zupfen, schnalzen, klopfen

Drei Leute – und doch klingt es im ökumenischen Gemeindezentrum Pilgerpfad nach einer ganze Band mit Rhythmusgruppe. Sängerin Michelle Walker brachte mit Daniele Aprile einen Musiker mit, der Bass, Gitarre und Perkussion spielt. Saxofonist Uli Jünemann vervollständigte das Trio quasi als Kirsche auf dem Sahnehäubchen.

Der gute Groove ist das Wichtigste – gerade bei kleinen Besetzungen wie bei dem Trio, das der Kulturverein KuKuK eingeladen hat. Für Groove hat Daniele Aprile offenbar ein Händchen – oder besser zwei. Aber auch wenn seine Begleitung aus gitarristischer Sicht geradezu spektakulär anmutet – die Sängerin bleibt Boss. Michelle Walker hat in sich den Groove, und das ist Voraussetzung für das exzellente Zusammenspiel mit ihrem Begleiter. Ihre Stimme ist angenehm, sehr flexibel und klingt ganz mühelos in jeder Lage. Gelegentlich macht sie mal als besonderen Effekt ein paar Ausflüge in extreme Höhen, hauptsächlich pflegt sie den samtigen Soul. Zur Eröffnung gab es einen alten Jazzstandard von Irving Berlin, „Dancing Cheek to Cheek“. Das Stück hat so viel Swing und Charme, dass es immer wieder gern interpretiert wird. Und es wurde sogar unlängst das Titelstück der ungewöhnlichen Zusammenarbeit von Tony Bennet und Lady Gaga. Den Swing in der Begleitung macht Daniele Aprile hör- und fühlbar. Er spielt Walking-Bass-Linien, wirft ein paar Akkorde dazwischen, und als wäre das nicht schon genug, akzentuiert er noch den Backbeat auf die Taktschläge zwei und vier. Aber auch in den ruhigeren Stücken kann das Trio eine große Intensität erzeugen. „My Funny Valentine“ ist eine Jazzballade. Über die typische absteigende Basslinie erzählt die Melodie von dem geliebten Menschen, der nicht dem klassischen Schönheitsideal entspricht und ein bisschen „schräg“ wirkt, aber gerade deshalb so liebenswert erscheint. Die besondere Stimmung, die die Sängerin erzeugte, wurde von Jünemanns Saxofon schön aufgegriffen und weitergeführt. Eine andere Ballade, „My Foolish Heart“ haben die drei Musiker sehr pfiffig als Halftime-Funk arrangiert. Und tatsächlich begann das im Ursprung langsame und mit Pathos geladene Stück zu grooven. Jazz ist die eine Seite der Sängerin, Soul und Pop die andere – wobei die Grenzen natürlich fließend sind. „Nose to Nose“ ist ein fröhliches, leichtes Stück, das Walker selbst geschrieben hat. Mit „Time After Time“ gab es ein Stück von Cindi Lauper, das Tuck and Patti interpretiert haben. Dieses Duo des Gitarristen Tuck Andress und seiner Frau, der Sängerin Patti Cathcart Andress, ist wohl der wichtigste Einfluss auf Apriles und Walkers Zusammenspiel. Andress hat maßgeblich den Gitarrenstil geprägt, den auch Aprile pflegt. Das Besondere dabei ist das Zusammenführen von Bass, Akkorden und Perkussion. Daniele Aprile spielt eine akustische Gitarre und bringt auch Elemente des Modern-Acoustic-Stils. Er zupft, slapt, schnalzt mit den Saiten, hämmert Bässe mit links, während er rechts auf dem Korpus Perkussion klopft und jongliert eine Menge Sounds gleichzeitig mit einer selbstverständlich wirkenden Souveränität. Der daraus entstehende großartige Groove trägt die Sängerin, die das spürbar genießt. Das Saxofonspiel von Uli Jünemann setzt jazzige Akzente, die elektronischen Nachklänge, die er gelegentlich dazu mischt, wären eigentlich nicht nötig. Die originellen Arrangements lassen das Trio von Jazz bis Pop Genregrenzen überschreiten. Am Ende haben Walker, Aprile und Jünemann immer einen ganz eigenen Stil mit besonderem Sound und Groove.

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