Frankenthal Zauberhafter Kontrast

„Anrührendes und Heiteres aus Alter und Neuer Zeit“ offerierte das Trio Sanssouci seinem Publikum beim Porzellankonzert am Freitag. Gut 50 Musikliebhaber waren ins Frankenthaler Rathaus gekommen. Sie erwartete ein zauberhaftes Kontrastprogramm zu dem Trubel vor dem Rathaus, wo der Auftakt des Frankenthaler Herbstspektakels gefeiert wurde.

Auf dem Marktplatz waren gerade die letzten Akkorde der Rockband Buzz verklungen, als im Obergeschoss des Rathauses Hans-Jürgen Thoma das Publikum gewohnt charmant und humorvoll begrüßte. Umgeben von Vitrinen voll erlesenen Porzellans und mit Blick auf Adolf Menzels Gemälde „Flötenkonzert von Friedrich dem Großen in Sanssouci“, das in Leinwandgröße neben den Künstlern hing, erklang Musik zweier Bach-Söhne und von Georg Friedrich Händel. Daneben standen zwei zeitgenössische Werke von John Rutter und dem Frankenthaler Komponisten Wolfgang Müller-Steinbach auf dem Programm. Das seit 1993 bestehende Trio Sanssouci knüpfte an das Ambiente der Menzel-Reproduktion an und eröffnete die kurzweilige Programmfolge mit der Trio-Sonate in G-Dur für Flöte, Oboe und Basso Continuo von Johann Christian Bach. Der ältere Bruder Carl Philipp Emanuel, damals Cembalist der königlichen Hofkapelle und auf Menzels Gemälde mit reservierter Mine dem künstlerischen Treiben Friedrichs folgend, holte Johann Christian an den Hof des exzentrischen Preußenkönigs. Hier konnte sich der Jüngere erste künstlerische Sporen verdienen. Von dem königlichen Cembalisten erklang dann die g-Moll Sonate für Oboe und Basso Continuo. Beide Bach’schen Werke strahlten, obwohl ihre Schöpfer schon weit über die Tonsprache ihrer Zeit hinausweisen, in schönster barocker Klangpracht. Flötistin Sohee Oh und Sigrun Meny-Petruck auf der Oboe brillierten mit klar konturiertem Spiel und schönster Klanggebung. Dabei unterstützt wurden sie durch das energisch-zupackende Cembalospiel von Hans-Jürgen Thoma. Mit vier Sätzen aus John Rutters Suite Antique für Flöte und Cembalo fanden die Künstler eine gute Überleitung zur Musik der Gegenwart, die in dem Werk von Müller-Steinbach einen authentischen Vertreter der „moderneren Musik“ präsentierte. Sohee Oh konnte in dem Werk des Engländers große Emotionen bewegen. Ihr ebenso virtuoses wie gefühlsbetontes Spiel verzauberte das Publikum. Während bei dem postmodernen Rutter Elemente von Barock, Klassik, anglo-irischer Folklore und spiritueller Musik in gängiger Tonalität und Rhythmik verarbeitet sind, überwindet der Frankenthaler Müller-Steinbach gewohnte Grenzen und sucht unkonventionelle Ausdrucksformen. Seine heroisch-komischen Bagatellen nach Voltaire für Flöte, Oboe und Cembalo mit dem Titel „Die Jungfrau von Orleans“ entführten in gänzlich neue Hörwelten. Eine Herausforderung, nicht nur für den Hörer, fand Hans-Jürgen Thoma. Das Trio habe viel Probearbeit investiert um die Partitur adäquat umzusetzen. Umso intensiver war dann das Musikerlebnis, als sich die impulsiven, von gängigen Konventionen befreiten Melodielinien, Ausbrüche, Assoziationen und Reminiszenzen in schönster kammermusikalischer Eleganz und quirliger Lebendigkeit entfalteten. Dabei beflügelten Satzbezeichnungen wie „lieber eine lammfromme Schöne – aber Jeanne hatte ein Löwenherz“ die Fantasie von Musikern und Publikum. Nach soviel musikalischer und assoziativer Freiheit holten die Künstler ihr Publikum mit Georg Friedrich Händel und seiner B-Dur Sonate für Flöte, Oboe und Basso Continuo wieder auf den festen Boden barocker Tonkünste zurück. Auf einer in der Frankenthaler Versöhnungskirche aufgenommenen CD – es ist die vierte des Trios – sind Werke von Johann Sebastian Bach und diversen Söhnen, sowie Kompositionen von Boni, Händel und Ibert zu hören. Vorgestellt wird die Neuerscheinung am Donnerstag, 26. Oktober, 20 Uhr, in der Versöhnungskirche.

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