Frankenthal Wenn der Postmann leise fährt

Post-Mitarbeiter Joachim Körbel ist als Zusteller mit einem von acht im Leiningerland eingesetzten Elektroautos unterwegs.
Post-Mitarbeiter Joachim Körbel ist als Zusteller mit einem von acht im Leiningerland eingesetzten Elektroautos unterwegs.

Kein Anlassergeräusch, kein Motorenbrummen: Post-Mitarbeiter versorgen die Menschen in Grünstadt und Umgebung seit kurzem mit elektrisch angetriebenen Fahrzeugen mit Briefen und Paketen. Um die Elektroautos fahren zu können, mussten die Zusteller einen Workshop besuchen.

Fast lautlos gleitet der neue E-Street-Scooter von der Ladesäule weg und verlässt voll beladen mit Briefen und Paketen das Gelände der Deutschen Post im Grünstadter Industriegebiet. Acht Autos mit Elektroantrieb sind derzeit im Leiningerland unterwegs, und es sollen noch mehr werden, erklärt Simon Hibinger. Er ist Abteilungsleiter des Bereichs Auslieferung beim Verbundstandort Grünstadt, von dem aus etwa 22.000 Haushalte bedient werden. „Wir verfügen schon jetzt über eine Ladeinfrastruktur für 14 Elektroscooter und werden unsere E-Flotte entsprechend erweitern. Derzeit prüfen wir auch noch weitere Möglichkeiten wie eine Ladevorrichtung, die am Gebäude direkt vom Dach kommt“, sagt Hibinger. Bis 2050 möchte die Deutsche Post komplett emissionsneutral werden – rund drei Tonnen Kohlendioxid spart allein ein einziger E-Scooter pro Jahr, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Entwickelt wurden die Zustellwagen in einem Kooperationsprojekt der Deutschen Post DHL Group, der Streetscooter GmbH und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Nachdem 2011 der Startschuss fiel, kam 2015 das erste Fahrzeug auf den Markt. „Die ersten Modelle wurden stetig, auch in Zusammenarbeit mit unseren Zustellern, weiterentwickelt und lassen sich modulweise individuell zusammenstellen“, erklärt Hibinger. Vor allem bei der ergonomischen Ausstattung habe man Rückmeldungen von Zustellern berücksichtigt: So sei unter anderem der Laderaum quadratisch angelegt und optimal für eine Beladung mit Paketen. „Es gibt keine platzraubenden Radkästen, die Ladehöhe ist ergonomisch sinnvoll angesetzt, und das Fahrzeug ist von drei Seiten zugänglich“, erläutert Abteilungsleiter Simon Hibinger. Ein Konzept, das Mitarbeitern wie Joachim Körbel entgegenkommt. Seit 2006 ist er als Zusteller von Grünstadt aus tätig und weiß, worauf es im Arbeitsalltag ankommt: „Anfangs war ich etwas skeptisch, aber inzwischen bin ich völlig begeistert: Der E-Scooter fährt sich toll und lässt sich ohne viel zu heben gut beladen. Optimal.“ Auch die Rückfahr- und Seitenkameras gefallen ihm: Man habe einen prima Rundumblick, und es gebe keinen toten Winkel mehr. Auch bei den Kunden komme der E-Scooter gut an: „Jeder Zweite möchte mehr über das Auto wissen, fragt nach dem Hersteller. Die Leute finden es toll, dass wir mit E-Fahrzeugen unterwegs sind“, so Körbels Erfahrung. Um den Scooter fahren zu können, müssen die Mitarbeiter einen Workshop besuchen, der sie im Umgang mit dem E-Fahrzeug schult: „Es gibt keine Schaltung, nur Vorwärts- und Rückwärtsgang, und die Beschleunigung ist schon ordentlich. Daran muss man sich erst gewöhnen“, meint Hibinger und lacht. Aufgeladen werden müssen die E-Scooter erst nach ihrer Briefkasten-Tour. „Sobald die Fahrer zurückkehren, geht es ans Ladegerät. Der Ladevorgang ist cloudgesteuert, sodass die Fahrzeuge am nächsten Morgen wieder einsatzbereit sind“, erläutert Hibinger. Voll aufgeladen kann das E-Mobil dann bis zu 80 Kilometer weit fahren – völlig ausreichend für einen Einsatzbereich von etwa 50 Kilometern pro Fahrzeug. Mit einer Leistung von bis zu 30 Kilowatt erreicht der E-Scooter bis zu 80 Stundenkilometer. Für Hibinger ist der E-Scooter in seinem Zuständigkeitsbereich ein Grund zur Freude: „Mir liegt Grünstadt sehr am Herzen. Da ist es toll, wenn man auch etwas zum Umweltschutz vor Ort beitragen kann – und das kann der E-Scooter allemal.“

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