Frankenthal Stallones Shirt und Arnie-Puppe

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Autogramme und Kostüme, die die Filmgeschichte des 20. Jahrhunderts dokumentieren, dazu als Kontrast Malerei und Objekte: Zu sehen gibt es das ab Sonntag in Marcellos Gallery in Laumersheim. Feste Öffnungszeiten gibt es nicht. „Wenn wir am Wochenende da sind, kann man einfach anklopfen“, sagen die Galeristin Kamilla Bechtold und Künstler Marcello.

Die neue Galerie ist noch vor der Eröffnung bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Das purpurrote Fachwerkhaus mit großen Schaufenstern und gemauerter Bank an der Hauptsraße dominiert den Ortskern Laumersheims. Im Inneren der ehemaligen Bäckerei herrschen Weiß und Grau vor. Der ehemalige Verkaufsraum mit 50er-Jahre-Marmorbruchfließen dient als Galerie für Marcellos Arbeiten, dahinter öffnet sich eine Art Bar. Bevor es weitergeht zum Hauptraum mit Autogrammen und Memorabilien der Filmstars, lässt es sich hier vor einer original 1000 Jahre alten Sandsteinmauer gemütlich Platz nehmen, Jazz-, Pop-, Film-, Bar- oder Lounge-Musik der Pianistin Kamilla Bechtold lauschen. Bechtold und der 45-jährige gebürtige Grünstadter Marcello haben in den letzten Wochen schwer geschuftet, um das heruntergekommene Haus zu sanieren. Alles trägt Marcellos Handschrift, von der Wandgestaltung bis zu den Rahmen. Das Erdgeschoss ist fast fertig. Mit der Präsentation seiner Sammlung ist der Künstler, der eine Ausbildung als Maler hat und inzwischen als Innenausstatter und Designer arbeitet, noch nicht ganz zufrieden. „Es soll einen Sinn ergeben“, nennt er das Ziel. Aber dazu müsse die Ausstellungsfläche weiter wachsen ins Obergeschoss. Noch mindestens 500 Stücke schlummern in Kisten. Ein Tempel für seine Sammlung, das eigene Museum, das ist ein Traum, der gerade wahr wird, bestätigt Marcello. „Das Haus zu kaufen und eine Galerie einzurichten, war eine spontane Idee“, erklärt Galeristin Kamilla Bechtold. In Frankenthal ist die Pianistin und Klavierlehrerin, die alleine oder vierhändig mit ihrer Schwester Lada Nevmyatullina auftritt und in den Bereichen Klassik und Unterhaltungsmusik zu Hause ist, keine Unbekannte. Von 2009 bis 2014 war sie für die CDU im Beirat für Migration der Stadt Frankenthal. „Marcello hat mir vor vielen Jahren geholfen, jetzt will ich mich revanchieren, seine Kunst fördern und seine Sammlung ins rechte Licht rücken.“ Und der Künstler lässt gerne teilhaben an Geschichten, Anekdoten und seinem großen Hintergrundwissen. Freundschaften und Bekanntschaften verbinden ihn mit der Filmbranche, mit Leuten hinter und vor der Kamera. Wie etwa Arnold Schwarzenegger. Den kann man als lebensgroße Stan-Winston-Puppe im Terminator-Kostüm bewundern. Laut Marcello ist es eine von weltweit nur sieben Puppen. Persönlich kennt er auch Jean-Paul Belmondo, „der könnte durchaus mal vor der Tür stehen“. Weitere Raritäten in der Schau sind ein Schlagstock, den Louis de Funès als „Gendarm“ benutzte, Jim Carreys grüne Maske aus dem gleichnamigen Film und Charlie Chaplins Hut und Stock mit Echtheits-Zertifikat der Produktionsfirma MGM. So ein Zertifikat sei selbstverständlich bei Auktionen, an denen sich Marcello beteiligt. Aber das Gros der Objekte seien schon persönliche Geschenke, etwa Sylvester Stallones verschlissene Pulli-Shirt-Kombination. Drei dieser Kombinationen habe es gegeben, erinnert sich Marcello an Filmaufnahmen zu „Cliffhanger“, wo Stallone durchs Eis bricht und vor der Kamera fröstelt, während alle am Set bei 38, 40 Grad schwitzen. Stallone habe die Sachen ausgezogen und in Folie gepackt. „Wie findest du das?“, habe er Marcello gefragt, der natürlich sein Interesse bekundete. Und tatsächlich: „Am nächsten Tag hat er mir die Sachen in die Hand gedrückt.“ Über Freunde erfährt Marcello von Filmaufnahmen. „Früher war das einfacher.“ Den 11. September sieht er zum Teil als Ausrede, die Sets „dicht zu machen“, dahinter verberge sich mehr die Angst vor Plagiaten in Billigfilmen, die schneller am Markt sind. Ihren Anfang nahm die Sammelleidenschaft in der Schule, wo sein Interesse zunächst dem Wrestling galt. 1988 faszinierte ihn Arnold Schwarzenegger als Predator. „Das war spannender, abwechslungsreicher“, sagt Marcello und so habe er angefangen, um die Welt zu reisen und Autogramme zu sammeln. Durch seine Hartnäckigkeit habe er nach und nach allerhand Leute kennengelernt und Kontakte in die Filmbranche geknüpft. Davon zeugt nun seine Galerie im Herzen von Laumersheim.

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