Frankenthal „Silber ist Gold“

Das Congress-Forum – passt das? Als Twen sollte es keine Sporthalle und kein schnöder Saal sein. In der benötigten Größe wäre der auch schwer zu bekommen in Frankenthal. Und alle Grabowskys – Alexander Hüther, Oliver Herrmann, Erhan Yilmazlar, Jürgen Hauser und Chris Gass – waren sich einig: Diese Feier muss in ihrer Stadt stattfinden. „Wir versuchen, Frankenthal etwas zu geben“, sagt Frontmann, Sänger und Plauderer Oliver Herrmann. Es soll keine Gala, es soll eine Show werden, die da über die Bühne geht. „Wir wollen mit diesem Konzert nichts verdienen. Wir wollen mit den Fans feiern.“ Dass Radio RPR die Organisation der Geburtstagsfeier übernimmt, und Grabowsky sich auf das Künstlerische konzentrieren kann, darüber sind die Bandmitglieder froh. Musikalisch wird es eine mit Überraschungen garnierte Zeitreise. Ex-Mitglieder wie Stefan Born und Willi Brausch werden mit dabei sein, ebenso Manuel Breiner, der viele CDs mit eingespielt hat. Und Prominente grüßen von der Leinwand. Fans können noch Teil der Show werden. Wer will, der kann ein kleines Gruß-Video, witzige Bilder und Selfies schicken. Finden sie Gefallen bei den Partyrockern, werden sie eingebaut. Und es wird die Uraufführung eines neuen Liedes geben, ein richtiges Liebeslied, verrät Hüther. Die obligatorische After-Show-Party, sie muss allerdings ausgelagert werden, denn: „Leute, die Halle kostet was.“ Schon einmal spielten die Grabowskys im Congress-Forum. Der damalige Ordnungsruf an die Fans, den Saal pfleglich zu behandeln, er ist in Erinnerung geblieben und wird im Geburtstags-Programms nicht fehlen. So wie der Spruch „Silber ist Gold“. Eigentlich wollte jemand beim Feiern sagen: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Die wohl alkoholbedingte verkürzte Form schaffte es sogar aufs CD-Cover. Überhaupt seien viele Erlebnisse in die Songtexte mit eingeflossen, sagt Hüther. Die Grabowskys wehren sich dagegen, dass ihre Lieder inhaltlich begrenzt seien. Es gebe Musiker, die nur ein Thema hätten, beispielsweise die Liebe, so Hüther. „Da sind wir doch recht vielseitig.“ Zudem stecke, wenn man genau hinhöre, bisweilen Sozialkritik in den Texten. „Wir schaffen es, die Texte zu leben. Wenn es nicht authentisch wäre, würden es die Leute nicht mögen.“ Und die Musikarrangements seien ebenfalls nicht einfach gestrickt, auch wenn es locker und lustig daherkomme. Das hätten viele Gastmusiker schon registriert. Die Grabowskys sind älter geworden, reifer: musikalisch, showtechnisch, biologisch. Sie kennen noch die Deutsche Mark. Der 45-jährige Oliver Hermann kommt inzwischen mit der Lesebrille zum Pressetermin. Doch auch, wenn die Buchstaben so langsam verschwimmen, den Ton trifft der 45-Jährige. Verliere sich Hermann auf der Bühne jedoch im Plaudern, dann zähle er schon einmal einfach den nächsten Song an, erzählt Schlagzeuger Erhan Yilmazlar. Die Leidenschaft für das Projekt nach wie vor da. „Sonst könnten wir das gar nicht machen“, sagt der 57-jährige Alex Hüther, der kreative Kopf der Band. Lediglich in der Zeit mit Willi Brausch gab es einen zweiten Songschreiber. Höhepunkte des Jahres – da muss keiner lange überlegen – das ist immer das Strohhutfest. Dass sie als Frankenthaler Band es auf die Hauptbühne geschafft haben, dass der Funke immer wieder aufs Neue überspringt, das sorgt bei den Musikern jedes Mal für Gänsehaut. „Das ist Adrenalin pur. Da hat man hinterher immer den Blues“, schwärmt Hüther. „Wir wissen schon, dass es klappt, dass es aber sooo klappt“, meint Herrmann, das sei immer wieder erstaunlich. Der erste Strohhutfest-Auftritt fand noch im SPD-Zelt statt. Und ihr allererstes Konzert überhaupt absolvierten die Grabowskys vor dem Congress-Forum zum deutschen WM-Eröffnungsspiel in den USA 1994. In der Anfangszeit gab es Musikerkollegen, die dem Projekt Grabowsky ein Haltbarkeitszeit von rund einem Jahr gaben. Dass es nun 20 geworden sind, darauf sind die Grabowskys stolz. Da stünden schon mehrere Generationen Fans vor der Bühne. Die älteren bringen ihre Kinder mit, so Herrmann. „Bei unseren Konzerten haben sich schon Paare kennen- und lieben gelernt, es wurden Heiratsanträge gemacht und angenommen“, ergänzt Yilmazlar. „Die sind genauso bekloppt wie wir“, sagt Herrmann. Sein Beispiel: Den Applaus-Weltrekord 2002 haben die Fans keinem Geringeren als Placido Domingo abgenommen. Doch der Kult hat auch Nachteile: Ganz frei können sich die Grabowskys nicht fühlen. Bestimmte Dinge müssten sich in den Konzerten immer wiederholen. Man habe schon experimentiert, da seien die Leute sauer gewesen. Das sei natürlich einerseits toll, andererseits sei man ein wenig eingeschränkt, sagt Hüther. Doch mit 20, da ist noch lange nicht Schluss.

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