Frankenthal „Satisfaction“ im Kinosessel

91-89455289.jpg

Von „Jumping Jack Flash“ bis „(I Can’t Get No) Satisfaction“: Die Rolling Stones rocken Frankenthal. Nicht leibhaftig zwar, dafür aber in Großaufnahme und mit perfekt abgemischtem Sound. Das Stones-Konzert von Havanna im März dieses Jahres eröffnete die neue Rockkonzert-Reihe im Lux-Kino – und wenn man von diesem Auftakt ausgeht, wird die Reihe ein Erfolg.

Es ist schon eine Weile her, dass Pop- und Rockmusik politische Dimensionen erreichten. Die Rolling Stones freilich waren damals, vor 50 Jahren, im Mittelpunkt dieser großen kulturellen, gesellschaftlichen, politischen Bewegung, die die Welt veränderte. Und ausgerechnet diese Band – nach eigener Einschätzung die größte der Welt – schaffte es, am 25. März dieses Jahres wieder, ein politisches Zeichen zu setzen: ein Konzert in Havanna, bei freiem Eintritt – Rockmusik für die Ewigkeit, dem kubanischen Volk als Geschenk des Westens, der Freiheit dargebracht. Wenige Tage nach dem historischen Besuch von US-Präsident Barack Obama beim kubanischen Führer Raúl Castro wurde das bisher durch westlichen Boykott und kubanische Isolation ins Abseits gestellte Land durch die Stones auch musikalisch dem Westen angenähert – vor einer halben Million begeisterter kubanischer Fans, die zuvor offiziell eigentlich überhaupt nichts von den Stones hätten hören dürfen. Dieses Konzert bildete am Dienstagabend den Auftakt einer neuen Reihe von Rockkonzerten im Lux-Kino: Und bis auf ein paar Sitze in den ersten Reihen war Saal 1 ausverkauft. Die Band hat eben viele Fans aus allen Generationen – und wann sonst hat man die Gelegenheit, die Rolling Stones für 15 Euro zu erleben? Muss man doch für die billigeren Livekonzerttickets weit über 100 Euro hinblättern, wenn man nicht gerade zufällig zum richtigen Zeitpunkt in Havanna weilt. Die Stones auf der großen Leinwand, das ist eine Performance nach allen Regeln der Kunst: Und die Kinovorführung bedeutet zwar einerseits eine Einbuße an Liveatmosphäre – geschuldet auch den Kinositzen, die das Bewegen zur Musik nicht gerade fördern –, aber man kann mit der Kamera über die Menschenmasse fliegen. Man kann mit Mick Jagger tanzen und mit Keith Richards und Ron Wood jammen. Man erlebt von Nahem den Spaß mit, den die Musiker auf der Bühne haben, und kann im Wogen der Masse und in den Blicken auf einzelne Fans die Energie buchstäblich spüren. Der Sound ist perfekt abgemischt, schön laut, aber auch klar und eindringlich: Da werden einem die Riffs um die Ohren gehauen, dass man nicht einmal Zeit hat, die Falten der Stones zu zählen. „Die Technik haben wir Anfang des Jahres installiert“, berichtet Kinobetreiber Christian Kaltenegger, „und jetzt beginnen wir, sie mit Inhalten zu füllen.“ Klassikkonzerte und Opern stehen schon länger auf dem Programm, auch einmal ein Kiss-Konzert oder André Rieu. Und da es auch Rockkonzerte im Angebot für Kinos weltweit gibt, will Kaltenegger in diesem Bereich nicht zurückstehen: „Vor ein paar Jahren wäre die Technik gar nicht so weit gewesen. Heute, mit Satelliten- und Breitbandübertragung, ist das alles möglich.“ Aufzeichnungen wie auch Live-Übertragungen von Konzerten sollen in den nächsten Monaten und Jahren ihren Weg ins Kino finden. Und das gilt nicht nur für Bands mit breiter Anhängerschaft wie die Rolling Stones oder Queen – am 24. November, dem 25. Todestag von Freddie Mercury, wird das legendäre Montreal-Konzert von 1981 nochmals zu erleben sein. Für den 13. Oktober sind die Heavy-Metal-Klassiker Mötley Crüe angekündigt. „Eher ein kleiner Fankreis, aber auch das bieten wir an“, so Kaltenegger. Und fürs Frühjahr verspricht er ein Rammstein-Konzert.

x