Frankenthal Plattform für aktuelle Positionen

Mit vier Ausstellungen bringt sich der Kunstverein Die Treidler 2017 ins Programm des Frankenthaler Kunsthauses ein. Ziel des Vereins ist es, ein möglichst breites Spektrum dessen, was Kunst sein kann, abzubilden. Außerdem beteiligen sich Treidler-Künstler am Kultursommer-Projekt des protestantischen Dekanats.

Eine in der Kunstszene seit einigen Jahren aktuelle Debatte greift die erste Schau im Januar auf. „Was heißt schon figürlich?“ haben Gudrun Emmert und Anne Haring ihre Ausstellung überschrieben. „Das ist eine Frage, die auch von unseren Besuchern immer wieder aufgeworfen wird“, sagt Treidler-Vorsitzende Alis Hoppenrath. Die beiden Künstlerinnen aus Saarbrücken, die sich gemeinsam bei den Treidlern beworben haben, loten die Grenzen zwischen abstrakter und figürlicher Darstellung aus. Junge Positionen zeigt eine Ausstellung im Mai, die in Kooperation mit der Kunsthochschule Mainz gezeigt wird. Etwa zehn Meisterschüler und junge Absolventen stellen im Kunsthaus Malerei, Grafiken und Installationen aus. Zeitgleich werden beim Kunstverein Viernheim Videoarbeiten der Klasse Film und Medienkunst der Mainzer Hochschule präsentiert. Initialzündung für das Dreier-Projekt war ein von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV) organisiertes Netzwerktreffen 2015 in Frankenthal. „Kein Gestern, kein Heute“ heißt die Ausstellung von Inna Artemova, die im Herbst im Kunsthaus zu sehen ist. Die Russin, die von der Ludwigshafener Galerie Lauth vertreten wird, verknüpft Erinnerungen mit Gegenwärtigem und schlägt so auch den Bogen zwischen ihrer Kindheit im Kommunismus und ihrem Leben heute in Berlin. „Wir sind gespannt, wie Artemovas Positionen in Frankenthal ankommen“, sagt Hoppenrath. Man hoffe, mit der Schau auch Menschen aus dem russischen Kulturkreis anzusprechen. „Auch bei uns leben Menschen, die solche Assoziationen an repressive Regime haben“, sagt die Treidler-Vorsitzende. Hierfür wolle man mit der Ausstellung ein Bewusstsein schaffen. Nachdem sich die Mitglieder laut Hoppenrath 2016 mehrheitlich gegen eine Jahresausstellung ausgesprochen hatten und einige Treidler-Künstler nach Worms ausgewichen waren, soll es im Dezember 2017 wieder eine Gemeinschaftsschau im Kunsthaus geben. „Raum & Zeit“ ist das Thema, zu dem die Vereins-Mitglieder künstlerisch Stellung beziehen wollen. Mit seinen Ausstellungen wolle der Verein Künstler fördern, sagt Hoppenrath. „Wir können nichts bezahlen, aber wir bieten eine Plattform.“ Aus 20 bis 30 Bewerbungen könne man jedes Jahr auswählen. Zusätzlich halte man die Augen offen, was gerade in der Kunstszene Thema sei. Beraten werde dann im Vorstandsteam, zu dem neben Hoppenrath und ihrem Ehemann Thomas aktuell Cordula Eckenfels, Friedrich Heil, Annette Hanisch und Dimana Wolf gehören. Besonders freue sie sich, wenn Künstler, die in ihren Anfängen bei den Treidlern ausstellten, Erfolge feiern, sagt Hoppenrath und nennt Pfalzpreis-Trägerin Christine Fischer, die für ihre Plastiken und Installationen geehrt wurde, als ein Beispiel. Der Kunstverein wolle mit seinem Programm eine Ergänzung zu den Ausstellungen der Stadt im Kunsthaus bieten. Hoppenrath bedauert deshalb, dass Die Treidler nicht in die Planung eingebunden seien und auch nur auf Nachfrage Informationen zum Ausstellungsprogramm des nächsten Jahres erhielten. So sei man beispielsweise davon überrascht worden, dass die Stadt 2017 ein Treidler-Mitglied, den Frankenthaler Fotografen, Maler und Grafiker Rainer Stocké, mit einer Werkschau ehrt. „Wenn etwas nicht zufriedenstellend läuft, kann man das gerne kommunizieren“, sagt Kulturamtsleiterin Monica Umstadt, die als Vorsitzende der Kulturstiftung verantwortlich ist für den Betrieb im Kunsthaus. Das Ausstellungsprogramm der Stadt werde vom künstlerischen Beirat festgelegt und von der Verwaltung nur umgesetzt. „Es wäre toll, wenn alle Beteiligten sich frühzeitig über ihre Planung austauschen könnten“, räumt sie ein. Allerdings gebe es viele organisatorische Fragen zu klären. Zudem wolle man dem Kunstverein größtmögliche Freiheit lassen. „Vielleicht sollten wir uns regelmäßiger treffen“, schlägt Umstadt vor. Einwurf

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