Frankenthal Gepflegter Pop mit jazzigen Anleihen

Von schmusig und weich bis kernig und rockig – Sigrun Schumacher beherrscht stimmlich alle Register.
Von schmusig und weich bis kernig und rockig – Sigrun Schumacher beherrscht stimmlich alle Register.

Premiere mit eigenen Songs: Das Trio Cajon mit der Frankenthaler Sängerin Sigrun Schumacher stellte am Freitagabend im Kulturzentrum Gleis 4 sein neues Album „... und so weiter“ vor. Neben Coverversionen im eigenen Sound gibt es darauf erstmals auch eigene Stücke zu hören. Und die klingen nach gepflegtem Pop mit geschmackvollen Anleihen beim Jazz.

Die Besetzung ist klein, aber der Spaß groß. Und das Trio Cajon klingt auch nicht nach einer Sparbesetzung. Gitarrist Gerhart „Beefy“ Wurst verwendet einen Octaver, der die tiefen Töne seiner Gitarre in den Bassbereich transponiert. Genau genommen spielt „Beefy“ also Gitarre und Bass in einem Instrument zusammengefasst. So wirkt der Klang aus Akkorden plus tiefer gelegtem Bass rhythmisch und rund. Der Gitarrist stammt von der Schwäbischen Alb und hat schon mit vielen bekannten Künstlern gespielt. In der Liste findet sich auch der „Mauerbezwinger“ David Hasselhoff – in den Sigrun Schumacher als junges Mädchen unsterblich verliebt war, wie sie den Zuhörern gesteht. Perkussionist Andy Schoy, ein studierter Schlagwerker, spielt kein konventionelles Drumset. Da ist zum einen die namensgebende Cajon, eine lateinamerikanische Kastentrommel mit Schnarrsaiten im Innern, zum andern sind da noch weitere hölzerne Instrumente aus der Trommel- und Perkussionsfamilie. So kreiert Schoy einen besonderen Sound, der auch richtig gut groovt, ohne bei der kleinen Besetzung zu knallig zu sein. Schoy spielt bei den in Stuttgart aufgeführten Musicals das Schlagzeug. Im Mittelpunkt des Trio Cajon steht natürlich Sängerin Sigrun Schumacher. Auch sie stammt aus Schwaben, lebt aber seit einigen Jahren mit ihrer Familie in Frankenthal. Sie beherrscht stimmlich alle Register, von schmusig und weich bis kernig und rockig. Und Schumacher singt nicht bloß, sie spielt auch Geige, trötet auf dem Kazoo und, was heute selten ist, sie pfeift auch richtig gut. Die Sängerin hat mit Rock angefangen und später in Mainz Jazzgesang studiert. Sie sang in Peter Herbolzheimers Bundesjugendjazzorchester. Die Stücke sind anspruchsvolle Popstandards wie etwa Stings „Englishman in New York“, das den Schwaben in der Pfalz locker von der Hand geht. Das Publikum steigt im Refrain ein. Souliger wird es dann mit Stevie Wonders „Sir Duke“ und „Isn’t She lovely“. Weil zum Abend eine Schnulze gehört, wie die Sängerin erklärt, gibt es auch „If You Leave Me Now“ zu hören, wobei das Trio den Song eher ironisch interpretiert und das Publikum das „uhuhu“ mitsingt. „Der Mann in Gelb“ ist ein Swingstück, und die Band zitiert zwischendurch das „Oleo“-Thema von Sonny Rollins. Die eigenen Stücke sind von Sigrun Schumacher mit deutschen Texten geschrieben. In „Ein ganz normaler Tag“ geht es um die Herausforderungen des Familienalltags. Da kann man selber schon mal in der Hektik untergehen, wie in „Ich sehe was, was du nicht siehst – und das bin ich“ zu hören ist. Die einzigen ruhigen Momente sind da womöglich nach Ende des Tages zu finden, wie in „Wenn du schläfst“ beschrieben. Die eigenen Stücke klingen gut und machen Lust auf mehr. Schumachers enorme Bühnenpräsenz und die Spielfreude ihrer Mitmusiker reißen das Publikum mit. Die Stimmung im Gleis 4 steigt kontinuierlich. Klar, dass da am Ende lautstark Zugaben gefordert werden. Und das Trio setzt noch einen drauf mit „Highway to Hell“, bevor sich die Zuhörer mit einem gefühlvollen „You’ve Got a Friend“wieder beruhigen. Das aktuelle Album „... und so weiter“ ist bei Housemaster Records erschienen.

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