Frankenthal F wie Friseur und Fritteuse

14 Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren studieren mit dem Musikpädagogen Christian Schatka den „Mo’ Better Blues“ ein.
14 Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren studieren mit dem Musikpädagogen Christian Schatka den »Mo’ Better Blues« ein.

Beim heutigen Landesjazzfest treten in der Erkenbertruine nicht nur gestandene Musiker wie Dietmar Fuhr, Nicole Metzger und Mike Reinhardt auf. Gestern hatten sich im Kulturzentrum Gleis 4 junge Nachwuchstalente zu einem Kinder-Workshop zusammengefunden und innerhalb von vier Stunden ein Stück für das Jazzfest erarbeitet. Wir haben in die Probenarbeit reingeschnuppert.

„Na, habt ihr in den Ferien auch täglich an euren Instrumenten geübt?“, fragt augenzwinkernd Christian Schatka. Der künstlerische Leiter des Landesjazzfestes und Vorstandsvorsitzende der IG Jazz ist nicht erstaunt, als die 14 Teilnehmer des Kinder-Workshops die Frage lauthals verneinen. Macht nichts – die Sieben- bis Zwölfjährigen sind hoch motiviert: Sie haben zum Teil einige Jahre Instrumentalunterricht hinter sich und trauen sich zu, unter Schatkas Anleitung ein kleines Konzert beim Landesjazzfest auf die Beine zu stellen. „Wir wollen gemeinsam den ,Mo’ Better Blues’ und ,C Jam Blues’ einstudieren und auch improvisieren – eine relativ große Herausforderung für die Kids, die noch nie zusammen musiziert haben“, erzählt Schatka zu Beginn der RHEINPFALZ. Er lädt die jungen Musiker – acht Mädchen und sechs Jungen – zu einer Kennenlernrunde ein, „zum Aufwärmen“, sagt er, was angesichts der tropischen Außentemperaturen für Heiterkeit sorgt. Jeder stellt sich und sein Instrument vor. Die Kids kommen aus Ludwigshafen, Neustadt, Dirmstein und Frankenthal, knapp die Hälfte hat bereits Erfahrungen in Bands und Orchestern gesammelt. Vertreten sind die typischen Jazzinstrumente wie Saxofon, Klarinette, Schlagzeug, E-Bass und E-Gitarre – aber auch die klassische Geige und ein Cello sind zu sehen. „Seid ihr jetzt alle wach?“, fragt Schatka und erntet ein kollektives „geht so“. Konzentriert müssen die Kinder jetzt sein, denn vor der Praxis kommt graue Musiktheorie: Schatka erläutert in einfachen Worten, was sich hinter Blues, Funk, Instrumentalmusik und dem Zungenbrecherwort Improvisation verbirgt – dann geht’s endlich an die Instrumente. „Wir spielen zusammen das F“, ordnet er an. „F wie Frisör und Fritteuse!“ Als alle den richtigen Ton gefunden haben, spielt der Musikpädagoge auf dem Keyboard ein paar Akkorde. Der Reihe nach sollen die Kids dazu improvisieren. „Ich kann das nicht!“, beschwert sich Maryan, die ebenfalls am Keyboard sitzt. „Doch, das kann jeder“, ermutigt sie Schatka und schlägt ihr ein paar Tonfolgen vor. Zunächst etwas schüchtern, dann immer selbstbewusster improvisiert die Zehnjährige zu seiner Begleitung. „Cool, jetzt machen wir das mal alle zusammen.“ Auf ein Zeichen hin improvisiert jeder auf seinem Instrument – es erklingt eine wilde Kakofonie. „Das ist momentan ein ziemliches Chaos. Versucht, aufeinander zu hören“, rät Schatka und macht nun Einzelproben: Zunächst findet die Rhythmusgruppe ihren Takt: Leonie am Becken, Leander und Tristan an den Bongas und Maryan mit Aurora am Keyboard. Währenddessen haben die anderen Musiker Pause, müssen aber diszipliniert zuhören. Danach proben die Bläser und die Streicher – bis zur Halbzeit hört sich das Chaos bereits nach Jazz an. Nach der Pause studieren die Kinder den „Mo’ Better Blues“ ein. Man hat sich nun schon aufeinander eingespielt und die Schüchternheit überwunden. Für den „C Jam Blues“ reicht die Zeit nicht, „die Niveaus sind doch zu unterschiedlich“, meint Schatka. Immerhin: ein Instrumentalstück hat die Stand-up-Band drauf. „Man muss den Hut ziehen, wie sich die Kids musikalisch zusammengefunden haben“, bilanziert der Musikpädagoge. Die Performance des Kinder-Workshops ist heute in der Erkenbertruine von 13.30 bis 13.45 Uhr zu sehen und zu hören. Das komplette Programm des Landesjazzfestes ist nachzulesen im Internet unter igjazz-ft.de.

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