Frankenthal „Die Kinder werden mir fehlen“

„Die Kinder werden mir fehlen“, davon ist Sibylle Behrendt, Leiterin der Grundschule Mörsch, überzeugt. Sie geht zum Schuljahresende in den Ruhestand. Nach 43 Jahren im Beruf freut sie sich zunächst auf mehr Zeit mit der Familie. Und auf Urlaub außerhalb der Ferien.

Als Grundschullehrerin ausgebildet, wurde sie mit gerade einmal 21 Jahren an der damaligen Schule für Lernbehinderte in Ludwigshafen-Oppau eingesetzt, war insgesamt 17 Jahre an Förderschulen tätig. Das sei manchmal schwierig gewesen, weil Förderschulen damals nicht so differenziert gewesen seien wie heute. Ab 1989 unterrichtete sie in Frankenthal, zunächst an der Friedrich-Ebert-Grundschule, ab 1997 als Schulleiterin an der Grundschule Studernheim und seit 2000 ist Behrendt Leiterin der Grundschule Mörsch. Diese überschaubare Schule mit derzeit 115 Kindern und sieben Lehrkräften reizte sie besonders, weil sie auch im Ort schon viele Verbindungen hatte. Gemeinsam mit ihrer Familie wohnte sie dort bis 2003, war im Ortsbeirat tätig und hat noch heute viele Verbindungen zu den Mörschern. Außerdem war sie Frankenthaler Stadtratsmitglied und 25 Jahre im Schulträgerausschuss, fast so lange auch im Ausschuss für Jugend und Familie. „All diese Einblicke und die Möglichkeit, selbst etwas verändern und mitgestalten zu können, waren für mich sinnvoll und hilfreich“, fasst sie zusammen. „Die Arbeit mit Kindern war und ist für mich wundervoll“, sagt sie. „Jede Klasse ist anders, und man muss sich immer wieder auf verschiedene Charaktere einstellen, auch über seine Methoden und Ansichten nachdenken.“ Das fordere, mache aber auch den Reiz des Berufs aus. Allein die geistige und körperliche Entwicklung vom vielleicht noch schüchternen Erstklässler bis zum Viertklässler zu erleben, sei einfach schön. Auch wenn sich heute vieles verändert habe, kämen die Grundschüler immer noch gern in den Unterricht. Das soziale Umfeld im Vorort sei intakt, und viele Eltern nähmen auch einen Rat an, wie sie feststellt. In schwierigen Situationen sei ihr die Erfahrung aus dem Förderschulbereich oft zugutegekommen. Eltern setzten sich und ihren Nachwuchs heute oft unter Druck. Da werde sehr früh der Wunsch eines möglichst hohen Schulabschlusses formuliert, um später einen „guten“ Beruf zu bekommen. Da sei manchmal Beratung nötig, um Kinder nicht zu überfordern. Natürlich haben PCs auch in der Grundschule Mörsch Einzug gehalten, aber Behrendt und ihre Mitarbeiter nutzen diese nur für Lernprogramme, die den Lehrstoff verfestigen können. „Für mich ist immer wichtig, Kinder zu motivieren, dann bleibt die Lust am Lernen“, sagt sie. In der Schule gibt es auch etliche Asylbewerberkinder, die, sobald sie die Sprache verstehen, gut mitmachten. Wenn sie oder ihre Eltern über die Beweggründe ihrer Flucht sprechen, sei das oft sehr bedrückend, wie die Pädagogin betont. Man verstehe durch diese Kontakte besser, warum viele ihre Heimatländer verließen. Behrendt: „Als Schulleiterin behält man weiterhin den Kontakt zu den Kindern, hat aber auch die Möglichkeit, organisatorisch mitzuwirken.“ Das sei für sie ein wichtiger Aspekt gewesen, diese Verantwortung zu übernehmen. Die Zusammenarbeit mit dem Schulträger in Frankenthal sei bestens. Als Beispiele führt sie den Grundschulneubau an, die Schaffung der Leseoase nun die Schulhofneugestaltung an. Ihre Nachfolgerin, Petra Weis, stehe schon fest. Behrendts letzter Schultag ist der 24. Juli, dem sie der Kinder wegen mit gemischten Gefühlen entgegen sieht. Die Freude auf mehr Flexibilität im Alltag ist freilich ebenso groß.

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