Frankenthal Brodmann wirft Brocken hin

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Beim VfR hat sich was getan seit der Wahl Brodmanns vor einem Jahr. Die Renovierung der maroden Toilettenanlage im Umkleidetrakt, die für Wirbel sorgte und für die ein Eilzuschuss der Stadt gewährt wurde, ist abgeschlossen. Auf anderen Feldern – bei den Finanzen und der Mitgliederentwicklung – gibt es Lichtblicke. Nun der erneute Knall mit dem Rücktritt des Vorsitzenden. Diesen Entschluss versteckt Brodmann in einem Rechenschaftsbericht, den er auf der Internetseite des VfR veröffentlicht hat. „Aufgrund der Vorkommnisse in der letzten Wochen bin ich zur Auffassung gelangt, dass meine nüchterne, lösungsorientierte Handlungsweise keine Mehrheit mehr findet“, schreibt Brodmann. Er wolle bis zur Neuwahl aktiv sein, die Geschäfte ordentlich übergeben. Der Boykott ihm gegenüber habe innerhalb des Vereins Ausmaße angenommen, die für ihn nicht mehr tragbar seien, sagte Brodmann gestern auf RHEINPFALZ-Anfrage. Die alten Seilschaften seien zu groß. Es werde mit Druck gearbeitet, damit Missstände der Vergangenheit nicht ans Licht kämen. In seiner schriftlichen Bilanz zählt er die Felder auf, auf denen er erste Erfolge sieht. Der Bericht ist jedoch ebenso gespickt mit Vorwürfen und nicht näher belegten Anschuldigungen gegen Dritte. In seiner ursprünglichen Form ist der Text inzwischen nicht mehr auf der Homepage zu lesen. Der Restvorstand hat ihn überarbeitet, einige Passagen geglättet. Unbestritten ist bei verbleibenden und früheren VfR-Führungskräften, dass Martin Brodmann einiges bewegt hat. „Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass einiges im Argen lag“, sagt Tröndle. „Er hat ein Ziel verfolgt, ein großes Pensum geleistet“, lobt der kommissarische stellvertretende Vorsitzende und Trainer Mohamed El-Haddadi. Nicht verstanden habe Brodmann, da sind sich die Befragten einig, den zwischenmenschlichen Umgang im Verein so zu gestalten, dass Ehrenamtlichen ihre Arbeit Spaß macht. Er selbst habe mit der direkten Art Brodmanns keine Schwierigkeiten gehabt, sagt El-Haddadi. Aber: „Er kam nicht bei allen gut an.“ Deutlicher wird Tröndle: „Ein Verein kann nicht wie eine Firma geführt werden. Martin Brodmann hat sich in alle Bereiche eingemischt.“ Der sportliche Leiter Salvatore Mauro sagt: „Er muss verstehen, dass nicht jeder acht Stunden am Tag für den Verein da sein kann.“ Brodmann räumt gegenüber der RHEINPFALZ ein, dass er Ehrenamtliche vielleicht überfordert und zu hart angegangen habe. „Aber ein Ehrenamtlicher muss zuverlässig und verantwortungsbewusst agieren, sonst hat er in dem Amt nichts verloren.“ Er wisse, dass er zum Polarisieren neige. Er habe damit Veränderungsprozesse anstoßen wollen. Inzwischen werde er im Verein nur noch als Störer gesehen, einige hätten seine Arbeit sabotiert. „Von außen erfahre ich dagegen viel Zustimmung“, sagt Brodmann. Bei der Übernahme vor einem Jahr sei der Verein zahlungsunfähig gewesen. „Da müssen Dinge schnell passieren.“ Brodmann hat viele Fässer aufgemacht, auch solche, die noch Zeit gehabt hätten. Im Dauerclinch lag er beispielsweise mit der Vereinswirtin. Nach Martin Brodmanns Ansicht war ihr Pachtvertrag vom alten Vorstand zu viel zu günstigen Konditionen für die Gastronomin abgeschlossen worden. Der Vertrag läuft allerdings noch bis 2018. El-Haddadi ist sich wie Schriftführer Peter Wolf sicher, dass es einen sauberen Schnitt geben wird. „Wir fallen nicht ins Leere. Es finden bereits Gespräche statt“, sagt El-Haddadi. Er glaubt nicht, dass die Situation Auswirkungen auf den sportlichen Neuanfang in der Fußball-Bezirksliga hat. Einige Neuzugänge, wie Cem Tatar und Patrick Brose von der DJK Eppstein, stünden fest, mit anderen werde gesprochen. „Die Jungs sind von den Vorgängen in der Vereinsführung unberührt“, glaubt der Trainer. Einwurf Termin Vollversammlung mit Vorstandsneuwahlen am Dienstag, 3. Mai, 19 Uhr, im VfR-Clubhaus, Am Kanal.

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