Frankenthal Alles vom Brauhaus

91-64195145.jpg

Geht es nach Paul Sczepanski in Studernheim, dann gibt es bald „Das erste Frankenthaler Bier-Museum“. Ein interessanter Teil ist schon heute in der Weickstraße 8 zu sehen. Dort zeigt Sczepanski, was er seit 1995 über das ehemalige Frankenthaler Brauhaus zusammengetragen hat.

 Wie kommt der 32-Jährige dazu, alles zu sammeln und aufzubewahren, was mit der 1889 gegründeten Brauerei zu tun hat, die sich bis zur Stilllegung 1994 aus kleinen Anfängen zu einem Großbetrieb entwickelte? Rund 100 Mitarbeiter soll die Brauerei beschäftigt und rund 200.000 Hektoliter Gerstensaft im Jahr vertrieben haben. „Als die Brauerei 1995 aufgelöst wurde, war ich 13 Jahre alt, durfte kein Bier kaufen und auch keines trinken“, erzählt Sczepanski. „Doch eine Kiste und je eine Flasche Export-, Pils- und Fest-Bier habe ich mir aufgehoben. Dann ging es mit dem Sammeln los. Ich wollte wissen, was dort im Laufe von mehr als 100 Jahren produziert wurde“, berichtet der junge Mann stolz. Er sei zu Flohmärkten gefahren, habe im Internet gestöbert, mit anderen Sammlern getauscht. Und er fuhr zu Gaststätten, von denen er wusste, dass sie noch irgendwelche Dinge hatten, die aus dem Brauhaus stammten. So entstand langsam ein privates Bier-Museum, für das er auch schon einiges an Geld investiert hat. Sczepanski weiß ziemlich genau, aus welchen Jahren seine verschiedenen Flaschen, dickbauchig oder schlank, mit den bunten Etiketten, mit Kronkorken und Bügelverschlüssen, für 0,33, 0,5, 0,7 Liter und auch für zwei, drei Liter und Aluminiumfässer stammen. „Die älteste Flasche ist von 1900“, sagt er. Er kennt alle 15 Sorten Bier, die vertrieben wurden, namentlich. Fast alle Etiketten, die Kronkorken, Gläser und Krüge zeigen zum Firmenemblem auch das Wappen der Stadt Frankenthal mit goldenem Löwen, goldenem Reichsapfel und rotem Schild, in dem sich ein dreieckiger, goldener Eckstein befindet. Sczepanski zeigt begeistert Flaschen, auf deren Etiketten Kurfürst Carl Theodor abgebildet ist, unter dessen Herrschaft von 1742 bis 1799 zahlreiche Handwerks- und Industriebetriebe in Frankenthal entstanden, so auch die Frankenthaler Porzellanmanufaktur. Die Braustätte Frankenthal schien stolz darauf zu sein und widmete dem Kurfürsten besondere Etiketten auf Flaschen. Da fallen eine goldene Jubiläumsflasche mit einem Kronkorken ins Auge, die noch geschlossen ist, und Flaschen aus der Zeit, als Teile der ehemaligen Kurpfalz und andere linksrheinische Gebiete zu Bayern gehörten. „Brauerei Frankenthal – Bayern“ ist zu lesen. Auch eine Bier-Holzkiste von 1965 zeigt Sczepanski. „Bevor die Kunststoffkisten eingeführt wurden, wurde das Bier in Holzkisten transportiert“, weiß er. Als unverkäufliches Eigentum deklariert Sczepanski eine, wie er sagt „Seltenheit“: eine kleine Kunststoffkiste, in die nur neun Flaschen Bier mit je 0,5 Liter passten. Neben zahlreichen Bierflaschen aus 105 Jahren Braukunst hat Sczepanski alle Sorten Gläser und Brauhaus-Krüge aus verschiedenen Materialien zusammengetragen. Ein Jubiläumskrug zeigt „100 Jahre Frankenthaler Brauhaus“ und die Aufschrift „Hopfen und Malz – Gott erhalt’s“. Und was hat der 32-Jährige mit dem Aufdruck „Frankenthaler Brauhaus“ noch gesammelt? Eine Bierflasche aus Kerzenwachs, Getränke- und Speisekarten, Thermometer, Aschenbecher, Fotos, die auch die Arbeiter in der Brauerei zeigen, ein gesticktes Firmenemblem, „das wurde den Bediensteten auf die Arbeitskleidung genäht“, Flaschenöffner, Bierdeckel, Uhr, ein Aluminium-Bierfass von 1976 mit Zapfhahn, Spielkarten, alles natürlich original vom Frankenthaler Brauhaus. Eine Thekenlampe mit dem Schriftzug „Frankenthaler – das würzig frische Bier der Pfalz“ leuchtet den Raum aus. Auf ein Geschenk ist der junge Sammler stolz. Es zeigt eine Skizze der gesamten ehemaligen Brauerei und hat an der Wand einen Ehrenplatz. Und eine auf dem Flohmarkt erworbene, alte Drei-Liter-Bierflasche des Brauhauses mit einem winterlich-weihnachtlichen Etikett des Frankenthaler Rathausplatzes ist sein Lieblingsobjekt. „Sie stammt meiner Meinung nach aus den 80er bis 90er Jahren“. Sehr witzig in seiner Sammlung findet er eine Bier-Flasche, mit der man richtig telefonieren kann – ein Werbeartikel der besonderen Art. Doch es gibt noch vieles, über das sich der junge Sammler sehr freuen würde. So beispielsweise über den Fasnachtsorden, den die Frankenthaler Brauerei dem Frankenthaler Carnevalverein (FCV) in der Saison 1960/1961 stiftete. „Und mir fehlt noch ein echtes, großes Holz-Bierfass.“ Freuen würde er sich auch, wenn es noch eine Bierkiste gäbe, in die seine seltenen 0,7-Liter-Bierflaschen einst passten.

x