Frankenthal Öffentliche Telefone: Die Letzten ihrer Art

Garniert mit Säcken voller Laub: das Basistelefon in der Frankenthaler Straße in Studernheim.
Garniert mit Säcken voller Laub: das Basistelefon in der Frankenthaler Straße in Studernheim.

Lange ist sie gelb, dann grau mit magentarotem Deckel: die Telefonzelle. Es folgen Varianten des öffentlichen Fernsprechers an Säulen. Die Telekom hat am Montag an allen verbliebenen Apparaten die Bezahlfunktion mit Münzen abgeschaltet. Die letzten Geräte in Frankenthal machen einen traurigen Eindruck.

Ein paar Meter vom Hauptbahnhof entfernt steht sie: die mutmaßlich letzte Telefonzelle Frankenthals. Die Tür des in den Telekom-Farben Magenta und Grau lackierten Häuschens öffnet ohne Quietschen. In den Ecken: Spinnweben. Wann sie in Zeiten von Smartphone und Handy wohl das letzte Mal benutzt worden ist? Mal schauen, ob sie überhaupt noch funktioniert – also Hörer aushängen und ans Ohr halten. Das Freizeichen ertönt. Auf dem Display über dem Tastenfeld erscheint die Nachricht „Nur Kartenbetrieb möglich“.

Premiere vor 140 Jahren

Abgesehen vom Umstand, dass die Telekom schon seit Jahren das Netz der von ihr betriebenen öffentlichen Fernsprecher ausdünnt, markiert der 21. November dieses Jahres einen weiteren Schritt auf dem Weg zur vollständigen Abschaffung dieser Dienstleistung: Seit Montag ist es bundesweit in keiner Zelle oder an keiner der Säulen mehr möglich, Gespräche mit Münzgeld zu bezahlen. Für eine Übergangszeit bis Ende Januar ist die bereits erwähnte Zahlungsfunktion mit Guthabenkarten noch verfügbar. Dann endet, was vor mehr als 140 Jahren mit dem ersten Fernsprechkiosk in Berlin begonnen hatte.

160.000 Telefone im öffentlichen Raum hat die Telekom als Nachfolgerin der Deutschen Bundespost zu Hochzeiten Mitte der 1990er-Jahre nach eigenen Angaben betrieben. Ungefähr um diese Zeit endet auch die Ära der markanten gelben Zellen. Sie werden durch die Variante im moderneren Design und später durch halboffene Installationen mit Dach und Windschutz ersetzt. Die nun vollzogenen Entscheidungen gehen laut dem Unternehmen auf die Änderung des Telekommunikationsgesetzes im vergangenen Jahr zurück, als die „Verpflichtung zum Betrieb öffentlicher Telefone“ gestrichen wurde.

Hörer zertrümmert

In Frankenthal reduziert sich das Angebot zuletzt auf lediglich noch zwei Standorte: den erwähnten am Bahnhof mit dem Modell Blue-Phone kompakt und ein sogenanntes Basistelefon auf dem Vorplatz der Grundschule im Vorort Studernheim. Wer in die Internetsuchmaschine Google die Suchbegriffe „öffentliche Fernsprecher Frankenthal“ eingibt, bekommt zwar mit der Carl-Theodor-Straße in der Innenstadt, dem Jahnplatz und der Goethestraße im Lauterecker Viertel weitere Örtlichkeiten angezeigt, die aber längst verwaist sind.

Wer übrigens in Studernheim ein Gespräch von dem auf einer simplen Metallstele montierten Gerät führen möchte, hat Pech: Der Hörer des Apparats liegt auf dem Blech über dem Telefon – zertrümmert. Gleichsam der Beleg dafür, was die Telekom in einer Pressemitteilung als weiteres Argument fürs Abschaffen solcher und ähnlicher Einrichtungen anführt: die wiederkehrenden und kostspieligen Schäden durch Vandalismus. Dass an den Apparaten kaum noch Umsatz gemacht wurde, hat aber vor allem einen Grund: den unaufhaltsamen Siegeszug des Mobiltelefons.

Funktionstüchtig – aber nur noch mit Karte benutzbar: die Telefonzelle am Hauptbahnhof.
Funktionstüchtig – aber nur noch mit Karte benutzbar: die Telefonzelle am Hauptbahnhof.
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