Donnersbergkreis Zeitintensiv, aber es lohnt sich

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Sarah Wagner liebt ihren Job. Das merkt man bei jedem Wort. Zurzeit hat die Bildungsreferentin der Atlantischen Akademie viel zu tun. Sie und ihr Chef, David Sirakov, sind als Experten gefragt, wenn es darum geht, die derzeitige US-Politik fachlich einzuschätzen.

Der direkte Kontakt zu den Menschen spiele bei der politischen Bildung eine große Rolle. Eine aktive Social-Media-Arbeit gehöre dazu. Wenn es sein muss, auch nachts um drei, ist die 32-jährige Wagner überzeugt. Die Bildungsreferentin muss keine Angst haben, dass ihr Chef zur Tür reinkommt und sieht, dass auf ihrem Bildschirm Facebook und Twitter geöffnet sind. Im Gegenteil. Das gehört zu ihrem Job. Gerade jetzt. Denn seit Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde, geht es in den sozialen Netzwerken heiß her. „Es ist wichtig, dass wir die Informationen kritisch begleiten und sie einordnen“, sagt Wagner. Das Interesse der Menschen in Deutschland, sich mit den Entwicklungen in den USA auseinanderzusetzen, sei seit dem Wahlkampf im vergangenen Herbst sehr groß. Hinzu komme, dass die digitale Entwicklung in Deutschland sehr schnell geworden sei. Die Informationsmenge, die über die sozialen Medien erzeugt wird, sei immens. Die Nachrichten aus den USA einzuordnen, sie zu erklären und Hintergründe zu liefern, sei die klassische Aufgabe der Atlantischen Akademie. Seit 20 Jahren bietet die Institution, gegründet vom Land Rheinland-Pfalz, ihre Informationen an. Und die sind gefragt. In der Atlantischen Akademie jagt derzeit eine Anfrage die nächste. Medienvertreter, Wirtschaftsvertreter, Politiker, Schüler und interessierte Erwachsene wollen vor allem eins: den Blick in die Glaskugel, wie Wagner es nennt. Was bedeutet Trump für die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz, was hat er in der Außenpolitik vor, sind zwei Fragen. Es sei schwierig, darauf jetzt schon Antworten zu geben, betont die studierte Politikwissenschaftlerin. Wichtig sei es, genau zu unterscheiden: zwischen der Show, die Trump abziehe, und den substanziellen Entscheidungen, die tatsächlich getroffen werden. Regelmäßig besucht Wagner Schulen in ganz Rheinland-Pfalz, um in den Klassen der Oberstufen Hintergründe zum amerikanischen Politiksystem zu liefern. Nach der Wahl Trumps sei das Interesse der Schüler sehr groß. Etliche meldeten sich per Facebook und Twitter bei der Akademie, um die Entwicklungen zu diskutieren. „Das ist ein sehr niederschwelliger Weg für die jungen Leute, mit uns Kontakt aufzunehmen“, sagt Wagner. Aus den Internetkontakten würden reale Kontakte, etwa wenn die Schüler Veranstaltungen der Akademie besuchen. Die sozialen Medien seien ein schneller und kostengünstiger Weg, die Menschen in Rheinland-Pfalz zu erreichen. „Stellen Sie sich vor, wir würden versuchen, die Informationen in Papierform an alle Haushalte in Rheinland-Pfalz zu verteilen“, so Wagner. Über die sozialen Medien lasse sich zudem Kontakt zu Menschen herstellen, mit denen anders keine Kommunikation möglich sei. So habe die Atlantische Akademie während des Wahlkampfs via Twitter Kontakt zu Valerie Jarrett, einer Beraterin von Barack Obama, gehabt, die ihre Fragen beantwortet habe. Die Online-Präsenz der Atlantischen Akademie soll in diesem Jahr ausgebaut werden. Die Homepage ist bereits neu gestaltet, die Texte werden gerade ins Englische übersetzt. Weiter werde überlegt, die Akademie-Veranstaltungen im Internet zu übertragen. Im vergangenen Jahr haben über 4000 Teilnehmer an den 80 Projekten der Akademie teilgenommen, so Wagner. In diesem Jahr reagiert die Akademie mit ihrem Programm auf Trump: Für März und April seien zu aktuellen Themen Veranstaltungen geplant. Mit Blick auf die Geschwindigkeit, mit der derzeit die Nachrichten aus den USA herüberschwappen, und den Zeitunterschied zwischen Deutschland und Amerika stellt Wagner allerdings auch klar: Soziale Medien sind sehr zeitintensiv. Die Mediennutzung in Deutschland und den USA sei sehr unterschiedlich. Während in den USA Facebook und Twitter von Menschen aller Altersstufen genutzt werden, sei das in Deutschland anders. „Hier stehen oft die Nachteile im Vordergrund“, sagt die Bildungsreferentin und schiebt hinterher: „Die Vorteile darf man aber auch nicht vergessen.“

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