Donnersbergkreis Zeitenwende in Stetten

Stetten. Drei Jahre, die am Nervenkostüm rissen. Drei Jahre, die tiefe Furchen hinterließen, schlicht auslaugten. Ihrem Wappentier machten die „Löwen“ des TuS 1860 Stetten in der B-Klasse Nord alle Ehre: Saison für Saison biss sich die Elf von Markus Hengstenberg durch den Abstiegssumpf, sie kämpfte, opferte sich auf – erfolgreich. Das alljährliche Zittern soll jetzt ein Ende nehmen. Mit Lars Igel einen neuen Trainer, dazu frische Gesichter: Der ewige Kreisligist läutet eine Zeitenwende ein.

Es kostet Kraft. Kraft, Schweiß und nicht zu vergessen: Nerven. Was der TuS 1860 Stetten in den letzten drei Jahren schließlich durchleben musste. Die Kicker selbst, dazu am Spielfeldrand Trainer Markus Hengstenberg. Leichte Zeiten waren es nicht, von denen gab es hier schon ganz andere. Viel wurde gezittert, mehr noch gekämpft, aber am meisten gehofft: drei anstrengende Abstiegskämpfe, einmal sogar der – eigentlich – sichere Fall in die Kreisklasse, der nur durch eine Abmeldung des FC Marnheim doch noch kippte. Wille mischte sich mit Glück. Das des Tüchtigen, sagt ein Sprichwort. „Wenn du an einem Verein dranhängst, aber immer gegen den Abstieg spielst, dann beschäftigt dich das. Das zehrt“, sagt Hengstenberg. Fast drei Jahre lang saß er bei seinem Heimatverein, seit Schaffung der B-Klasse in den 90ern noch nie abgestiegen, auf der Trainerbank. Er sprang in die Presche, als der Klub quasi hilflos und abgeschrieben am Boden lag – 2011/12 war das, nach zehn Niederlagen in Serie zum Saisonauftakt. Hengstenberg spielte Feuerwehrmann. Und hielt den TuS dreimal in Folge in der B-Klasse. So wie vorige Runde. Da entkam seine Elf erst durch ein befreiendes 9:0 über Eintracht Kaiserslautern II am letzten Spieltag den Abstiegsplätzen. „Wir wussten, dass es schwer wird, es gab immer mal Höhen und Tiefen. Nach der Niederlage in Rüssingen war klar, dass wir einen langen Atem brauchen“, meint der Macher. „Wer aber so fighten kann wie wir, schafft das auch. Das war der absolute Teamspirit.“ Typisch Stetten. Hengstenbergs Engagement damals begann eigentlich als Interimstätigkeit bis zu Saisonende. Schluss – nur als Trainer wohlgemerkt – ist erst jetzt. Im Hintergrund des TuS macht er weiter. Er war auch maßgeblich daran beteiligt, für frischen Wind auf dem Trainerposten zu sorgen: Wunschkandidat Lars Igel löst den Stetter ab (wir berichteten). Das passt. Er lebt im benachbarten Ilbesheim, trainierte bereits die hiesige A-Jugend-Spielgemeinschaft. Igel ist kein Unbekannter. Mit dem TuS 07 Steinbach wurde er jüngst Dritter der B-Klasse. Im Winter hatte er sich eigentlich schon für ein weiteres Jahr dort entschieden. Sein Entschluss verpuffte. „Man merkt, dass das hier ein besonderes Ding ist. Als Spieler war es schon immer unbequem, nach Stetten zu fahren“, erklärt Igel. Die Verpflichtung des neuen Trainers steht auch als Symbol: Eine neue Ära soll beim TuS starten, Abstiegsängste passé sein. Spielzeiten wie zuletzt – unerwünscht. „Ziel ist, stabil in der B-Klasse zu stehen und nicht mehr diesen Existenzkampf zu haben. Stetten gehört hier hin. Die Jungs sind auch bereit, sich dafür zu quälen“, so Igel. „Die Klasse ist ziemlich brutal. Was einige da auffahren Für uns geht es nur darum, eine ruhige Runde zu spielen.“ Sprich: Weg von der roten Zone, ab ins sichere Mittelfeld. Dreijahrespläne mit Ziel Aufstieg, wie sie in Steinbach bereits nicht aufgingen, auf so etwas pfeift der Coach zukünftig. Er will bodenständigen Fußball. Neue Impulse setzen, jungen Spielern etwas bieten, eine Viererkette einstudieren. „Die Mannschaft brennt für den Verein. Wir wollen nicht mehr nur auf den Gegner schauen“, kündigt Lars Igel an. Die Unterstützung ist gewaltig: Stettens 44-jähriger Goalgetter Thomas Hagelauer (18) geht zwar. Dafür verpflichtete der TuS unter anderem aber den Steinbacher Patrick Ruth sowie Sebastian Schrod vom Landesligisten TuS Rüssingen. Womöglich zwei neue Stützen in der „Löwen“-Elf. Oder? „Natürlich sind das gute Spieler. Namen bedeuten hier aber nichts. Wir müssen uns als Team finden und zusammenwachsen“, sagt der neue Trainer. „Sebastian hat in Rüssingen die Drecksarbeit erledigt. Hier muss er in eine neue Rolle, sich auch in die Offensive einschalten.“ Igel wird für sein System etwas einfallen. Und wenn es spielerisch mal nicht ganz so läuft, bleibt ja immer noch die eine Option: kämpfen bis zum Umfallen. Das ist in Stetten Programm, so überlebte der TuS die letzten Jahre. Wenn es drauf ankommt, setzt er wieder auf harte Bandagen

x