Adventskalender Wo Hilfe gebraucht wird, ist Jamill Sabbagh zur Stelle

Setzt sich für seine Mitmenschen ein: Jamill Sabbagh.
Setzt sich für seine Mitmenschen ein: Jamill Sabbagh.

Brauchen Menschen Hilfe, ist Jamill Sabbagh zur Stelle. Im Kreisgebiet ist der 65-Jährige mit seiner „Donnersberger Initiative für Menschen in Not“ seit langem bekannt. Der Einsatz für seinen Hilfeverein findet dabei nicht nur mitunter zu nachtschlafender Zeit, sondern auch international statt.

„Niemals aufgeben, sich für andere einsetzen.“ Dies sei für ihn Berufung und Leidenschaft, sagt Jamill Sabbagh über seinen jahrzehntelangen Einsatz für Menschen in Not. „Manchmal fließen da auch auf beiden Seiten die Tränen, wenn man mehr über die Situation erfährt.“ Sabbagh, der fünf Sprachen spricht, leistet in seiner Arbeit häufig Übersetzungsdienste, unterstützt bei Amtsgängen oder der Beschaffung von Wohnungen. Sein Ehrenamt nimmt ihn mindestens 20 Stunden in der Woche in Anspruch. „Ich bekomme auch schon mal Nachrichten morgens um 3 Uhr“, sagt er.

Den Hilfeverein gründete der aus dem israelischen Galiläa stammende palästinensische Christ Sabbagh mit sieben Mitstreitern vor knapp 20 Jahren. Seit 2014 hat er den Vorsitz inne; der Verein zählt heute 135 Mitglieder. „Wir spenden jeden Cent, arbeiten sehr transparent“, erklärt er. „Die Initiative genießt daher viel Vertrauen und erfährt viel Unterstützung.“

150 Kinder in Pflegefamilien vermittelt

Gestartet sei die Initiative mit Soforthilfe in akuten Notlagen. Diese wird vor Ort zügig und unbürokratisch organisiert. Man erfahre viel Spendenbereitschaft seitens der Donnersberger Mitbürger. „Der Staat zieht sich immer mehr zurück. Man muss sich daher viel mehr um Menschen kümmern, die durch das soziale Netz fallen“, sagt Sabbagh. Verschämte Armut sei weit ausgeprägter als allgemein bekannt, beobachtet er.

Zum Hilfsangebot des Vereins gesellt sich das Engagement für ein Kinderheim im russischen Tschernjachowsk, der Partnerstadt Kirchheimbolandens. Der Verein hat Paten aus dem Donnersbergkreis für 150 Sozialwaisen gewinnen können. Alle Kinder wurden in Russland in Pflegefamilien vermittelt und über die Patenschaften finanziell unterstützt. Das Heim wurde in der Zwischenzeit aufgelöst, Kontakte nach Tschernjachowsk werden aber nach wie vor gepflegt: „Es gibt auch eine Zeit danach“, sagt Sabbagh mit Blick auf die aktuelle Krisensituation.

Seit 35 Jahren kommunalpolitisch aktiv

Drittes Standbein der Initiative ist die Ausrichtung auf internationale Hilfe. Auf der Karibikinsel Haiti ist der Verein im Hinterland aktiv, hat eine Schule und einen Kindergarten gebaut. „Wir haben eine ganze Schulklasse in Patenschaften gebracht“, berichtet Sabbagh. „Ich glaube daran: Der Weg aus der Armut ist Bildung“, steht für ihn fest.

Politisches Denken und Handeln sei ihm als arabischen Israeli „quasi in die Wiege gelegt“, erklärt Sabbagh. Seit mehr als 35 Jahren ist er kommunalpolitisch aktiv. Seit 2014 ist er als Kreisbeigeordneter tätig, vertritt bei zahlreichen Terminen den Landrat. „Es gibt viel zu tun“, sagt er. Sabbagh war Mitglied bei der SPD, später bei den Grünen. Mittlerweile bekleidet er sein Amt ohne Parteibuch. Er hat insgesamt elf Geschwister, ist aber der Einzige, der im Ausland lebt. Seine kürzlich verstorbene Mutter habe ihre große Familie nach dem frühen Tod des Vaters alleine durchgebracht. Sabbagh selbst ist Vater eines erwachsenen Sohnes.

Sein Wunsch: Noch mehr Mitstreiter

Er studierte Geografie und Soziologie auf Lehramt in Tel Aviv und unterrichtete drei Jahre lang an seiner eigenen Schule. 1976 folgte ein weiteres Studium am Geographischen Institut. In dieser Zeit seien viele Kontakte zu deutschen Austauschschülern entstanden, darunter auch zu seiner späteren Frau, die aus dem Zellertal stammt. So kam er in den Donnersbergkreis. Es folgten 35 Jahre, in denen er bis zur Rente am Geographischen Institut in Mainz lehrte. Seit 2007 ist er zudem bei der Landesplanung für den Bereich Rheinhessen-Nahe zuständig.

Was er sich wünscht? Er würde gerne „noch ein paar Leute anstecken“ und für die Arbeit in seinem Hilfeverein gewinnen. Große Sorge bereitet ihm die Tatsache, „dass die Welt so stark im Aufruhr ist wie nie zuvor“. Daher wünscht er sich „dass wir langsam in die Vision einer neuen Weltordnung kommen.“

x