Donnersbergkreis Wenn die alte Lieblingshose wieder passt

Luftsprung in der Cargohose: Peter Heisler
Luftsprung in der Cargohose: Peter Heisler

«MARNHEIM.» Sport ist der rote Faden im Leben von Peter Heisler. Früher als Schwimmer und Triathlet aktiv, ist er nun mit 63 Jahren zum „Natural Bodybuilding“ gekommen. Künstlich wirkende Muskelberge sucht man bei ihm vergebens. Um am heutigen Samstag bei der internationalen deutschen Meisterschaft in Neu-Ulm wortwörtlich gut auszusehen, setzt der Marnheimer auf Ganzkörpertraining.

Peter Heisler führt ein bewegtes Leben. Das kann man ganz im Wortsinn nehmen. Aufgewachsen im polnischen Lodz begann er schon als Kind mit Leistungsschwimmen. Der harte Drill im Training und mangelndes Interesse der Familie ließen ihn jedoch die Lust verlieren. Als Jugendlicher machte er Geräteturnen, spielte unter anderem Volley- und Basketball. „Ich war schon immer kräftig und lerne schnell. Außerdem hatte ich immer ausgezeichnete Sportlehrer“, erinnert sich Heisler zurück. Das anschließend fast logisch folgende Sportstudium bereitete ihn kaum Mühen. Heisler, ein echtes Multitalent in sportlicher Hinsicht. Als er nach Deutschland kam, sprach er kein Wort Deutsch. Keine einfache Situation für den damals 35-Jährigen: „Ich habe als Pizzafahrer gearbeitet. Während den Fahrten habe ich permanent Sprachkassetten gehört, um Deutsch zu lernen. Ich hatte Glück, die erste Bewerbung hat direkt funktioniert, und heute habe ich meinen Traumjob.“ Heisler arbeitet seit mittlerweile 26 Jahren als Sporttherapeut im Rehabilitationszentrum am Donnersberg in Kirchheimbolanden. Der Zufall wollte es, dass sich ein Aktivurlaub Heislers in Spanien als Trainingscamp für Leistungs-Triathleten herausstellte. Vom Ehrgeiz gepackt, kaufte er sich ein teures Rennrad, gab das Rauchen auf und fing an zu trainieren. Sein damaliges Trainingspensum umfasste 80 Kilometer Laufen, zwölf Kilometer Schwimmen und 150 Kilometer Radfahren, pro Woche wohlgemerkt. Der Fleiß sollte von Erfolg gekrönt werden. Heisler errang bei den Südwestdeutschen Schwimmmeisterschaften und den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften im Triathlon über die olympische Distanz jeweils den zweiten Platz. Danach fuhr er das sportliche Engagement etwas zurück, legte an Körpergewicht zu, passte nach eigener Aussage 15 Jahre lang nicht in seine Lieblingshose. „Ich habe irgendwann mit dem Gedanken gespielt, eventuell als Personaltrainer zu arbeiten. Dazu wollte ich allerdings nicht nur das Know-How sondern auch selbst die körperliche Fitness haben, das verschafft Respekt“, erklärt Heisler sein Umdenken. Im Internet stieß er Anfang 2017 auf das „Natural Bodybuilding“, das im Gegensatz zum „klassischen“ Bodybuilding die Einnahme von Medikamenten und Präparaten zum Muskelaufbau verbietet und scharf sanktioniert. Für Heisler ein starkes Argument: „Ich finde das klassische Bodybuilding schlicht unästhetisch. Die Dopingmittel, die viele verwenden, haben oftmals schwere, gesundheitsschädliche Folgen. Außerdem wird man mit zu vielen Muskeln unbeweglich und entfernt sich vom eigentlichen Sport.“ Auf Ermunterung seiner Ehefrau Ulla hin meldete er sich bei der „GNBF“ (German Natural Bodybuilding & Fitness Federation) für die heute stattfindende internationale deutsche Meisterschaft in Neu-Ulm an. Seitdem trainiert der 63-Jährige fast täglich im privaten Trainingsbereich für seinen ersten Wettkampf. Wer dort teure Geräte erwartet, liegt falsch. Eine Klimmzugstange, zwei Stühle, eine Couch und der Fußboden, mehr ist es nicht: „Ich setze mehr auf Wiederholungen als auf viel Gewicht, das verringert die Verletzungsgefahr.“ Zusätzlich stehen mehrmals die Woche Joggen, Mountainbiken und Schwimmen auf dem Programm. Schon zehn Kilo hat sich Heisler abtrainiert, bis zum Auftritt in Neu-Ulm sollten noch zwei weitere folgen. „Zur Definition“, wie er sagt. Überdies hat er Workshops besucht, die die spezielle Technik des „Posings“ bei Bodybuilding-Veranstaltungen vermitteln. Heisler will nichts dem Zufall überlassen, absolvierte bereits am 21. Mai in Wörth am Rhein eine Generalprobe. Dort wurde im offiziellen Wettkampf zwar nur der Bauch bewertet, es stand den Teilnehmern danach jedoch frei, ihr komplettes Programm auf der Bühne zu präsentieren. „Das ist anstrengender als man meint. In den zehn Minuten, die man auf der Bühne steht, spannt man die Muskeln fast durchgängig an, man will sich ja bestmöglich verkaufen“, erklärt Heisler das Prozedere. Ob er nach der deutschen Meisterschaft noch an weiteren Wettkämpfen teilnehmen will, lässt er offen. Sein Gewicht will er aber definitiv halten. „Ich fühle mich fit und merke, dass mir das guttut. Ich kann mir sogar vorstellen, noch länger weiterzuarbeiten. Das Beste ist aber, dass ich wieder in meine alte Hose passe“, verrät Heisler nicht ohne Stolz.

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