Donnersbergkreis Wegweiser für Kinder und Stadtbesucher

Kaum zu glauben: Bernd Knell ist kürzlich 80 geworden.
Kaum zu glauben: Bernd Knell ist kürzlich 80 geworden.

„Hallo, Herr Knell, kennen Sie mich noch?“ Viele ehemalige Schüler rufen ihrem früheren Grundschullehrer einen Gruß zu, wenn er irgendwo zwischen Kirchheimbolanden und Donnersberg (oder selbst im Auslandsurlaub) unterwegs ist. Ihn freuen diese kleinen Gesten: „Ist ja schön, wenn die Schüler von damals keinen großen Bogen um einen machen.“

Aber das haben sie bei seinem Naturell vermutlich nie getan. Denn Bernd Knell, in Alzey geboren, genoss von Anfang an als Volksschullehrer neben dem natürlichen Respekt, den ein Meter neunzig Größe schon an sich verleihen, auch Vertrauen und Sympathie seiner Schüler, für die er selbst zu sorgen hatte. Nicht weit von Ilbesheim, wo die Mutter herstammte, wo Bernd Knell nach der Bombardierung von Alzey ab Sommer 1942 aufwuchs und schon früh seine Frau Ute kennenlernte, trat er nach Abitur und Studium in Kaiserslautern seine erste Lehrerstelle an: in Rittersheim. Mit 17 Kindern der Klassen 1 bis 7 in einem Raum. Das „ausgeprägte Helfersystem“ der Älteren für die Kleinen wusste er nicht nur deshalb zu schätzen, weil er der einzige Lehrer war. In Bischheim, der nächsten Station, waren sie dann schon zu zweit. Schließlich, eine nach der anderen, schlossen die Zwergschulen, kam er 1971 nach Kirchheimbolanden an die Grundschule mit zeitweise über 500 Schülern. „In der ersten Klasse, die ich hier übernommen habe, waren 48 Kinder“, erinnert sich Bernd Knell. Bis er 1999 aus dem Schuldienst schied, hatte er neben der Lehrertätigkeit auch 20 Jahre als Konrektor Verantwortung. Stöbert er heute in der Anekdotenkiste seines Berufslebens, wird der Zuhörerin immer wieder bewusst, wie sehr er gerade an diesen jüngsten Schülern gehangen hat, Kindern, die er als wissbegierig, begeisterungsfähig, unverfälscht offen und manchmal eben auch ein bisschen drollig erlebte. Wie den Bub in seiner Dorfschullehrerzeit, der ihm ein Geheimnis zuflüstern und den beträchtlichen Größenunterschied nicht anders zu überbrücken wusste als mit der Bitte: „Kumm emol erunner.“ Damals sagte man als Schüler auch noch „Herr Lehrer“, was jedoch unzeitgemäß wurde und im konkreten Fall durch ein „Herr Knell“ zu ersetzen war. Das versuchte der Herr Knell auch den Dorfkindern plausibel zu machen: „Ihr wisst doch, wie ich heiße!“ -„Ja, Bernd!“ Bis heute ist der „Bernd“ Kindern in dieser Altersgruppe besonders verbunden. Wird etwa angefragt, ob er eine Klasse durchs Steinbacher Keltendorf führen würde, fragt er zurück: „eine Grundschulklasse?“. Mit denen macht es ihm einfach den größten Spaß. Und der hält ganz offenkundig jung, beweglich und heiter. Mit Bernd Knell einen Gesprächstermin im Umfeld seines 80. Geburtstages zu vereinbaren, den er vorigen Sonntag feierte (nein, die 80 ist kein Druckfehler!), war nicht auf Anhieb möglich. „Donnerstag passt nicht, da bin ich mit einer Gruppe den ganzen Tag auf dem Donnersberg unterwegs.“ 96 Leute, Knell mit Headset vorneweg, schon etwas Schnauferei für alle – aber mit dem Blick vom Adlerbogen ins Donnersberger Land belohnt, der Gäste begeistert und ihn stets aufs Neue glücklich macht. Da ist nun von der zweiten „Karriere“ des Bernd Knell die Rede, jener, die er schon vor 35 Jahren begonnen, nach der Pensionierung aber forciert hat: der des Stadt-, Donnersberg-, Keltendorf- und sogar Pfalz-Führers. Mitgezählt hat er zwar nicht, aber so um die 1000 Gruppen mögen es gewesen sein, denen er die Sehenswürdigkeiten der Region nahebrachte. Anfangs nur gelegentlich untermalt von stimmigen Liedern zur Gitarre wie bei Führungen auf den Spuren der Freischaren. Längst jedoch gilt Bernd Knell in Kirchheimbolanden (wo ihn übrigens noch der legendäre Konrad Lucae als Stadtführer ausbildete) als „Erfinder“ der musikalisch-kulinarischen Stadtführungen. Das heißt: Begrüßung bei einem Glas Wein im Gewölbezimmer am Grauen Turm, dann der Gang durch die Altstadt, zwischendurch Rast zu Vorspeise, Hauptgericht und Dessert, und als zusätzlicher Leckerbissen musikalische Darbietungen dort wie auch – gemeinsam mit Martin Reitzig – in der Paulskirche. Knell bestritt sie anfangs mit der Sopranistin Katharina Vogt, dann kam Ninette Mayer hinzu, später Marianneli Spratte und Angelika Tropf, alle zusammen singen und musizieren als „Knell’s Angels“. Zu Beginn war die Idee ein wenig als Strohfeuer belächelt worden, und tatsächlich musste die allererste dieser Führungen 2010 auch mangels Interesse gestrichen werden. „Doch das ist nie mehr passiert“, freut sich Knell darüber, dass nicht nur die jährlich sechs offenen Führungen immer ausgebucht sind, sondern zum Beispiel in diesem Jahr 14 weitere von Gruppen gebucht wurden. Und ihn eher die Sorge umtreibt, ob es wohl noch lange genügend Restaurants in der Innenstadt gibt, die als Gastgeber mitmachen, nachdem die „Hofschänke“, in der alles begann, schon seit längerem geschlossen ist. Nicht lange bitten lassen sich Bernd Knell und seine Damen aber auch, wenn ihre Musik zu anderen Anlässen gefragt ist. Zum zwölften Mal waren sie heuer mit ihrem beliebten Museums-Liederabend bei der Kirchheimbolander Kulturnacht dabei – nur zeitiges Kommen sichert Plätze, alle anderen nehmen Stehplätze vor den geöffneten Fenstern ein. Dass Bernd Knell die Gäste zum 80. Geburtstag zuerst an eine seiner Wirkungsstätten, den Gewölbesaal an der Stadtmauer, gebeten hatte, auch hier zur Gitarre griff, verwundert nicht. Überrascht hat ihn selbst hingegen, dass dort Stadtbürgermeister und Beigeordnete aufliefen, um dem Jubilar mit der Silbernen Ehrenmedaille der Stadt für dreieinhalb Jahrzehnte als Stadtführer zu danken. Sie taten gut daran, denn Menschen wie Bernd Knell tragen den Ruf einer kleinen, liebens- und sehenswerten Stadt in der Nordpfalz weit hinaus in die Lande. Von der viele vorher nichts gewusst und in die mancher nachher wiederkommen möchte. Bernd Knell hat dies nach seinen Führungen jedenfalls schon oft gehört.

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