Donnersbergkreis Von „Rheingold“ bis „Starlight-Express“

Märklin-Eisenbahnen ist die diesjährige Sonderausstellung des „Puppenstubenmuseums der 30er bis 50er Jahre“ in Jakobsweiler gewidmet, zu bestaunen an jedem Sonntag im Sommer von 14 bis 17 Uhr. Offizielle Eröffnung ist am morgigen Sonntag um 15 Uhr – wenn das Wetter mitspielt, mit einer Vorführung zum Mitmachen draußen.

Ausgemachte Raritäten gibt es in den gut ausgeleuchteten Vitrinen zu bewundern, die meisten aus den Zeiten, wo Jungen noch unbedingt Lokomotivführer werden wollten, und die teuren, sorgsam verwahrten Eisenbahnen nur zu Weihnachten herausgeholt wurden. Vater baute Landschaften aus Pappmaché, Gips und Sägemehl und herrschte über den Schalter der Anlage, die Kinder hatten meistens das Zusehen. Lehrreich blieb für sie, immerhin, das korrekte Zusammenstecken der Gleise. Aus verschiedenen Sammlungen sind in dem idyllischen kleinen Museum Diesel-, Dampf- und Elektrolokomotiven sowie Zugpackungen und Triebwagen (Spurbreite HO) des bekannten Göppinger Spielwarenherstellers ausgestellt – schwerpunktmäßig von der Mitte der 1950er Jahre bis in die Gegenwart. Glanzstück ist eine Zugpackung mit Diesellok und drei Güterwagen um 1950, ältestes Exponat eine Lok mit drei Wagen und Gleisen aus dem Jahr 1949. Zu den nostalgischen Kostbarkeiten zählen Nachbauten eines Zugs aus dem Königreich Württemberg mit der „Kaiser-Wilhelm-Lok“, Pendant dazu sind die Pfälzer „Bensheimer“ sowie eine königlich bayerische Eisenbahn, datiert auf 1910. Weitere Hingucker: der ICE „Amtrac“, von der Firma Siemens als Versuchszug für die USA gebaut, daneben der supermoderne stromlinienförmige Sonderzug „Starlight-Express“ aus dem Jahr 2000. Dann „der Junkers“ (Mitte der 1930er) und ein roter Bus von Michelin, dem im Nachhinein Schienenräder verpasst wurden. Der Werkszug des Waschmittelproduzenten Henkel mit den Persil-Silos auf den Güterwaggons aus den 70ern wurde noch mit einer Dampflok betrieben, und mit zu den Superlativen gehört die schwerste Lok der Welt, der „Big Boy“ der amerikanischen Eisenbahngesellschaft Union Pacific. „Krokodile“ wurden die Elektrozüge mit dem zur Oberleitung weit aufgesperrten „Maul“ aus der Schweiz, Deutschland und Österreich genannt. Die Diesellok „Alaska“, unverkennbar in plakativem Blaugelb. Eisenbahngeschichte machten neben den Loks mit Kohletender auch die Kondenztender (aus den 1930er/40er Jahren), mit denen der ausgestoßene Dampf aufgefangen und in die Wasserspeicher zurückgeführt werden konnte – entwickelt wurde das Verfahren insbesondere für lange Fahrten durch wasserarme Gegenden Richtung Osten. Der legendäre Zug „Rheingold“, der zwischen Basel und Amsterdam verkehrte, anfangs noch von einer Dampflok gezogen, und ebenso die Standard-„Lok 103“ dürfen in dieser imposanten Reihe nicht fehlen. Zum Fürchten: das Eisenbahngeschütz mit der riesigen Kanone (Treffweite 50 km) aus dem Zweiten Weltkrieg, von der Firma Lima in gleicher Spurweite hergestellt. Der gelbe Güterbahnzug mit dem gigantischen Kran zur Streckenkontrolle und Bergung entgleister Züge rollte direkt aus dem Göppinger Stammwerk. Sämtliche im dortigen Märklin-Museum präsentierten Sonderwagen von 1986 bis 2014 sind auch hier in Jakobsweiler ausgestellt. Außerdem gibt es Einblicke in die Metallbaukästen, mit denen Generationen von Nachwuchstüftlern ihre ersten Konstruktionserfahrungen sammeln konnten. Ältestes Stück ist ein Motor mit Federspeicher, mit dem beispielsweise Uhren liefen. Unter dem Namen Elex produzierte Märklin bereits in den 50er Jahren Elektrobausätze, mit denen man vom Motor bis zum Telefon konstruieren konnte, was dem damaligen Stand der Technik entsprach – der hier aufgeführte Baukasten blieb trotz erkennbarer Gebrauchsspuren weitgehend im Original erhalten.

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