Donnersbergkreis Stress wird mit Humor bewältigt

Hettenleidelheim. Ein Bus nach dem anderen rollt am Samstag in Richtung Gut-Heil-Halle in Hettenleidelheim. Der Großteil der Insassen ha lange, hässliche Nasen und knallbunte Kleidung. Der Vorsitzende der Kolpingfamilie, Wolfgang Breitwieser, sorgt dafür, dass keiner nach der Ankunft verloren geht.

Auf den Kennzeichen ist so ziemlich alles von KA bis RA vertreten, die Fahrer oftmals die einzigen Nüchternen. Wolfgang Breitwieser hält mit seiner humorvollen, aber bestimmenden Art die vielen Narren unter Kontrolle. Als die Busse einrollen, verläuft alles nach demselben Schema: Tür auf, Begrüßung und die Aufforderung: „Auf, steigt aus, meldet euch an und habt Spaß!“ Spaß hatte da so manche Narrengilde wohl im Bus schon. So tönen allerlei Gesänge aus den Türen. Von Helene Fischer bis Mickie Krause. Zum fünften Mal kommen aus der Karlsruher Gegend die Daxlander Narren angereist. Patrick Jurado darf sich als dritter Vorsitzender heute „Chef“ nennen, denn Nummer eins und zwei sind nicht dabei. Er ist auch irgendwie etwas stolz drauf. Mit ihm nahmen rund 45 Personen an der anderthalbstündigen Fahrt teil. Insgesamt zwölf Umzüge plus Sitzungen stehen auf dem Terminkalender der Daxlander, die in feuerroten Gewändern erschienen sind. Für Hettenleidelheim legen sie jedoch die größte Strecke zurück. „Eigentlich ist das nicht unsere Fasnacht“, erklärt Breitwieser, „Trotzdem macht es einen Riesen Spaß!“ Im Hintergrund packt eine Gruppe junger Frauen eine Packung Klopfer (Geschmacksrichtung: Saurer Apfel) aus. „Na, hoffentlich kommen wir damit jetzt nicht in eure RHEINPFALZ-Zeitung“, meint eine Karlsruherin. Doch! Aus dem nächsten Bus steigen mehrere Dutzend rote Teufel. Es handelte sich dabei nicht um den 1. FC Kaiserslautern, sondern um die „Muggedeifel“ aus Muggensturm bei Rastatt, die in diesem Jahr zum ersten Mal dabei sind. Obermuggedeifel (OMD) Ute Knörr hält die 30 Luzifer beisammen. Ihre Hörner blinken durchgehend – und noch nie mussten die Batterien gewechselt werden. „Die sind schon zwei Jahre alt, aber wir haben immer noch Saft“, erklärt der OMD augenzwinkernd. Und schon wieder rollt ein Bus mit Karlsruher Nummer ein. Ein neongrüner Hexer stolpert über die Treppe aus der Tür heraus. Gut, dass er jetzt an der frischen Luft ist. Er bekommt sein Schlagzeug von einem Vereinskollegen aus dem Kofferraum geholt. Musikalisch klappt es einwandfrei. Breitwieser ist wieder zur Stelle und sorgt für eine freie Straße, denn ein Bus nach dem anderen trifft ein. Und trotz allem Stress schafft er es – nicht selten durch einen lockeren Spruch –, dass die Narren auf ihn hören. Einen nicht ganz so weiten Weg hatte die Kibo-Karnevalsgesellschaft aus Kirchheimbolanden, die zum zweiten Mal beim Nachtumzug mitmacht. Die Frauen der Elferräte sind immer automatisch bei den Hexen, erklärt Präsident Karlheinz Bieck. Und weil seine Frau im Elferrat ist, wurde Michael Broschinski der „erste Hexerich von Kibo“. In seiner Hahn-im-Korb-Rolle fühlt er sich auch momentan ganz wohl, so macht es den Eindruck. Kurz bevor es losgeht, betritt Breitwieser die Treppe vor der Festhalle „Gut Heil“, um letzte Instruktionen zu geben: „Die Aufstellung ist da oben.“ Er zeigt mit seiner Hand in Richtung Hang. „Für alle mit KA auf dem Nummernschild: Da geht’s lang“, scherzt er. Die Stimmung ist sehr heiter. „Für alle Pälzer: Do lang“, schließt er seine Einweisung ab. Zur Aufstellung sind jetzt auch einige dicke Kürbisse eingetroffen. Darunter versteckt sich die Garde des Feuerio. Die Zähne der Kostümkürbisse erweisen sich sehr geeignet als Getränkehalter. Mit einem Leuchtstab fixierten die Hettenleidelheimer Plastikbecher in den Zahnlücken. Clever durchdacht. Nur leider gehen die Leuchtstäbe immer wieder auseinander. Das System ist noch ausbaufähig. Kürbisse sind übrigens alle Feuerio-Mitglieder. „Aber wir sind die coolsten“, stellen die Garde-Mädels Lea Berberich und Sarah Arent über ihre Abteilung augenzwinkernd fest. Doch nicht nur innerhalb der Vereine geht es eigentlich eher harmonisch zu, sondern vor allem das Untereinander macht eine solche Veranstaltung erst möglich.

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