Donnersbergkreis Spitzname dank Dresdner Kätzchen

Bald trennen sich die Wege von Thomas Bach und Elena Peter.
Bald trennen sich die Wege von Thomas Bach und Elena Peter.

«THALLICHTENBERG.» Den Wohnort gewechselt hat er schon mehrmals. Doch nirgendwo hat es ihn so lange gehalten wie im Kreis Kusel: Der gebürtige Erfurter Thomas Bach folgte 2001 einem Jobangebot und machte das Urweltmuseum Geoskop auf Burg Lichtenberg zu seiner neuen Wirkungsstätte. Nun kehrt er aus privaten Gründen nach Thüringen zurück. Elena Peter aus Homburg tritt ab Oktober seine Stelle an.

„Die Pflanze hier auf der Fensterbank nehme ich lieber mit, sonst sticht sich an ihren spitzen Ausläufern nachher tatsächlich noch jemand die Augen aus“, sagt Thomas Bach. Der 60-Jährige steht in seiner Werkstatt, stemmt die Arme in die Hüfte und blickt argwöhnisch zum Fenster. Elena Peter muss lachen: Mit Pflanzen und Tieren kennt sie sich ja eigentlich bestens aus. Schließlich wird sie ab Oktober genau hier als geowissenschaftliche Präparatorin arbeiten. In diesen Tagen wird sie von ihrem baldigen Vorgänger eingewiesen: „Das Wesentliche weiß sie ja schon“, sagt Bach. „Ein paar Dinge zeige ich ihr aber noch: Wie manche Druckluftschläuche anzuschließen sind, wie man den Filter im Aquarium wechselt und an welche Spezialisten sie sich bei Problemen wenden muss. Aber ich bin absolut überzeugt, meinen Posten in sehr gute Hände zu geben.“ Geoskop-Leiter Sebastian Voigt bedauert das Ende von Bachs Arbeitszeit in Thallichtenberg: „Er geht freiwillig, das muss man ganz klar sagen.“ Doch Voigt freut sich auch auf die zukünftige Zusammenarbeit mit Elena Peter, die auf einer Tagung in Karlsruhe Geoskop-Mitarbeiter Jan Fischer traf und so von der frei werdenden Stelle erfuhr. „Ich bin also mehr durch Zufall hier gelandet“, sagt die 24-jährige Saarländerin, der man ihre Herkunft rein sprachlich jedoch keineswegs anmerkt. Sie hat eine Weile in Spanien gelebt, genauer gesagt in der Stadt Jávea an der Costa Blanca zwischen Alicante und Valencia. Dieser Auslandsaufenthalt habe eher zu Hochdeutsch geführt – und natürlich zu Spanisch. „Das beherrsche ich sogar besser als Englisch“, gesteht sie. An der Senckenberg-Schule in Frankfurt hat Elena Peter eine Ausbildung zur Technischen Assistentin für naturkundliche Museen und Forschungsinstitute absolviert, später folgte ein Volontariat am LWL-Museum für Naturkunde in Münster. Verblüffende Parallelen gibt es zwischen ihrer und Bachs Laufbahn: So lebten beide eine Weile in Münster. Und: Auch Bach erfuhr seinerzeit in Karlsruhe von dem Job im Geoskop. „Der damalige Leiter Dieter Schweiss hat mir Mut gemacht, die Stelle anzutreten“, erzählt der Präparator. „Ich zögerte erst, da ich schon acht Jahre nicht mehr in diesem Beruf gearbeitet hatte.“ Doch letztendlich überzeugte ihn nicht nur der Job, sondern auch die Ruhe der Natur im Kreis Kusel. In seiner Kuseler Zeit lernte Thomas Bach so viele Menschen kennen, dass er den grüßenden Gesichtern auf der Straße manchmal schon keine Namen mehr zuordnen kann. Sein Spitzname „Themo“ wurde übrigens nicht hier, sondern auf dem Dresdner Blumenmarkt geboren: Dort sei ihm ein herrenloses Kätzchen in die Arme gelaufen, das er „Nemo“ getauft habe. In der Folge vereinte er seinen eigenen Vornamen mit dem Kätzchennamen. Themo verbrachte in den vergangenen Jahren auch viel Zeit mit einer seiner größten Leidenschaften: der Literatur. Seine selbstverfassten Gedichte (sie beschäftigen sich mit Liebe, Natur und der Gesellschaft) wurden zum Teil im Westrich-Kalender publiziert: „Ich hatte in Kusel sogar einen Literaturzirkel gegründet, der sich nur leider wieder auflöst.“ Und wenn er sich in seiner Freizeit nicht der Lyrik oder Prosa widmete, dann der Gitarre, der Harmonika, seiner Band „Adventure Train“ oder dem Radfahren: „Zwei Jahre lang bin ich mit dem Fahrrad auf die Burg zur Arbeit gefahren.“ Die naturverbundene Elena Peter würde ihm das gerne nachmachen, hat jedoch eine weitere Anfahrt als Bach, der (noch) in Kusel lebt. Draußen in Wald und Flur holt sich die junge Frau auch gerne künstlerische Inspirationen: „Ich male und baue Modelle – zum Beispiel von Insekten.“ Und obwohl ihre Motive meistens aus der Tier- und Pflanzenwelt stammen, beschäftigt sie sich privat „eher mit Aktuellem als mit Ausgestorbenem“. Während sich Bach und Peter durchs Geoskop bewegen, wirken sie schon wie ein eingespieltes Team. Doch ihre Wege werden sich bald trennen. Themo lebte unter anderem schon in Dresden, Schwerin, Stralsund, Rostock oder im Thüringer Wald. „Fast hätte es mich auch mal nach Schottland verschlagen, aber das ist eine andere Geschichte“, fügt er lachend hinzu. „Jedenfalls habe ich es nirgendwo so lange ausgehalten wie im Kreis Kusel: Ich bin all meinen Mitmenschen sehr dankbar für die schöne Zeit hier.“ Thomas Bach wird nach Weimar gehen, wo seine Mutter lebt, um die er sich kümmern möchte. „Arbeit werde ich dort finden, keine Frage“, sagt er. Bis in der Goethe- und Schillerstadt eine Wohnung gefunden ist, wird er noch im Kreis Kusel bleiben: „Es kann also gut sein, dass man mir im Oktober oder November hier noch begegnet.“

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