Donnersbergkreis „Priorität ist, mir selbst zu gefallen“

„Muskulös, aber weiblich – das ist meine Vorstellung“, sagt Sandra Schmidt über ihr Schönheitsideal.
»Muskulös, aber weiblich – das ist meine Vorstellung«, sagt Sandra Schmidt über ihr Schönheitsideal.

«Bolanden.» Vollgepumpt mit Steroiden, pralle Muskelberge, die reine Selbstdarstellung – als umstrittener Sport ist Bodybuilding mit unzähligen Klischees und Mythen behaftet. Die Bolanderin Sandra Schmidt (35) liefert das beste Beispiel dagegen. Sie lebt streng nach Nahrungsvorgaben, pumpt seit drei Jahren knallhart für ihren Traumkörper. Den sie, wie sie sagt, mittlerweile hat: Schmidt ist muskulös, dabei aber nicht übertrieben protzig, sondern betont weiblich. Ein Gespräch über Schmerzgrenzen, Verzichte und Doping im Sport.

Frau Schmidt, in sozialen Netzwerken präsentieren Sie sich auf Wettkampf-Bildern im Bikini. Wie haben Sie sich diesen Körper erarbeitet?

Durch jahrelanges, tägliches, gezieltes, richtig schweres Krafttraining. Man muss zum Beispiel alle sechs Wochen neue Reize setzen, sodass der Muskel in der Entwicklung nicht stehen bleibt. Pro Jahr lassen sich maximal drei Kilogramm reine Muskelmasse aufbauen – um zu diesem Körper zu kommen, dauert es also. Vor drei Jahren erst habe ich zwar richtig mit dem Bodybuilding angefangen. Aber Krafttraining mache ich seit 17 Jahren. Die Basis war gegeben. Wie reagieren denn die Leute, wenn Sie so einen Hochleistungskörper sehen? Haben Sie mit Vorbehalten, gar Anfeindungen zu kämpfen? Bei Frauen werden definierte Muskeln oft als unästhetisch empfunden. Was die Leute sagen, ist mir egal. Priorität ist, mir selbst zu gefallen. Dieser Körper ist für mich seit jeher das Schönheitsideal. Solange ich noch feminin aussehe, was die Klasse „Fitness Figur“ erfordert, interessiert mich nicht, was andere sagen oder denken. Muskulös, aber weiblich – das ist meine Vorstellung. Man soll erkennen, dass ich trainiere. Natürlich merke ich an Blicken, dass das nicht jedermanns Geschmack ist. Direkt darauf angesprochen hat mich aber noch niemand. Eher sagen diejenigen was, denen es gefällt. Plump gesagt heißt es: Muskeln sind Männersache. Als Frau üben Sie einen Sport aus, der in der Öffentlichkeit als maskulin wahrgenommen wird. Warum? Bei mir ist es so: Ich hatte schon immer Interesse an Dingen, die nicht gerade dem allgemeinen weiblichen Bild entsprechen. Krafttraining, Motorradfahren und so weiter. Als ich vor Jahren in der Jugendhilfe arbeitete, war das zusätzlich ein Grund für extremes Training. Ich war jung, der Altersunterschied zu den Jugendlichen gering. Da läuft es besser, wenn man etwas kräftiger ist, sich Respekt verschaffen kann. Typisches Bauch-Beine-Po hat mir noch nie zugesagt. Das Training muss hart sein. Stunden der Qual und der Selbsttortur im Fitnessstudio… Ich will Grenzerfahrungen machen und auch über die Schmerzgrenze gehen. Wenn man nichts mehr merkt, die Muskeln richtig zu brennen anfangen, der Kopf sagt, es geht nicht weiter – das fasziniert mich. So lernt man, alle Restressourcen zu mobilisieren und die eigene Psyche auszutricksen. Körper und Geist verschmelzen. Das stärkt einen auch im richtigen Leben. Ernährung, Training, Disziplin. Ein Körper wie Ihrer erfordert bestimmt einen drastischen Lebensstil, oder? Mein ganzes Leben richte ich danach aus, so auszusehen. Seit drei Jahren. Da sind Planung und Organisation extrem wichtig, ich lebe ja strikt nach Ernährungsplänen. Für den Arbeitstag koche ich mir vor. Einfach ist das nicht immer. Wenn man den Plan nicht einhält, braucht man länger, um sein Ziel zu erreichen. Ich erinnere mich an die erste Diät. Die war sehr hart. Das klingt nach einem Leben voller Verzichte… Für mich stellen das keine Verzichte dar. Man muss wissen, was man will. Sie reden von festen Ernährungsplänen. Ist das mehr, als nur gesund und bewusst zu essen? Anfangs dachte ich, ich ernähre mich für meine Begriffe richtig. Bis ich einen Vorbereiter bekam, der mich auf Fehler hingewiesen hat. Mir hat das Fachwissen gefehlt. Im Groben sieht mein Plan so aus: keinen raffinierten Zucker, kein Weißmehl, keine ungesunden Fette, schon gar keine Convenience-Produkte, ausreichend Kalorien, gesplittet in Makro- und Mikronährstoffe. Ich esse viele Kartoffeln, Reis, Gemüse, Salate, mageres Fleisch, Haferflocken, Oliven- und Kokosöl. Bodybuilding sieht sich oft mit Schmähungen konfrontiert. Stichwort Doping. Der Einfluss verbotener Muskelpräparate führte bei einigen Sportlern zum Tod. Was sagen Sie zu solchen Substanzen? Die Gesundheit steht im Vordergrund. Ich mache den Sport nicht, um krank zu werden oder in irgendeinem Maße mich selbst zu gefährden. Eine bestimmte Muskulatur aufzubauen, das dauert. Man braucht Geduld. Leute, die zu verbotenen Mitteln greifen, haben die offenbar nicht. Und wie steigern Sie selbst Ihre Leistungsfähigkeit? Ich setze um, was mir mein Vorbereiter sagt. Natürlich wird der Körper unterstützt von zugelassenen Nahrungsergänzungsmitteln, die einen Benefit mit sich bringen. Zusätzliche Aminosäuren, Mineral- und Nährstoffe versprechen, was das Muskelwachstum betrifft, höheren Erfolg. Es gibt für Bodybuilder ein Dreieck, das den Weg zum gewünschten Körper gut veranschaulicht: Durch Training werden Reize gesetzt, Nährstoffzufuhr und Regeneration fördern den Muskelaufbau und die Fettverbrennung.

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