Donnersbergkreis Ohne Tabu bei der Besetzung der Hauptrolle

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar“. So lautet das wohl bekannteste Zitat aus Antoine de Saint-Exupérys Werk „Der kleine Prinz“. Diese Geschichte, basierend auf dem moralischen Handeln, haben sich die zwei Förderschulen „Schule am Donnersberg“ in Rockenhausen und die Alzeyer „Löwenschule“ gemeinsam mit dem Elisabeth Langgässer Gymnasium aus Alzey vorgenommen und daraus ein „inklusives“ Musical gestaltet. Mit vollem Erfolg. Insgesamt 64 Schüler – mit und ohne Beeinträchtigungen – haben mit ihrer Vorstellung die gut 100 Gäste in der Rockenhausener VTR-Halle begeistert.

Dass der Hintergedanke des Projekts – die Inklusion – einfacher umzusetzen ist als manch einer glauben mag, demonstrierten die Schüler des Gymnasiums auf ganz neuen Wegen. So gab es bei der Rollenbesetzung des Musicals kein Tabu: Jeder durfte in die Haut des kleinen Prinzen oder dessen Weggefährten schlüpfen. Auch Sprachbeeinträchtigungen, mit denen die Chancen an großen Theaterhäusern oder Musicalschulen wohl eher gering wären, sind in diesem inklusiven Musical kein Thema. Die Idee zur Kooperation der Förderschule und des Gymnasiums hatten nicht etwa die Förderschulen selbst, sondern drei Schüler des Alzeyer Gymnasiums. Zunächst wurde die Löwenschule, dann aber auch die Musical-AG der Rockenhausener Förderschule mit ins Boot geholt. Trotz organisatorischer Schwierigkeiten und großem Aufwand schafften es die drei Schulen, ein Musical mit Band, Kostümen und Bühnendekoration auf die Beine zu stellen. Geschrieben wurde das Stück von Christoph Immetsberger, Lehrer an der Schule am Donnersberg in Rockenhausen. In verschiedenen Szenen, die eine Erzählerin sowie die Band mit einem Zwischenspiel ankündigen, zeigen die Darsteller die Reise des kleinen Prinzen durch die Galaxie bis zur Erde. Der Prinz – und auch die Schüler – wollen weg von kapitalistischen und oberflächlichen Verhaltensweisen. Die Band des Gymnasiums begleitete das Musical über die komplette Vorstellung. Hervor stachen vor allem die zwei äußerst talentierten jungen Sänger Natalie Schornsheim und Luis Dreyer, die sich von Rap bis Balladen problemlos durch alle Musikgattungen sangen. Die Geschichte des kleinen Prinzen gaben die Kinder chronologisch wie im französischen Klassiker wider: Flugzeugabsturz, dann die Begegnung mit dem Prinzen, der seine Geschichte erzählt. Seinen Planeten mit drei Vulkanen und einer Rose verließ er, um Freunde zu finden. Auf der Erde sieht er einen Rosengarten und bemerkt, dass seine Rose nicht außergewöhnlich, sondern nur eine unter Tausenden ist. Doch ein Fuchs belehrt ihn eines Besseren. Schließlich muss die Rose nur für ihn, und nicht für jeden besonders sein. Von diesem Fuchs lernt er auch, worauf die Vorstellung der Schüler basiert, dass man nur mit dem Herzen gut sieht. Während der Zusammenarbeit des Gymnasiums und der Förderschüler habe es viele schöne Momente gegeben und die Schüler konnten völlig neue Facetten an sich entdecken, sagte Immetsberger nach der Vorstellung. Und Schulleiter Harald Dechent aus Rockenhausen betonte: „Wir wollen keine Inklusion auf dem Papier, wir wollen eine gelebte Inklusion.“ Dass das einfacher ist als mancher denkt, haben die Alzeyer Gymnasiasten eindrucksvoll gezeigt. Neben diesem Grundgedanken diente die Veranstaltung zum Sammeln von Spenden für die Partnerschule in Ruanda. (fisi)

x